Scusi, signori

Reinhold Kober, Chefredakteur GFF - © Foto:privat

Ein Mitarbeiter der Düsseldorfer Messegesellschaft stellte unlängst beim informellen Austausch am Telefon fest, die Ausnahmesituation Corona sorge teils auch dafür, dass im Miteinander der Branche der eine oder andere offenbar in den Krisenmodus geschaltet habe. Klar, dass das in seiner Tonalität überraschende, wenige Wochen zuvor verschickte Statement des italienischen Verbands Gimav für Glasmaschinen und Zubehör, unterzeichnet vom in dieser Position noch recht frischen Michele Gusti, für Gesprächsstoff sorgt. Darin heißt es, im Vorfeld der Absage der mittlerweile auf 15. bis 18. Juni terminierten Weltleitmesse glasstec, es sei „Nonsens“, dieses Jahr noch an einer Messe teilzunehmen; gleichzeitig sprach der selbstbewusste Verband die „Empfehlung“ aus, den Fachevent bitteschön nicht auf das Folgejahr zu legen. Und ja, es ist Fakt, dass in ebendiesem, namentlich im Herbst 21, die Gimav-Messe Vitrum in Mailand ansteht.

Die GFF pflegt, wie fast alle mir bekannten Branchenmedien, seit vielen Jahren ein partnerschaftliches Verhältnis zu Show und deren Machern, wie wohlmeinende Berichte auch in den Jahren belegen, in denen erhebliche Teile der zwei Veranstaltungshallen abgehängt oder mit, zugegebenermaßen wundervollen, italienischen Automobilen bestückt waren. Wir hätten uns, in der augenblicklich für alle fordernden Situation, vielleicht eine Prise mehr Grandezza und etwas weniger Säbelrasseln gewünscht – gerade als selbst, jahrelang eher leidgeprüfter, Messeveranstalter müsste man um die Sorge wissen, die die Düsseldorfer um ihre Marke und vielleicht auch um künftige Präsentationsmöglichkeiten der Branche umtreibt. Die haben sich mit Repliken in Richtung Süden gänzlich zurückgehalten, ohne der „Empfehlung“ zu folgen. Dazu kommt, dass Hinweise wie der aus dem Gimav-Schreiben, alles müsse 2020 abgesagt werden, weil es keine Gelegenheit gebe, „wie früher an Messen teilzunehmen“, den Italienern mit Blick auf auch für 2021 nicht gänzlich unwahrscheinliche Maßnahmen wie Masken und Social distancing noch auf die Füße fallen könnten. Eine ganz andere Botschaft hatte einige Tage zuvor Alessandro Fenzi ausgesendet: Er machte klar, seine Gruppe könne und wolle dieses Jahr nicht zum Branchentreffen an den Rhein reisen, werde aber im Fall der Verschiebung der erste Teilnehmer sein, der sich wieder zur glasstec committet – als „untrennbarer Teil der weltweiten Glasindustrie“. Der Gimav-Schwenk, dass Lamborghini und Ferrari ihre Modelle nun mal in Bologna, Mercedes die Neuheiten in Frankfurt vorstellen würden, unterstreicht das Trennende; abgesehen davon, dass die Genannten im Regelfall beide Optionen nutzen werden. Vor allem aber wäre es lustig, empfähle der eine Manufacturer dem anderen, wann er den neuen Sportwagen zu launchen habe.

Nutzen Sie die Möglichkeit, bis 8. Oktober auf www.gff-magazin.de unter diesen Vorschlägen für das GFF-Wunschthema in Ausgabe 11/20 zu voten.

1. Holz holt auf: Im Export, z.B. in den USA, berichten Brancheninsider von mehr Marktanteilen für das Naturmaterial in Pfosten-Riegel-Konstruktionen.

2. Das ist sehr dünn: Wie PVB-Folien bei schubsteifen Verbünden im konstruktiven Glasbau bei der Lastabtragung performen – mit Folgen für die Statik.

3. Push the button: Arbeiten im modernen Fensterbau nur noch Automatenbediener? GFF analysiert Fertigungsstrukturen abhängig von der Philosophie.

Ihr

Reinhold Kober