Jubiläum: 125 Jahre in Familienhand Schöner Wohnen mit Glas

Die Glaserei Schwarze im niedersächsischen Braunschweig feiert in diesem Jahr ihr 125-jähriges Jubiläum. Der Familienbetrieb versteht sich als Wunscherfüller für seine Kunden und geht bei der Gestaltung mit Glas auch mal neue Wege – mit Erfolg, wie unser Vorortbesuch zeigt.

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    © Glaserei Schwarze
    Ines und Michael Schwarze leiten die Glaserei Schwarze in Braunschweig in vierter Familiengeneration.
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    Neben Büro und Werkstatt beherbergt der Firmensitz am Rande von Braunschweig seit kurzem auch eine neue Ausstellung.
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    Der Anspruch besteht darin, die Designmöglichkeiten von Glas, u.a. in Kombination mit Werkstoffen wie Holz und Metall, aufzuzeigen.
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    Ob Wohnungen, Häuser oder Büros – das Kerngeschäft des Handwerksbetriebs ist der gehobene Innenausbau mit Glas.

Vier Meistergenerationen prägen die Geschichte der Glaserei Schwarze im niedersächsischen Braunschweig. In diesem Jahr feiert der Fachbetrieb sein 125-jähriges Jubiläum. „Mein Urgroßvater Robert Schwarze hat die Glaserei im Jahr 1896 gegründet“, sagt der jetzige Inhaber Michael Schwarze nicht ohne Stolz. Seine Wanderjahre führten ihn u.a. nach Braunschweig – dort lernte er seine künftige Ehefrau kennen und eröffnete in der neuen Wahlheimat ein Geschäft für Bilderrahmen und Glasreparaturen.

Im Jahr 1936 übernahm sein Sohn Walter Schwarze die Geschicke der Glaserei. „Mein Opa war ein Macher“, beschreibt Michael Schwarze dessen Wesenszüge. „Nach dem Zweiten Weltkrieg kaufte er ein Trümmergrundstück in der Innenstadt und baute dort eine Wohnbaracke mit Laden.“ Abends verwandelte sich das Geschäft in ein Wohnzimmer für die Familie. Als Katastrophenhelfer unterstützte Walter Schwarze den Wiederaufbau und wurde dafür 1975 mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande ausgezeichnet. Der Betrieb stattete ganze Straßenzüge mit Einfachglas aus. Später kamen Bauprojekte wie die Verglasung des Braunschweiger Hauptbahnhofs hinzu. 1966 errichtete Schwarze eine Werkstatthalle im Südwesten von Braunschweig.

Auch Walter Schwarzes Sohn, Glasermeister Klaus Schwarze, hielt dem Familienbetrieb die Treue und absolvierte eine Lehre im elterlichen Betrieb. Etwa zwei Jahre lang erlernte er die Techniken des Handwerks, u.a. den venezianischen Schliff, in europäischen Metropolen wie Paris, Florenz und Rom. „Paris war seine Stadt“, erinnert sich Michael Schwarze, der bereits als Kind durch die Glaserwerkstatt tobte und in den Sommerferien auf der Baustelle jobbte. Nach Abschluss der Schule kam auch für ihn nur eine Glaserausbildung im elterlichen Betrieb infrage. 1985 startete er dort die Lehre und sattelte später den Meister in Hadamar drauf. Um die Praxis des Fensterbaus zu erlernen, heuerte er für ein halbes Jahr als Praktikant in einem Fachbetrieb in Hessen an. „Als norddeutscher Blankglaser habe ich das Wissen aufgesaugt“, verrät er. „Im Gegenzug habe ich dem Meister beigebracht, wie man VSG schneidet.“

Keine Angst, Neues auszuprobieren

Seit 1999 steht Michael Schwarze in vierter Familiengeneration an der Spitze der Glaserei. Unterstützt wird er dabei von seiner Frau Ines, die für die Finanzbuchhaltung zuständig ist. „Nach der Übernahme haben wir alles umgekrempelt, um uns mehr um das Schöne zu kümmern, das den Menschen Freude bereitet“, bestätigen sie einhellig. Im Umkehrschluss hieß das: weniger Glasreparaturen, mehr Glasgestaltung. das Know-how zu erweitern, standen fortan Schulungen und Fachmessen auf dem Terminkalender. Zudem zogen sie mit dem Unternehmen komplett an den bisherigen Zweitstandort am Rande von Braunschweig um.

Mittlerweile hat der Betrieb sein Kerngeschäft auf den Innenausbau verlagert und sich u.a. mit Küchenrückwänden, Badausstattung, Glastüren und Treppen bei Architekten, Wohnbaugesellschaften sowie Geschäfts- und Privatkunden einen Namen gemacht. Im Außenbereich gehören Lösungen wie Vordächer, Fußböden und Glashäuser zum Portfolio. „Man darf keine Angst davor haben, Neues auszuprobieren“, sagt Ines Schwarze über das Erfolgsrezept. „Unsere Kunden fordern uns und wir fordern unsere Lieferanten.“

Dabei erfüllt die Glaserei nahezu jeden Kundenwunsch – vom acht Meter langen Zaun aus VSG über eine Glaswand mit aufgedruckter Unabhängigkeitserklärung der USA bis hin zur Treppe mit angepasstem Scheibenverlauf. Um dem hohen Anspruch an Glasdesign, Technik und Sicherheit gerecht zu werden, setzt das Unternehmerpaar auf persönliche Geschäftsbeziehungen bzw. Partnerbetriebe mit familiären Strukturen. „Am Ende sind ein gutes Gefühl und die Zufriedenheit des Kunden entscheidend“, sagt Michael Schwarze, den Traditionstechniken wie Bleiverglasung, Ätzen mit Knochenleim und Fusing immer wieder aufs Neue begeistern. „Man darf das kreative Denken nicht verlieren. Das macht den Reiz des Glaserhandwerks aus“, bekräftigt er. Auf Fernreisen entdeckte er seine Leidenschaft fürs Fotografieren und hält seitdem die zahlreichen Glasbauprojekte des Betriebs in Bildern fest, die er u.a. auch auf sozialen Medien wie Facebook, Instagram und Pinterest postet.

Für den Nachwuchs ist gesorgt

Seit vielen Jahren beschäftigt die Glaserei einen Gesellen, der zurzeit den Meisterkurs in Hannover besucht, sowie zwei Azubis. Im Sommer 2021 kommt ein dritter Azubi hinzu. „Wir bilden unseren Nachwuchs am liebsten selbst aus – damit haben wir die besten Erfahrungen gemacht“, versichert Schwarze, dem auch die Investition in State-of-the-Art-Technologien wie Fusingofen und Sandstrahlkabine wichtig ist. Darüber hinaus erhöht der Betrieb seine Attraktivität als Arbeitgeber mit einer übertarifliche Bezahlung, Sonderzahlungen sowie Unterstützungsangeboten, z.B. Fahrkarten und Lehrmittel, für die Auszubildenden.

Auch die Betriebsnachfolge ist bereits geregelt. Mittelfristig soll der Geselle bzw. künftige Meister die Glaserei übernehmen. „So können wir die Übergabe gut vorbereiten“, betont der Firmenchef, der sich neben seiner Unternehmertätigkeit auch in Verbänden engagiert. In der Vergangenheit war er u.a. Vorsitzender der Jungglaser und stellvertretender Bundesinnungsmeister des Glaserhandwerks. Seit mehreren Jahren ist er Obermeister in Braunschweig. „Die Innungsarbeit hat einen hohen Stellenwert“, sagt er. Darüber hinaus macht sich der 54-Jährige für den Lions Club stark, der mit tollen Aktionen Spendengelder sammelt, um z.B. krebskranken Kindern einen Herzenswunsch zu erfüllen. Als Gründer des Vereins „Eine Region für Kinder“ unterstützt er zudem die Ausbildung von ehrenamtlichen Paten, die in Familien gehen und dort die Kinder von suchterkrankten Eltern betreuen. Vor anderthalb Jahren ist Schwarze zum Braunschweiger des Jahres 2019 gewählt worden – ein Preis, der von der Braunschweiger Zeitung ausgelobt wird. „Es ist alles ein Geben und Nehmen“, fasst er seine Motivation zusammen.