Fassadenspezialist in der Krise Roschmann stellt Insolvenzantrag

Die Firma Roschmann aus Gersthofen hat beim Amtsgericht Augsburg einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens gestellt. Trotz jahrelanger Restrukturierungsbemühungen konnte der Spezialist für komplexe Gebäudehüllen aus Stahl und Glas die wirtschaftliche Schieflage nicht mehr abwenden.

Der Unternehmenssitz von Roschmann in Gersthofen.
Der Unternehmenssitz von Roschmann in Gersthofen. - © Roschmann

Zum vorläufigen Insolvenzverwalter wurde am 24. Juli 2025 Dr. Alexander Zarzitzky von der Kanzlei Anchor Rechtsanwälte bestellt. Der Geschäftsbetrieb der Gesellschaft wird uneingeschränkt fortgeführt. Die Löhne und Gehälter der 121 Mitarbeitenden am Standort Gersthofen sind über das Insolvenzgeld der Bundesagentur für Arbeit gesichert.

Die Roschmann Group gehört zu den führenden Anbietern im Bereich der konstruktiven Fassadenarchitektur und realisiert komplexe Gebäudehüllen aus Stahl und Glas. Rund 300 Mitarbeitende in der Unternehmensgruppe an vier Standorten arbeiten an Projekten in Deutschland, Europa und Nordamerika. Das Unternehmen verfügt über zwei Tochtergesellschaften in der Schweiz und im Vereinigten Königreich.

Prestigeprojekte und internationale Ausstrahlung

Die Ursprünge von Roschmann reichen bis ins 19. Jahrhundert zurück. Seit 1952 ist das Unternehmen in Gersthofen ansässig, wo heute auch die eigene Fertigung für Stahl- und Blechbearbeitung angesiedelt ist. Der Firmensitz im Westen von Gersthofen - der "Glass Tower" - wurde 2020 fertiggestellt. Das architektonische Highlight ist ein elfstöckiger Büroturm mit markanter Glasfassade. Neben rund 5.000 Quadratmeter Bürofläche entstanden hier etwa 10.000 Quadratmeter Produktionsfläche.

Im Laufe der Jahrzehnte entwickelte sich Roschmann vom Glasereibetrieb zum international tätigen Hightech-Fassadenbauer. Die Liste der realisierten Projekte umfasst unter anderem das Norwegische Nationalmuseum in Oslo, den EZB-Hauptsitz in Frankfurt, das IOC-Headquarter in Lausanne, ein Campuscenter der Harvard University in Boston, das Überseequartier in Hamburg und das National Air and Space Museum in Washington. Auch die WWK-Arena in Augsburg und das Buffalo AKG Art Museum gehören zum Projektportfolio.

Seit dem Jahr 2017 gehört die Unternehmensgruppe zur RSBG SE, einer Beteiligungsgesellschaft der RAG-Stiftung mit Sitz in Essen.

Mehrere Faktoren führten in die Krise

Trotz eines seit mehreren Jahren laufenden, vom Gesellschafter finanzierten Restrukturierungsprozesses geriet das Unternehmen in den vergangenen Monaten zunehmend unter Druck. Bereits im ersten Quartal 2025 verzeichnete Roschmann einen deutlichen Rückgang der Gesamtleistung. Maßgeblich hierfür war dem Unternehmen zufolge eine spürbar schwächere Marktentwicklung, ein rückläufiger Auftragseingang sowie unverschuldete projektbezogene Verzögerungen bei Großaufträgen. In der Folge kam es zu verspäteten Zahlungseingängen, die zu einem erhöhten Liquiditätsbedarf führten.

Trotz eines bereits im Sommer 2024 eingeleiteten Personalkonzepts setzten die angestrebten Effizienzgewinne und Einsparungen verzögert ein. Gleichzeitig belasteten inflationsbedingte Kostensteigerungen sowie ein gestiegener Fremddienstleistungsanteil infolge der Umstellung auf eine schlankere Fertigungsstruktur das Ergebnis. Die wirtschaftliche Situation wurde dadurch zusätzlich angespannt. Die parallel eingeleitete Suche nach einem Investor konnte nicht rechtzeitig zu einem positiven Abschluss gebracht werden. Aus diesem Grund war der Insolvenzantrag nach eigenen Angaben unvermeidlich.

Sanierungschancen werden ausgelotet

Mit der Bestellung von Dr. Alexander Zarzitzky als vorläufigem Insolvenzverwalter beginnt nun die strukturierte Prüfung der Sanierungsfähigkeit der Gesellschaft. "Wir haben heute unmittelbar nach der Bestellung durch das Augsburger Amtsgericht die Beschäftigten vor Ort in Gersthofen informiert. Zusammen mit meinem Team von Anchor Rechtsanwälte verschaffe ich mir nun einen Überblick über die aktuelle Situation und wir führen rasch Gespräche mit den wichtigsten Akteuren", sagt Zarzitzky von Anchor Rechtsanwälte.

"Unser Ziel ist es, gemeinsam mit der Geschäftsführung die Arbeitsplätze, Standorte und Kompetenzen der Roschmann Group zu erhalten und schnell eine Perspektive für eine tragfähige Fortführungslösung zu erarbeiten", führt Zarzitzky aus. Die Gespräche mit den bisherigen Kaufinteressenten sollen ebenfalls rasch wieder aufgenommen werden.