Serielles Konzept Raus aus dem Sanierungsstau

Ob hohe Kosten, lange Bauzeiten, ineffiziente Prozesse oder aufwändige Koordination unterschiedlicher Gewerke – die energetische Sanierung ist mit großen Herausforderungen verbunden. Ein serielles Verfahren soll jetzt eine neue Ära der Modernisierung einläuten.

Pilotprojekt: Ende Juli 2022 startete Renowate mit der seriellen Sanierung von zwei Mehrfamilienhäusern im nordrhein-westfälischen Mönchengladbach. - © LEG

Den Menschen Wohnraum zum Leben zu geben – diese Mission verfolgen Rhomberg Bau und LEG Immobilien seit vielen Jahren. Am 1. April 2022 haben die österreichische Baufirma und das deutsche Wohnungsunternehmen aus Düsseldorf das Joint Venture Renowate gegründet. Ihr Ziel: Sie möchten Bauindustrie und Wohnraumwirtschaft einerseits ökologisch und ökonomisch effizienter machen und andererseits lebenswerte und bezahlbare Wohnbedingungen für Nutzer schaffen. Dabei soll mittels serieller Lösungen und End-to-End-Prozessen die Dekarbonisierung von Gebäuden vorangetrieben werden, um die ambitionierten Klimaschutzziele der EU im Gebäudesektor zu erreichen.

Sanierung ist eine Herausforderung

Hohe Kosten, lange Bauzeiten, ineffiziente Prozesse oder aufwändige Koordination unterschiedlicher Gewerke: Die Sanierung stellt Wohnungseigentümer vor große Herausforderungen – sowohl finanziell als auch organisatorisch.Renowate bündelt eigenen Angaben zufolge die Kompetenzen aus Baugewerbe und Wohnungsmanagement. Kombiniert mit der seriellen Lösung biete das Unternehmen einen einfachen, effizienten und kostenreduzierten Zugang zur energetischen Sanierung. Die Leistungen decken den gesamten Sanierungsprozess ab – von der integrierten Projektplanung über die industrielle Fertigung der Module bis hin zur standardisierten Montage.

14 Projekte in 24 Monaten

Ende Juli vergangenen Jahres startete Renowate das erste ilotprojekt – die serielle Sanierung von zwei Mehrfamilienhäusern im Mönchengladbacher Stadtteil Lürrip. Nach Einrichtung der Baustelle wurden zunächst die Gewerke Heizung, Elektro und Dach ausgeführt. Im nächsten Schritt erfolgte die Montage der vorproduzierten Fassadenelemente.


Dank der Modernisierung entsprechen die 47 Wohnungen mit einer Fläche von knapp 2.570 Quadratmetern laut Unternehmensangaben nunmehr dem Effizienzhaus-55-Standard der Bundesförderung für energieeffiziente Gebäude (BEG). Die hohe Umsetzungsgeschwindigkeit sei durch die innovativen Planungs- und Fertigungsprozesse in Kombination mit der Verwendung von Lüftungssystemen aus Belgien, Fassadenelementen aus Estland und Wärmepumpen aus Deutschland möglich. Das Wohnhaus benötige künftig 90 Prozent weniger Energie und die Rest-energie werde mittels durch Ökostrom betriebene, hocheffiziente Wärmepumpen bereitgestellt. „Die Großflächenpaneele für die Fassadenisolierung werden von einem Holzbauer in Estland gefertigt“, erläutert Kim Alexander Binder, Projektleiter bei Renowate. „Dort erfolgt auch der Einbau der Fenster.“ Im Zuge der Sanierung wurden ebenso die Türen erneuert, da die alten Elemente nicht dem BEG-55-Standard entsprachen. Für die Fertigung und den Einbau waren lokale Metallbaubetriebe zuständig.

Weiter Projekte in Planung

In den kommenden 24 Monaten stehen bei dem Gemeinschaftsunternehmen weitere zwölf Modernisierungsprojekte an. Renowate arbeitet eigenen Angaben zufolge daran, digitale, skalierbare Prozesse für die Baumaßnahmen zu entwickeln, um der führende Lösungsanbieter für die energieeffiziente Sanierung in der DACH-Region zu werden.

In kurzer Zeit zu mehr Komfort

Bei der Sanierung orientiert sich Renowate am Vorbild des Energiesprong-Prinzips, bei dem vorgefertigte Fassadenmodule an eine bestehende Fassade angebracht werden. Der Begriff „Energiesprong“ ist niederländisch und bedeutet so viel wie Energiesprung. Das im Jahr 2013 entwickelte Prinzip denkt die Sanierung neu: Als einfach, schnell und wirtschaftlich umsetzbares Gesamtprodukt mit Net-Zero-Standard ermögliche es das klimafreundliche Sanieren und Wohnen für alle. Dieses Vorgehen wird laut dem Joint Venture in Deutschland bislang kaum genutzt, obwohl es eine neue Ära der energetischen Sanierung einläute: Der Bauzeitraum werde entscheidend verkürzt, der Wohnkomfort verbessere sich und die Mieter können während des gesamten Sanierungsprozesses in ihren Wohnungen wohnen verbleiben.

Aber nicht nur das: Nach der Sanierung seien die Wohnobjekte von Gaslieferungen durch den Einbau einer Wärmepumpe der neuesten Generation weitestgehend unabhängig. Zwar werde im Zuge der Modernisierung die Miete angehoben, aber unterm Strich seien die monatlichen Belastungen durch die geringeren Nebenkosten nicht höher als zuvor.