Glasmanufaktur Buttikon investiert in ESG-Ofen Nicht billiger, aber schneller

Die Manufaktur Buttikon im schweizerischen Reichenburg hat ihren Maschinenpark umeinen Härteofen erweitert. Das Glasbauunternehmen verkürzt so die Lieferzeiten massivund rechnet kurz- oder mittelfristig mit einem Zuwachs bei den Kunden.

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    © Glasmanufaktur Buttikon
    Unabhängiger und flexibler: Die Glasmanufaktur Buttikon hat ihren Maschinenpark um einen Härteofen von Mappi erweitert.
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    Handhabung vereinfacht: Am Eingang und am Ausgang der Anlage ist je ein Manipulator installiert.
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    Vier Meter breit, 16 Meter lang: Den Platz hatte das Unternehmen bereits beim Neubau vor vier Jahren fest eingeplant.

Die Glasmanufaktur Buttikon bildet das gesamte Spektrum des Glasbaus ab, vom Glastablar über Glasgeländer bis zu komplexen Ganzglasanlagen. Bearbeitungen am Basisglas nimmt der 1936 gegründete Familienbetrieb selbst vor. „Wir bieten bei uns im Haus alle Standardbearbeitungen an: Schneiden, Fräsen, Schleifen, Bohren“, sagt Betriebsleiter Michel Mlaker. Zum Einsatz kommen in allen Bereichen Maschinen, die auf dem neuesten Stand der Technik sind. „Wir sind 2011 in ein neues Gebäude umgezogen und haben in diesem Zug auch einen Teil unserer Maschinen erneuert.“ Neben automatischen Zuschnitttischen für monolithisches sowie VSG-Glas und einem CNC-Bearbeitungszentrum für die Schleiferei komplettiert seit Anfang 2015 ein ESG-Ofen den Maschinenpark. „Damit sind wir überall sehr gut aufgestellt und flexibel.“ Bei der Anlage handelt es sich um einen Konvektionsofen des italienischen Herstellers Mappi, genauer: um ein Modell der Serie Fox Eco Convection. Die Anschaffung des Härteofens war für das Unternehmen interessant geworden, weil sich das Geschäft in diese Richtung entwickelt habe. „Während der vergangenen zehn Jahre hat sich unser Geschäft zu 80 bis 90 Prozent hin zum Innenausbau verlagert“, schildert Mlaker. Und für Küchenrückwände, Glasschiebetüren, Ganzglasanlagen und Duschen sei nun mal ESG gefordert.

Fünf Tage bis zum fertigen Produkt

Der Mappi-Ofen härtet vier bis 19 Millimeter dicke Scheiben bis zu einem Format von 1.500 mal 3.200 Millimeter. Damit lassen sich laut Mlaker zirka 98 Prozent des Eigenbedarfs im Innenausbau abdecken. Gläser mit härtbaren Schichten können ebenfalls bearbeitet werden. Mit der Anlage sei die Glasmanufaktur Buttikon in ihrem Kerngeschäft nun weitgehend unabhängig von den Lieferanten – mit einem bestimmten Ziel: „Wir garantieren Flexibilität, Qualität sowie deutlich verkürzte Lieferfristen ab Werk“, betont Mlaker. Innerhalb von drei bis fünf Tagen stellt der Betrieb seinen Angaben zufolge  das gewünschte Produkt fertig, vom Aufmaß bis zur Montage.

Ein solcher Ofen ist allerdings keine günstige Anschaffung. Neben dem Kaufpreis für die Anlage fallen die Unterhaltskosten ins Gewicht. „Die Stromkosten sind immens, seit der Anschaffung haben sich diese verdoppelt“, sagt der Betriebsleiter. Aussagen zur Amortisation seien daher derzeit schwierig. Günstiger als vorher produziert das Unternehmen nach Angaben Mlakers jedenfalls nicht. „Wir sind einfach schneller, und das wird sich kurz- oder mittelfristig bemerkbar machen – in Form von neuen Kunden.“

Ofen mit niedrigem Energiebedarf

Nichtsdestoweniger spart der Betrieb relativ gesehen doch Energie ein. Denn Mappi-Öfen zeichnen sich nach Lieferantenangaben durch minimale Aufheizzeiten sowie einen niedrigen Energiebedarf aus. „Unsere Maschinen sind im Verhältnis zu Konkurrenzprodukten um zirka 30 Prozent sparsamer“, schätzt Vertriebsleiter Sergio Cosano. Wie er ausführt, berät Mappi seine Kunden ausführlich, welches Produkt am besten zu ihnen passe. Bei der Installation kümmerten sich die Mitarbeiter um jedes Detail. „Unsere Maschinen sind in hohem Maß an die Bedürfnisse der Kunden angepasst“, sagt Cosano. Im Fall der Glasmanufaktur Buttikon sei etwa das Gebläse auf einer bereits vorhandenen Bühne installiert worden. Ansonsten handelt es sich bei dem Ofen laut Mlaker um ein Standardprodukt. Nachträglich habe der Betrieb noch zwei Manipulatoren installiert – einen am Eingang, einen am Ausgang der Anlage. So bedient ein Mitarbeiter alleine die gesamte Anlage. „Das ist ein zusätzlicher Vorteil für uns.“

Unterstützung von A bis Z

Bestellt hatte die Glasmanufaktur Buttikon ihre Anlage Mitte Dezember 2014, geliefert wurde sie im April 2015 – und damit schneller als erwartet. „Mappi hatte eine Lieferzeit von sechs Monaten angegeben“, berichtet Mlaker. „Wir konnten ab Mai komplett produzieren.“ Innerhalb einer Woche hätten eine Handvoll Mappi-Mitarbeiter die Anlage installiert sowie die Beschäftigten geschult. Insbesondere mussten die Mappi-Experten die Rezepte für die einzelnen Glas­typen einstellen, damit beispielsweise das Bruchbild von ESG sowie TVG den Normen entspricht. Sollte ein neuer Glastyp hinzukommen, der noch nicht hinterlegt ist, reicht es laut Mlaker, kurz Rücksprache mit Mappi zu halten. Die Kommunikation erfolge auf Englisch oder Italienisch. „Da wir italienische Mitarbeiter haben, haben die Mappi-Mitarbeiter die Schulung bei uns auf Italienisch gehalten, unsere Mitarbeiter haben übersetzt“, berichtet Mlaker. Ausfälle oder Probleme mit dem Ofen habe es seit der Inbetriebnahme nicht gegeben. „Tritt ein Fehler auf, greift der Support über einen Teamviewer von Italien aus auf die Maschine oder die Software zu und behebt diesen“, erläutert der Betriebsleiter.

Laut Mlaker lohnt sich ein eigener ESG-Ofen für Betriebe, die viele solcher Gläser verarbeiten und dabei unter Zeitdruck stehen. Er weist allerdings darauf hin, dass es sich um keine günstige Lösung handle: Die Anschaffungskosten seien hoch und insbesondere die Stromkosten nicht zu unterschätzen. Wie Sergio Cosano anmerkt, bietet Mappi Öfen für jede Unternehmensgröße an, vom kleinsten Fox-Modell bis zum riesigen ATS J-Ofen. Glasbauunternehmen in der DACH-Region wenden sich direkt an Mappi oder an Füldner Machines.