Closed-Cavity-Fassaden Nachhaltige Technik mit großer Zukunft

Closed Cavity-Fassaden oder Sonnenschutz im Zwischenraum von Isoliergläsern: Was ist Stand der Technik, wie entwickelt sich die Nachfrage nach den Systemen und welche Anforderungen werden an die Montage gestellt? Darüber hat GFF mit führenden Branchenplayern gesprochen.

Mit 278 Metern Höhe ist 22 Bishopsgate in der City of London der weltweit höchste Wolkenkratzer mit einer CCF. Gartner verkleidete den Büroturm mit geschosshohen CCF-Elementen, deren Gesamttiefe 250 Millimeter beträgt. - © Martin Richardson Images 22

Das nachhaltigen Bauen rückt bei Architekten und Planern immer stärker in den Fokus: Es verbessert Energieeffizienz und Tageslichtnutzung, senkt die Betriebs- und Wartungskosten eines Gebäudes und erhöht den Nutzerkomfort. Hier kommen Closed Cavity Fassaden (CCF) ins Spiel – sie eröffnen neue Möglichkeiten bei der Planung und Realisierung multifunk­tionaler Gebäudehüllen.

Gartner: Erfinder der CCF

Im Jahr 2008 hat Josef Gartner die CCF gemeinsam mit dem Fraunhofer Institut zur Serienreife entwickelt. "Bei der zweischaligen CCF ist der Raum zwischen der inneren und äußeren Verglasung vollständig geschlossen und vor Witterung geschützt", erläutert Johannes Schwenk, Head of Projects UK bei Josef Gartner, den Aufbau. "In der Regel sind die Elemente mit einer Prallscheibe aus eisenoxydarmem Glas einfach verglast, innen dagegen mit einer Zwei- oder Dreifach-Isolierverglasung." Damit sich beim Temperaturwechsel im Fassadenzwischenraum kein Kondensat bilden könne, werde dem rund 140 Millimeter breiten Fassadenzwischenraum, in dem sich der Sonnenschutz befinde, konstant gefilterte und getrocknete Luft zugeführt.
Bis heute hat der Fassadenspezialist die CCF kontinuierlich verbessert. "Da die Fertigung höchste Sauberkeit und Präzision erfordert, haben wir eine Waschanlage für die Gläser installiert und fertigen quasi im Reinraum", sagt er. Alle Materialien müssten frei von Staub, Fett und Spänen sein. Auch die Trockenluftanlagen seien weiterentwickelt worden. Zudem prüfe Gartner die Materialien, um sichtbare Ausgasungen oder Defekte im Zwischenraum zu vermeiden.


Wärmeschutz und hohe Transparenz

Der geschlossene Fassadenzwischenraum ist laut Schwenk die entscheidende technische Neuerung, um Transparenz, winterlichen und sommerlichen Wärmeschutz sowie Sonnen- und Schallschutz zu optimieren. Komfort, Energieeffizienz und Wirtschaftlichkeit ließen sich verbessern, die Reinigung der Flächen innerhalb der Kavität entfalle und Wartungs- und Betriebskosten seien im Vergleich zu einer herkömmlichen belüfteten Doppelfassade geringer. "Hochtransparente Gläser mit sehr guten Lichttransmissions- und Farbwiedergabewerten sind zusammen mit hocheffizientem Sonnenschutz im geschlossenen Fassadenzwischenraum einsetzbar", betont er. "Bei herkömmlichen einschaligen Fassaden mit innen liegendem Sonnenschutz muss die Lichttransmission der Gläser z.B. durch dunkle Sonnenschutzbeschichtungen eingeschränkt werden, um niedrige Ucw- und g-Werte zu erzielen."
Prinzipiell seien alle Sonnenschutzsysteme für die CCF geeignet. „Bewährt haben sich Lamellenraffstores, die mit intelligenten Steuerungen individuell angepasst werden können, das Tageslicht in tiefe Räume lenken und über eine Perforation bei geschlossener Stellung ein diffuses Licht bieten“, hebt der Projektleiter hervor. Die Sonnenschutzanlagen seien nicht windanfällig und eigneten sich auch für Hochhäuser.

Bei vollverglasten Bürogebäuden sorgt die CCF für die Einhaltung neuester Energiestandards. "Im nachhaltigen Bauen wird sie deshalb zunehmend nachgefragt, da sie dynamisch gesteuert hervorragende bauphysikalische Werte erzielt: Ucw-Wert von 0,6 bis 1,2, g-Wert mit Sonnenschutz von fünf bis zehn Prozent, Schallschutz von über Rw 50 Dezibel und eine Lichttransmission ohne Sonnenschutz von 0,63 bis 0,70", sagt er.
Eine CCF eigne sich für alle Bauten, sie benötige nur eine geringe Bautiefe, aber einen geeigneten Platz für die dezentrale Trockenluftanlage. Gartner habe diesen Fassadentyp vor allem in der Schweiz, in England und in Deutschland verbaut, aber mittlerweile auch in Frankreich und den USA. Eine Nachrüstung müsse im Einzelfall geprüft werden. "In London wird das New Zealand House mit 18 Geschossen entkernt, die alte Fassade demontiert und eine CFF eingesetzt", beschreibt Schwenk ein aktuelles Projekt von Gartner.

Montage: Was ist zu beachten?

Grundsätzlich wird eine CCF wie eine herkömmliche Fassade montiert. Der entscheidende Unterschied ist seinen Angaben zufolge die Versorgung mit Trockenluft, da sich sonst nach einigen Tagen Kondensat in den CCF-Elementen bilden könnte. "Unmittelbar nach der Fertigung im Werk werden die Fassadenelemente an die Trockenluftversorgung angeschlossen", so Schwenk. "Nach Anlieferung der Elemente auf der Baustelle müssen diese auch zeitnah an die Trockenluft angeschlossen werden." Dementsprechend müsse die Montage der Luftversorgung für die betreffenden Bereiche vor Anlieferung abgeschlossen und in Betrieb sein.

Den vollständigen Beitrag über Closed-Cavitiy-Fassaden sowie Sonnenschutz im Scheibenzwischenraum lesen Sie in der Oktoberausgabe der GFF.