ift-Fachinformation für Fenster und Türen Montagezargen: Kostenlose Fachinfo gibt Tipps

Montagezargen sind auf dem Vormarsch. Die kostenlose ift-Fachinformation MO-06/1 "2-stufiger Einbau von Fenstern und Türen mit Vorab-Montagezargen" gibt Bauherren, Planern, Herstellern und Montagebetrieben Tipps zu Planung, Ausschreibung, Vertrieb, Anwendung und Baurecht.

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Die kostenlose ift-Fachinformation MO-06/1 „2-stufiger Einbau von Fenstern und Türen mit Vorab-Montagezargen“ gibt auf 54 Seiten Tipps zu Planung, Ausschreibung, Vertrieb, Anwendung und Baurecht. - © ift Rosenheim

Moderne Fenster sind hochwertige und komplexe Bauteile, die einen großen Einfluss auf Wohnkomfort und Energieeinsparung haben. Allerdings führe die traditionelle Fenstermontage in der nassen Rohbauphase oft zu erheblichen Bauschäden mit teuren Reparaturen sowie zur Verzögerung des Bauablaufs. Diese Probleme lassen sich durch eine zweistufige Montage vermeiden, bei der zuerst ein Montagerahmen (Montagezarge, Einbau- bzw. Hilfsrahmen, Blindstock etc.) gesetzt wird, der das Gebäude durch eine temporäre Füllung (Platten, Folien etc.) witterungsfest macht. Der ausführende Betrieb setzt die Fenster dann erst nach Abschluss der Roh- bzw. Ausbauarbeiten ein, das Schäden vermeidet – genauso wie bei neuen Elektro- und Sanitäreinbauten.

Vorteile von Montagezargen

Montagezargen erhöhen den Vorfertigungsgrad, vereinfachen die Montage- und Anschlussarbeiten anderer Gewerke (Bauwerksabdichtung, Außenputz, Elektrik etc.) und helfen damit auch gegen den Fachkräftemangel. Zusätzlich wird der Baufortschritt beschleunigt, weil Montagezargen schnell verfügbar seien und eine Unabhängigkeit von Lieferengpässen bei Fenstern und Türen bieten, beispielsweise bei hoher Nachfrage oder saisonbedingten Lieferschwankungen.

Das häufig zitierte „Vertriebshemmnis“ der Mehrkosten wird bei einer ehrlichen Gesamtkostenrechnung entkräftet. Der Mehraufwand für eine Montagezarge wird meistens durch den sonst üblichen Aufwand für Abkleben, Schutz und Endreinigung der Fensterelemente sowie Reklamationsbearbeitung und Bauverzögerungen kompensiert. Eine Kosten-Nutzen-Studie (TH Rosenheim) zwischen der Montage mit beziehungsweise ohne Montagezarge ergab zwar bei einer einfachen Betrachtung Mehrkosten zwischen 4,6  und 12,9 Prozent (je nach Kalkulation und Häufigkeit von Bauschäden). Aber bei Montagen mit hohem Gefahrenpotenzial (z. B. Winterbaumaßnahme oder lange Bauphase) lagen die Mehrkosten nur noch zwischen 0,2 und 7,2 Prozent. Wenn dann noch eine Modernisierung einkalkuliert werde, ergeben sich bei realistischen Inflations- und Zinssätzen Minderkosten für einen Fenstertausch nach 40 Jahren Nutzungszeit von 7,1 bzw. 9,1 Prozent unter Berücksichtigung üblicher Bauschäden. Deshalb bieten viele Qualitätshersteller die Montage nur noch mit Montagezarge an, weil diese Montageart in der Gesamtbetrachtung sicherer und günstiger ist.

Montagezarge schützt die Umwelt

Damit sind Montagezargen eine wertvolle Investition in Nachhaltigkeit, Umweltschutz und Werterhaltung, weil beim Fenstertausch (der mindestens 2-mal in einem üblichen Gebäudeleben anfällt) der Kosten-, Zeit- und Materialaufwand deutlich niedriger sei. Ein zerstörungsfreier Fenstertausch erfolgt wegen Verschleiß oder immaterieller Alterung, beispielsweise aufgrund neuer gesetzlicher Anforderungen, Kundenansprüche sowie aufgrund des technischen Fortschritts (Smarthome-Technologien etc.). Auch das Recycling oder eine Weiternutzung des Gebrauchtfensters in anderen Gebäuden sei einfach möglich. Kosten und Aufwand im gesamten Lebenszyklus eines Gebäudes sind beim Einsatz von Montagezargen deshalb deutlich niedriger. Mit der geplanten Bewertung der Gesamtlebenszykluskosten durch die Ampelregierung im digitalen Gebäuderessourcenpass gewinne dies an Bedeutung.

Nasse Bauphase erhöht Schadenrisiko

In Deutschland werden die Fenster dennoch immer noch in der „nassen“ Bauphase montiert und einem hohen Schadensrisiko ausgesetzt, weil Planer, Handwerker und Bauherren alternative Montagemöglichkeiten zu wenig kennen und nicht aktiv anbieten. Die kostenlose ift-Fachinformation MO-06/1 „2-stufiger Einbau von Fenstern und Türen mit Vorab-Montagezargen; Risikominimierte Montage und einfacher Austausch von Fenstern, Fenstertüren und Außentüren“ gibt auf 54 Seiten Tipps zu Planung, Ausschreibung, Vertrieb, Anwendung und Baurecht. Im dazugehörigen Begleitheft beschreiben Bauexperten ihre persönliche Einschätzung. Die ift-Fachinformation MO-06/1 definiert eine Vorab-Montagezarge als umlaufenden Rahmen, der eine Montage in zwei zeitversetzten Schritten ermöglicht, den fachgerechten Anschluss und die Fertigstellung aller angrenzenden Gewerke erlaubt und die statischen und bauphysikalischen Anforderungen einer klassischen Fenstermontage erfüllt. So werde aus der undefinierten Schwachstelle Baukörperanschluss eine definierte Schnittstelle, die eine hohe Ausführungssicherheit biete, Toleranzen und Bauwerksverformungen ausgleiche und definierte Anschläge und Bezugskanten für die angrenzenden Gewerke bereitstelle. Die Vorab-Montagezarge sei aber ebenso zu planen.

Das ist zu beachten

Es kommen typische Rahmenmaterialien oder auch hochverdichtete, tragfähige Konstruktionsdämmstoffe zum Einsatz. Bei Holz sei ein ausreichender Holzschutz oder geeignete Holzarten zu verwenden (vgl. VOB/C, ATV DIN 18355 Tischlerarbeiten). Vorab-Montagezargen können innerhalb oder außerhalb der tragenden Wand liegen oder teilweise wandersetzend sein. Wichtig ist die Unterscheidung der verschiedenen Zargensysteme. Modulzargen sind teilweise wandersetzend und Zusatzeinrichtungen (Rollladen etc.) lassen sich leicht integrieren. Profilsystemzargen sind bezüglich Profilgeometrie, Dichtungsanschluss und Befestigung auf Fenstersysteme abgestimmt und ermöglichen eine rationelle Endmontage. Universalzargen sind innerhalb und außerhalb der tragenden Wand verwendbar und sind unabhängig von der Fenster- beziehungsweise Außentürkonstruktion.

Hinweise zum Baurecht und der Vertragsgestaltung

Hinweise zum Baurecht und der Vertragsgestaltung helfen dem Planer und Ausführenden, die möglichen Vorteile der Montagezarge gleich bei Ausschreibung und Angebotsabgabe einzubringen. Der Montagebetrieb müsse den Auftraggeber jedoch auf den Einbau der Fensterelemente in zwei getrennten Arbeitsschritten hinweisen, wenn dies nicht ausgeschrieben ist.

Insbesondere ist zu klären, ob ein temporärer Verschluss erforderlich ist und welche Funktionen dieser erfüllen muss (Schutz vor Witterung, Zutritt etc.). Deshalb ist es sinnvoll, wenn die Vorab-Montagezargen als Alternative zusätzlich im Angebot enthalten sind. Der Bieter kann dem Zusatzangebot Nachdruck verleihen, indem bei der ausschreibenden Stelle Bedenken für die klassische Fenstermontage anmeldet werden (§ 4 Abs. 3 VOB/B), weil diese in den allermeisten Fällen zu Mängeln an den Fenstern und damit zu Rechtsnachteilen für den Unternehmer führt.