Wettbwerbsvorteile für Metallbauer Lonsinger: "Die Mitgliedschaft im AUF ist ein Qualitätsmerkmal."

Über die Recyclinginitiative AUF wird knapp die Hälfte der in Deutschland anfallenden Aluminiumschrotte aus dem Baubereich einem geschlossenen Kreislauf zugeführt. Der Vorstandsvorsitzende Walter Lonsinger erläutert, welche Vorteile der ressourceneffiziente Umgang mit Aluminium für die Umwelt, aber auch die AUF-Mitglieder hat.

AUF Walter Lonsinger
Der AUF-Vorstandsvorsitzende Walter Lonsinger - © AUF

Der AUF hat das Ziel, Aluminiumschrotte aus Bauvorhaben gezielt einzusammeln, um das Material wiederzuverwerten, damit daraus neue Fenster, Türen und Fassaden entstehen.

Mitgliederzahl steigt auf mehr als 225 Betriebe

Die aktuellen Umweltschutz- und Klimaziele kommen dem Verein entgegen. Liegt der AUF im Trend? Dazu Lonsinger: "Der Verband verfolgt bereits seit mehr als 30 Jahren das Ziel, Aluminiumschrotte aus Bauanwendungen zu recyceln. Dementsprechend haben sich sowohl unsere Mitgliederzahlen als auch die gesammelten Altmetallmengen positiv entwickelt." Trotz der negativen Auswirkungen der Corona-Pandemie stieg die Zahl der Mitglieder auf mehr als 225 Betriebe. Dafür seien mehrere Ursachen erkennbar: Metallbauer erkennen, dass eine seriöse Bilanzierung von Schrotten und Abfällen in der Produktion, bei Abbruch, Sanierung und beim Neubau ein wichtiger Wettbewerbsvorteil bei Ausschreibungen und Aufträgen sei.

Ein zweiter Aspekt sind laut dem Vorstandsvorsitzenden der Materialwert und die Recyclingeigenschaften des Leichtmetalls. Die Schrotte können ohne Qualitätsverlust wieder aufbereitet werden. Der Energieaufwand dafür sei gering. So entstehen neue Produkte mit einem entsprechend niedrigeren CO2-Fußabdruck. Das passe genau zu den Themen unserer Zeit. Die über den AUF bilanzierte Menge an Aluminiumschrotten aus dem Baubereich wuchs um rund 30.000 Tonnen. "Unsere Jahres-Gesamtmenge stieg damit 2021 auf etwas mehr als 75.000 Tonnen. Damit erreichen wir einen Marktanteil von mehr als 50 Prozent ", ergänzt er.

Preisexplosion auch bei Recyclingmetallen?

Primär- und Sekundärmetalle seien weltweit begehrt. Der russische Angriffskrieg verschärfe die Situation noch. Europa werde kein Primäraluminium aus Russland mehr importieren. Entsprechend gewinne das Recycling von ausgedienten Bauprodukten aus Aluminium an Bedeutung. "Aber dieser Trend war auch in der Vergangenheit bereits erkennbar ", konstatiert er. In Deutschland habe die Produktion von Sekundäraluminium in den ersten sechs Monaten des letzten Jahres um etwa 20 Prozent auf über 300.000 Tonnen zugenommen. Im gleichen Zeitraum sei die Herstellung von Primäraluminium um drei Prozent auf knapp 260.000 Tonnen zurückgegangen.

Das Ziel des AUF sei es, die Klimaverträglichkeit der Bauprodukte zu verbessern und die Energieeffizienz in diesem Segment zu steigern. Die Initiative achte deshalb darauf, dass die Bauschrotte in geschlossenen Wertstoffkreisläufen geführt werden. "Damit vermeiden wir Qualitätsverluste und schöpfen die Einsparpotenziale bei Energie und Emissionen optimal aus ", fasst Lonsinger zusammen. Leichtmetall-Legierungen, die für Fenster, Türen und Fassaden verwendet werden, seien sehr hochwertig. Das sei ein Grund, weshalb sich der AUF auf diesen überschaubaren Markt konzentriert haben.

Appell an Bauherren, Planer und Architekten

Die Kreislaufwirtschaft kann einen wesentlichen Beitrag zum Klimaschutz und zur Rohstoffversorgungssicherheit leisten. Große Erwartungen hat der im Jahr 2021 vorgelegte Green Deal geweckt, der das Maßnahmenpaket Fit für 55 in konkrete Rechtsakte der EU umsetzen soll. Schwerpunkte sind der Handel mit Emissionszertifikaten, der Ausbau erneuerbarer Energie und Maßnahmen im Verkehrsbereich. Themen wie Gebäudeeffizienz und Kreislaufwirtschaft stehen laut Lonsinger aber leider nicht mehr so sehr im Zentrum der Umsetzung des Green Deal.

Der AUF werde seine Anstrengungen zum Ausbau der Kreislaufnutzung von Aluminium im Baubereich weiter eigenständig fortführen und verstärken. "Ich befürchte, die Automobilindustrie wird den Bedarf an Aluminium-Knetlegierungen für Profile und andere Bauteile im Zuge des Ausbaus der Elektromobilität und des Leichtbaus deutlich ausweiten und ihre sektorale Marktmacht möglicherweise zu Lasten des Baubereichs einsetzen ", führt er aus. "Ich appelliere an Bauherren, Planer und Architekten, sich mit uns für den Ausbau geschlossener Kreislaufsysteme im Baubereich zu engagieren."

Förderung der Kreislaufwirtschaft noch ausbaufähig

Was die Möglichkeiten oder Notwendigkeiten betrifft, das Recycling von Aluminium weiter zu fördern, sagt Lonsinger: "Alle Aluminiumschrotte aus Bauanwendungen werden recycelt. An dieser Stelle geht kein Kilogramm verloren – dazu ist der Schrott zu wertvoll." Dem AUF gehe es darum, das Material nachweislich in einem geschlossenen Kreislauf zu führen, um sicherzustellen, dass aus Bauprofilen wieder Bauprofile entstehen. Hilfreich sei z.B. bei Ausschreibungen und Auftragsvergaben die Forderung nach recyceltem Leichtmetall .

"Wir konnten Bauherren und Architekten bereits dafür sensibilisieren ", freut er sich. "Wir stellen dafür Formulierungen und Ausschreibungstexte zur Verfügung." Vor allem öffentliche Bauherren seien aufgefordert, sich für die Stärkung des geschlossenen Wertstoffkreislaufs einzusetzen. Je mehr Altmaterial in den Kreislauf eingebracht werde, desto höher könne der Anteil an Sekundärmetall bei neuen Produkten ausfallen. "Hier sind wir aber abhängig von den Vorgaben aus Politik und Verwaltung. Die Förderung der Kreislaufwirtschaft mit Nachweisen als Voraussetzung für Auftragsvergaben sind noch stark ausbaufähig ", schildert er.

Nachhaltigkeit und Öffentlichkeitsarbeit als wichtige Instrumente

Für Metallbauunternehmen sei die Mitgliedschaft bei AUF durchaus ein Qualitätsmerkmal. Nachhaltigkeit und Öffentlichkeitsarbeit seien wichtige Instrumente, mit denen sich Betriebe von ihren Wettbewerbern unterscheiden. "Ich weiß, dass sich viele Handwerksbetriebe für Natur- und Klimaschutz engagieren ", sagt er. "Das Engagement für den Wertstoffkreislauf bei Aluminium ist nur ein kleiner Schritt, um die Erwartungen von Markt und Kunden sichtbar zu machen."