Seminar im Next Studio Licht- und Tageslichtplanung – Darauf kommt es an

"LICHTgestalten": So lautete das Motto des 7. Fachdialogs Fassadenplanung am 18. Oktober im Next Studio by Wicona + Partner in Frankfurt am Main. Experten stellten Beispiele für die optimale Licht- und Tageslichtplanung in Gebäuden vor.

Die Protagonisten des 7. Fachdialog Fassadenplanung im Next Studio: (v.l.) Prof. Andreas Fuchs, Till Schneider, Prof. Katja Schiebler, Prof. Dr.-Ing. Daniel Pfanner, Martin Prösler und Alexander Rotsch. - © Next Studio/Wicona

Prof. Dr.-Ing. Daniel Pfanner von Bollinger + Grohmann Consulting referierte in seinem Vortrag über Licht und Schatten in der Fassadenplanung. Dabei unterstrich der Experte die Wichtigkeit von Tageslicht für das menschliche Wohlbefinden und die Gesundheit. Bei der optimalen Licht- bzw. Tageslichtplanung ginge es immer darum, verschiedene Zielkonflikte wie zum Beispiel Ausblick nach draußen, sommerlichen Wärmeschutz, Blendung oder gewünschte Raumtemperaturen zu vereinen und – je nach Gebäude und individuellen Projektanforderungen – eine für alle Beteiligten tragbare Lösung zu entwickeln.

Multikriterielle Optimierung der Tageslichtplanung

Dies ließe sich im Rahmen einer Tageslichtsimulation mit "multikriterieller" Optimierung durchführen. Damit bestehe eine gute Entscheidungsgrundlage für Bauherr bzw. Architekt. Nicht zuletzt zeigte Daniel Pfanner anhand von Projekten wie dem Up! in Berlin, dem ehemaligen Kaufhaus des Ostens, wie wichtig die Tageslichtplanung auch bei Revitalisierungen ist. Bezogen auf die aktuelle Nachhaltigkeitsdiskussion in der Baubranche solle man sich auch immer fragen: "Sind die Gebäude, die wir bauen, so angenehm, ästhetisch und beliebt, dass wir sie in 40 bis 50 Jahren noch erhalten und unter Denkmalschutz stellen wollen?", sagte Pfanner.

Menschzentrierte Lichtplanung für das Wohlbefinden

Schon in seinem einführenden Gespräch mit Moderator Martin Prösler ließ Alexander Rotsch von Europe Lighting Design Lead Arup seine Leidenschaft für das Wechselspiel von Licht, Mensch und Raum durchblicken, eine Faszination, die den Experten seit vielen Jahren begleitet. Und genau an dieser Stelle knüpfte auch sein Vortrag Menschzentrierte Lichtplanung an.

Zunächst skizzierte er den Weg vom in der Gebäudeplanung viele Jahrzehnte lang praktizierten Design für Effizienz hin zum Design für Menschen. Das Well-Being und die Bedeutung des Tageslichts als wichtigste Lichtquelle und Taktgeber des menschlichen Organismus müsse mehr in den Fokus der planerischen Aktivitäten gerückt werden, so der Referent. "Bei Bauprojekten geht es darum, Tageslicht von Beginn an mitzudenken", sagte Rotsch.

Dazu müssten wichtige Kriterien wie Außenbezug oder auch Blendung berücksichtigt werden. Anhand von Projekten wie dem U-Bahnhof Orientkaj in Kopenhagen zeigte Rotsch, wie intelligente Tageslichtplanung Ästhetik, Nutzerkomfort, Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit verbinden kann. 

Tageslicht als wertvolle Ressource der Zukunft

Prof. Katja Schiebler von Andres + Partner Lichtplanung in Hamburg beschrieb zu bei Beginn ihres Vortrags die Mission des Büros, in dem sie seit 2020 Partnerin ist: "Wir sorgen dafür, dass sich Menschen durch Licht wohlfühlen." Angesichts der Tatsache, dass sich der Mensch heute zu 90 Prozent des Tages in Innenräumen aufhält, sei eine gute Tageslichtversorgung besonders wichtig. Und durch zunehmende Urbanisierung sowie innerstädtische Verdichtung nehme die Relevanz weiter zu.

"Tageslicht wird zukünftig zu einer wertvollen Ressource", sagte Schiebler. Anhand des Emporio Tower in Hamburg veranschaulichte sie, mit welchen Konzepten sich eine möglichst hohe Tageslichtmenge weit in den Raum hineinbringen und sich je nach Projekt- und Beleuchtungsanforderung auch sinnvoll mit Kunstlicht ergänzen lässt

"Tageslichtplanung ist immer ein Ringen um die beste Lösung". Nicht zuletzt blickte die Expertin auch auf die Außenwirkung von Gebäuden in Verbindung mit dem Thema Tageslicht. Bei gekrümmten Fassaden zum Beispiel müsse man in der Planung auch das reflektierte Licht einbeziehen. Dieses könne an Nachbargebäuden oder auch im fließenden Verkehr zu Blendungseffekten führen. Eine ganzheitliche Betrachtung sei daher von größter Bedeutung, sagte Katja Schiebler.

Mehr dazu lesen Sie in GFF 12/22, die Ausgabe erscheint am 6. Dezember.