Technik und Umsetzung im Blick Kunst am Bau – zeitgemäße Fassadengestaltung

Kunst am Bau ist nicht nur Spielerei, sondern vereint eine tolle Optik mit stimmiger Funktion in einer besonderen Dienstleistung. GFF-Online zeigt wichtige Punkte für die Umsetzung künstlerischer Projekte an der Fassade und die passende Technik.

Für die Fassade des Schlesischen Museums im polnischen Kattowitz fertigte Glas Marte das Strukturglas ICE-H. - © Glas Marte

Der Schlüssel zum Erfolg mit Kunst in der Fassade setzt sich aus der Kompetenz bei der Gestaltung der Baustoffe und der rechtzeitigen Beteiligung während der Planungsphase zusammen. So bringen spezialisierte Betriebe ihre Ideen und ihr Know-how am effektivsten ein und haben Einfluss auf die Ideen von Planern, Bauherren oder Künstlern.

Der frühe Vogel fängt den Wurm

„Wir stehen stets zu einem frühen Zeitpunkt des Projekts direkt mit dem Architekten oder dem Künstler in Kontakt. So haben wir die Möglichkeit, beizeiten klarzumachen, was technisch realisierbar ist, und beugen falschen Vorstellungen der Bauherrenschaft vor“, sagt Rainer Schmitt, Geschäftsführer der Derix Glasstudios im hessischen Taunusstein. Die Zusammenarbeit mit den kreativen Köpfen bereitet vor diesem Hintergrund nach Ansicht des Glasermeisters keine Schwierigkeiten. Die eine Seite liefert Anregungen, die andere Seite setzt diese gekonnt an der Fassade in Szene, mit Fachwissen und Service. Oft kommen die Verantwortlichen mit Mustern, die der Glaskunst-Spezialist mit seinen Techniken der Heißverformung (Fusing) und Laminierung als Mock-ups herstellt, um die Wirkung des gestalteten Glases real darzustellen. Hat der Kunde seine Wunschgestaltung gewählt, nimmt Derix Kontakt mit dem Fassadenbauer auf und bespricht konkrete Konstruktionsdetails für die Umsetzung des Kunstprojekts in der Gebäudehülle.  

Guter Ruf ist die halbe Miete

Der Glashersteller Glas Marte fertigte für das Schlesische Museum in Kattowitz das Strukturglas ICE-H nach den Vorgaben und Wünschen des Architekturbüros Riegler Riebe in Graz. Die Architekten hatten das gestalterisch veränderte Glas bei einem bereits umgesetzten Projekt im österreichischen Vorarlberg gesehen und forderten Muster sowie Qualitätsdatenblätter an. Weil das Strukturglas den Anforderungen der Planer entsprach, nahmen diese es in die Ausschreibung auf. Letztlich entschied sich der Architekt für das Strukturglas, weil er kein „reines“ Glas haben wollte; sondern ein Glas, das nach außen hin markant in Erscheinung tritt und mit dem Lichteinfall von draußen und drinnen spielt, das aber dennoch ausreichend Lichteinfall garantiert, um den unterirdischen Neubau entsprechend mit Tageslicht zu versorgen. „Bei dieser Ausschreibung haben wir den Auftrag als Glaslieferant erhalten“, erläutert Gilbert Wallner, Abteilungsleiter Marketing und Vertrieb Glasbau bei Glas Marte.

Form, Format und Fuge auch in 3D

Einen aktuellen Trend macht Andreas Beccard, Diplom-Ingenieur und Projektleiter bei Priedemann Fassadenberatung in Berlin, in der Faltung möglichst glatter und weitestgehend fugenloser Oberflächen aus: „Gefaltet wird längs und quer, in Glas, Blech, Beton und Stein. Meist entstehen dreiecksförmige Teilflächen.“ Die Forderung nach reduzierten Fugenanteilen führt zu größeren Formaten. Weil Bauen mit der Bewältigung von Toleranzen und Bewegungen zu tun hat, reagiert der Planer idealerweise frühzeitig. Denn bei größeren Formaten konzentrieren sich die Lasten an weniger Punkten. Bei der Herstellung und Montage sollten die beteiligten Unternehmen darauf achten. Höhere Lasten und geringere Toleranzen fordern andere konstruktive und logistische Lösungen. „So wird, bei anhaltendem Widerstand in Deutschland, immer mehr geklebt. Das vermeidet Rahmen sowie sichtbare Befestigungen und es verteilt die Lasten“, betont Beccard.

Mehr zur anspruchsvollen Gestaltung von Fassaden und zu den logistischen Voraussetzungen finden Sie in der GFF-Ausgabe 2/2014, die am 3. Februar 2014 erscheint.