Ein Fenster ist nur so gut wie seine Montage – ist es vor diesem Hintergrund eine gute Idee, wenn Kunden von Online-Fensterhändlern ihre neuen Elemente selbst einbauen? GFF hat bei Sachverständigen und Anbietern nachgefragt.

Wer als Endkunde Fenster über einen Online-Versandhändler bezieht, spart sich Geld, wenn er die Elemente selbst montiert. Doch sind Heimwerker überhaupt in der Lage, Fenster fachgerecht einzubauen? Und in welchen Fällen stoßen sie an Grenzen?
Inhaltsverzeichnis
- Fenster selbst einbauen: Einschätzung von Marc Schütt zur DIY-Montage
- Exkurs: Ist das Fenster ein Baufertigteil?
- Exkurs: Montageanleitungen unter der Lupe
- Jürgen Siebers Erfahrung mit DIY-Coaching
- fenster.com: Unterstützung von A bis Z
- fensterblick.de: All in One als Zukunftsmodell
- widuro.de: Sorgfältig ausgewählte Montagepartner
Fenster einbauen: Montage ist kein Hexenwerk
Laut dem ö.b.u.v. Sachverständigen Marc Schütt sollten Fachhandwerker immer dann hinzugezogen werden, wenn sicherheitsrelevante Aspekte wie Absturzsicherung oder Brandschutz ins Spiel kommen. "Da kann man als Heimwerker sehr viel falsch machen", sagt der Fachmann. Davon abgesehen, traut er einem handwerklich begabten Endkunden durchaus zu, ein Fenster erfolgreich einzubauen.
"Die Fenstermontage ist kein Hexenwerk. Man muss sich an gewisse Richtlinien halten – und wenn man diese befolgt und handwerklich einigermaßen geschickt ist, wird man ein Fenster erfolgreich montieren können", sagt Schütt.
Was ist bei der Fenstermontage zu beachten?
Was in der Theorie einfach klingt, erfordert in der Praxis freilich den nötigen Willen, sich das erforderliche Wissen anzueignen. Basis für eine erfolgreiche Montage ist laut Schütt insbesondere, die Regeln der Bauphysik zu beachten und dementsprechend zu handeln. "Die Bauphysik kann man nicht entkräften. Sie gibt klar vor, was zu machen ist und was nicht."
In seinen Montagetrainings für Fensterprofis leert Schütt gerne ein Glas Wasser aus, um die nicht aushebelbare Wirkung der Schwerkraft zu veranschaulichen – und damit die Notwendigkeit zu verdeutlichen, Fenster beim Einbau vernünftig zu unterklotzen. Das ist nur ein Aspekt unter vielen: Neben der gesicherten Weiterleitung der Kräfte, die auf die Fensterkonstruktion einwirken, sei etwa auch die Wasserdampfdiffusion ein Aspekt, den es zu beachten gelte. Gewerkeloch, bodentiefe Abdichtung, Fensterbankgleitabschluss oder zweite wasserführende Ebene sind weitere Themen, die rund um die Fenstermontage wichtig werden können.
Altbaumontage als Königsdisziplin
"Wer sich vor dem Einbau umfassend Gedanken macht und weiß, wo er sich informieren kann, bekommt ein Fenster auch sauber montiert", ist sich der Fachmann sicher. Dabei sei, wie bei den Profis, die Montage im Bestand die Königsdisziplin. "Der Aufbau der Wand und deren Konstruktionsart sind zu beachten", sagt der Sachverständige. Gleiches gelte im Neubau, wo z.B. Hochlochziegel nicht mit dem Schlagbohrer bearbeitet werden sollten.
Ist das Fenster ein genormtes Baufertigteil?
Warum die Antwort auf diese Frage von Bedeutung ist, wenn es um die Fenstermontage geht
In den Augen des ö.b.u.v. Sachverständigen Marc Schütt handelt es sich bei einem maßgefertigten Fenster in der Regel nicht um ein sog. "genormtes Baufertigteil" nach HwO Anlage B, Abschnitt 2, Nr. 24. Einzig ein einfaches Lochfenster könne in bestimmten Fällen eine Ausnahme darstellen. Warum das wichtig ist: Wer ein genormtes Baufertigteil einbaut, braucht laut HwO als handwerksähnlicher Betrieb keine besondere Befähigung zur Ausübung seiner Gewerbetätigkeit.
Für Schütt müssen Fenstermonteure jedoch sehr wohl über erweiterte Kenntnisse verfügen, z.B. zur Statik, da sie es meist eben nicht mit einem genormten Baufertigteil zu tun hätten. "Sind Anpassungen am Bauteil Fenster erforderlich, also greife ich in das System ein, etwa durch den Einsatz von Kopplungs- oder Verbreiterungsprofilen, handelt es sich um eine handwerkliche Leistung, die eine Meisterprüfung und weitergehende Ausbildung erfordert", nennt Schütt als ein Beispiel.
Die höheren Anforderungen, die sich hier ergeben, seien auch der Grund, warum Heimwerker Schwierigkeiten hätten, solche Fensterelemente einzusetzen. "Das einflügelige Badfenster ist meist kein Problem. Darüber hinaus wird es komplizierter."
Fenster selbst einbauen: Profi-Coaching für Endkunden
Endkunden, die ihre Fenster selbst einbauen möchten und Unterstützung bei der Montage benötigen, bietet Schütt über seine Tischlerei im westfälischen Werdohl Hilfe an. "Wir montieren einem Kunden keine Fenster, die er online gekauft hat. Wir erklären oder zeigen ihm in einem DIY-Coaching aber gerne, was er beim Einbau zu beachten hat – natürlich gegen Bezahlung", sagt Schütt. Auch die gesamte Planung übernehme der Betrieb auf Anfrage: "Wir erfassen den Bestand, analysieren die Gegebenheiten vor Ort, sagen, welche Fenster für die Einbausituation erforderlich sind, und vermerken die Maße. Der Kunde kann sich dann auf dieser Basis seine Bauelemente online bestellen."
Erster Schritt: Fenster richtig konfigurieren im Online-Shop
Für Schütt ist das ein wichtiger Punkt, denn die Probleme beim Onlinekauf fingen häufig bei der Konfiguration an. "Wer ein zweiflügeliges Fenster in exponierter Lage einbauen will, braucht ein Element mit entsprechender Widerstandsfähigkeit gegen Wind- und Soglasten sowie Schlagregen", nennt der Fachmann als Beispiel. "Ist der Kunde in der Lage, das zu verstehen, geschweige denn zu konfigurieren?"