Der Koalitionsvertrag zwischen CDU, CSU und SPD ist ausgehandelt. Wie bewerten Branchenverbände die Inhalte? Lesen Sie, was der Verband Fenster und Fassade sowie der Bundesverband Flachglas sagen.
"Im Ergebnis sind viele Inhalte des Koalitionsvertrages aus unserer Sicht durchaus positiv zu bewerten", heißt es im Newsletter des Bundesverbands Flachglas (BF). Der Verband hebt hervor, dass die Repräsentanz Transparente Gebäudehülle (RTG), einer deren Träger der BF ist, die Arbeit der einschlägigen Arbeitsgruppen während der Koalitionsgespräche aktiv begleitet und Vorschläge eingebracht hat.
Was positiv am Koalitionsvertrag (PDF) hervorgehoben wird:
- Deutliche Impulse für den Wohnungsbau
- Sanierungen an mehreren Stellen explizit thematisiert und mit neuen Instrumenten adressiert
- Sanierung von (öffentlichen) Gebäuden wird explizit als Zweck des Sondervermögens Infrastruktur genannt
- Deutlich entschärfte Formulierung zum GEG
- Fortsetzung der Bemühungen um Entbürokratisierung/Vereinfachung des Bauens
- Paket zur Senkung der Energiepreise
Bemerkenswerte Aspekte
"Manche Aspekte sind nun von der genauen Ausgestaltung abhängig und werden weiter unserer Aufmerksamkeit und unseres Engagements bedürfen", heißt es weiter im BF-Newsletter.
Positiv: Das Thema Sanierung sei nun an Stellen enthalten, wo es uns zuvor gefehlt habe. Im Bereich des Wohnungsbaus ist mit zahlreichen neuen politischen Impulsen zu rechnen. Klimafolgenanpassung in Städten ist ebenfalls erwähnt.
Ebenfalls erwähnenswert: Die Arbeitspapiere enthielten vorher eine Formulierung zu Energieeffizienz vs. Emissionseffizienz, welche problematisch gewesen sei, weil sie "das nicht tot zu kriegende Narrativ bediente, dass Energieeffizienz beim Gebäude – die wir durch eine gute Hülle schaffen – angesichts grüner Energie nicht mehr wichtig sei". Im fertigen Koalitionsvertrag heiße es jetzt deutlich besser: "Das neue GEG machen wir technologieoffener, flexibler und einfacher. Die erreichbare CO2-Vermeidung soll zur zentralen Steuerungsgröße werden."
VFF zum Koalitionsvertrag 2025: Jetzt kommt es auf die Umsetzung an
Der Verband Fenster und Fassade (VFF), der ebenfalls einer der Träger der RTG ist, betont in einem Beitrag auf Linkedin, dass der neue Koalitionsvertrag zwischen CDU, CSU und SPD wichtige Weichen für mehr Wohnraum, Klimaschutz und wirtschaftliches Wachstum im Bausektor stelle. Besonders positiv aus Sicht der Fenster- und Fassadenbranche:
- Fortführung der gesamten Sanierungsförderung (Z. 756)
- Steuerliche Absetzbarkeit energetischer Sanierungen – auch bei geerbten Immobilien (Z. 757)
- Verbesserte steuerliche Anreize für Sanierung und Neubau (Z. 735–736)
- Befristete Wiedereinführung der EH55-Förderung zur Aktivierung des Bauüberhangs (Z. 758)
- Wohnungsbau-Turbo und BauGB-Reform in den ersten 100 Tagen (Z. 713–714)
Diese Maßnahmen stärken aus VFF-Sicht nicht nur die Branche, sondern helfen, den akuten Wohnraummangel zu bekämpfen und die Klimaziele durch Sanierung zu erreichen.
Energieeffizienz bleibt entscheidend
Kritisch sieht der Verband jedoch:
- Die Abschaffung des Heizungsgesetzes (Z. 754) schafft erneut Unsicherheit.
- Es fehlt eine klare Position zur Rolle der Gebäudeeffizienz neben der CO₂-Vermeidung. Effizienz bleibt in den Augen des VFF jedoch entscheidend: "Nur durch konsequentes Energiesparen über die Gebäudehülle schaffen wir Wirtschaftlichkeit, Preis- und Versorgungssicherheit, denn regenerative Energien sind nicht unbegrenzt und nicht kostenlos verfügbar." Deshalb gelte: Effizienter werden und erneuerbar versorgen.
Die Forderung des VFF an die neue Bundesregierung: Verlässlichkeit und Tempo bei der Umsetzung. Investitionen brauchen Planungssicherheit und keine neuen Grundsatzdiskussionen wie in der vergangenen Legislaturperiode. Die Politik muss jetzt klar erklären, wohin die Reise bei BEG und GEG geht.
"Als VFF begrüßen wir die klaren Ansätze für Sanierung und Neubau. Doch politische Willensbekundungen allein reichen nicht – jetzt braucht es Mut zur Umsetzung, verlässliche Rahmenbedingungen und ein klares Bekenntnis zur Effizienz. Denn Unsicherheit, wie zuletzt beim Heizungsgesetz, untergräbt Vertrauen und verhindert Investitionen genau dort, wo sie am dringendsten gebraucht werden", sagt VFF-Geschäftsführer Frank Lange.