Fensterbauer und Glaser machen sich fit für die Zukunft Jungmeister Bäumler: Glastisch zum Drehen als Meisterstück

Sechs Gesellen brachten ihr Fachwissen in den Vollzeit- und Teilzeitkursen 2015/16 an der GFF-Fachschule in Karlsruhe auf Meisterniveau. Patrick Bäumler hatte sich für das Meisterstück eine Herausforderung einfallen lassen, die sein Können auf die Probe stellte.

Tolle Arbeit: Patrick Bäumler präsentierte seinen Glastisch mit drehbaren Platten. - © Heiler

Für seinen Titel als Glasermeister fertigte Patrick Bäumler als Meisterstück einen Esstisch aus Glas mit aufwändigem Drehmechanismus zur Erweiterung der Tischplatte. Zum Einsatz kommt die Konstruktion in den eigenen vier Wänden: "Ich wollte einen Tisch bauen, der zum Walnussparkett im Wohnzimmer passt, aber nicht zu massiv wirkt. Deshalb habe ich mich für einen Glastisch mit einer Einlage aus Walnuss entschieden, die eine Verbindung zum Boden schafft."

Raffinierte Bewegung

Natürlich sollte der Tisch Freunden und Verwandten Platz bieten, er lässt sich vergrößern. Der Handwerksmeister entschied sich gegen eine Ausziehvariante und wählte einen Drehmechanismus. Er überlegte, wie sich die Drehbewegung mit Glas am besten umsetzen ließe, und fertigte als Grundlage CAD-Zeichnungen für die Drehpunkte an. Dabei kam er auf die Idee, einen Synchronantrieb zu nutzen: Der Nutzer dreht eine Glasplatte, die zweite an der anderen Seite bewegt sich mit. Das Prinzip setzte Bäumler mit einem Zahnriemen um, der in die Zähne der geringfügig versetzt aus Alu gebauten Drehblöcke greift. Alle Teile konstruierte er selbst und verklebte die Einzelteile zu einem 250 Kilogramm schweren Tisch, den er aus fünf zerlegbaren Einzelelementen montiert.

Verantwortung übernehmen

"Ich möchte im Betrieb mehr Verantwortung übernehmen und sehe in dem Kurs eine Charakterbildung. Die Einblicke in die betriebswirtschaftliche Kalkulation haben meinen Horizont erweitert", sagt Patrick Bäumler über den Grund für seine Entscheidung, sich zum Glasermeister in der Fachrichtung Fensterbau weiterzubilden. Die Möglichkeit der Meisterfortbildung in Teilzeit nannte Bäumler als wichtige Voraussetzung. Nur so sei der Kurs finanzierbar gewesen. Einen kompletten Verdienstausfall für ein ganzes Jahr hätte er nur schwierig kompensiert. "Die Minusstunden kann ich im Lauf dieses Jahres abarbeiten. Mein Chef war hier sehr kulant", erläuterte der frischgebackene Glasermeister.

Vorteil im kleinen Kreis

GFF-Fachschulleiter und GFF BW-Hauptgeschäftsführer Waldemar Dörr nennt den Vorteil des kleinen Teilzeitkurses 2015/16: "Unsere Fachdozenten haben sich positiv über die Gelegenheit geäußert, die Meisterkandidaten intensiv zu schulen." Ihm sei die Reife der Teilnehmer aufgefallen, die sich in den Kursen gezeigt habe. Für den kommenden Teilzeitkurs haben sich 14 Kandidaten angemeldet. In dem Zusammenhang kündigt Dörr für 2017 einen erweiterten betriebswirtschaftlichen Teil der Meisterfortbildung an: "Wir binden einen Juristen ein, der mit den Schülern in einem Praxisfall Unterlagen von einem Steuerberater prüft, und der zeigt, wie Meister den Betrieb wirtschaftlich bewerten."

Mehr zum Meisterstück von Patrick Bäumler und zu den technischen Raffinessen lesen Sie in der GFF-Ausgabe 4/2017.