Gesamtwirtschaftliche Lage Gugelfuss: "Das habe ich vorher noch nie erlebt."

Ein Gastkommentar von Anton Gugelfuss über die Lage für Mittelständler angesichts von Lieferengpässen und steigender Kosten für Material und Energie.

Anton Gugelfuss ist Geschäftsführer der Gugelfuss GmbH in Elchingen/Bayern. - © Gugelfuss

"Ich bin nun im 38. Jahr Geschäftsführer unseres Hauses und habe in dieser Zeit viele Aufs und Abs in unserer Branche und im ganzen Bauwesen erlebt. Aber das, was derzeit passiert in Bezug auf Rohstoffpreisentwicklungen und Materialverfügbarkeit, den fehlenden Facharbeitern und den trotzdem vollen Auftragsbüchern, das habe ich vorher noch nie erlebt.

Strom gibt´s nur noch am Spot-Markt zum Viertelstundenpreis, der Stahlpreis ist um 110 Prozent gestiegen und bei den PVC-Profilen gab es innerhalb eines Jahres jetzt schon sechs Preiserhöhungen. Auch der Preis für Glas und Aluminium ist explodiert und wenn ich an unseren Tankstellen mal neben einem unserer LKWs stehe und die Tankuhr bzw. die Dieselkosten sehe, könnte einem das Auge tränen, wenn dort 600 Liter reinlaufen.

Völlig überrascht war ich vor allem in der Situation, als wir nach der Übernahme des Werkes von Illerplastic in Illertissen die künftige Stromversorgung klären wollten. Da sagte der bisherige Stromversorger: 'Wir haben keinen Strom mehr.'  Dann bin ich zu unserem Hauptversorger, bei dem wir auch mit unseren anderen Produktionsstätten sind, und er meinte: 'Wir haben auch nichts.'

Da stehst du dann als Mittelständer da und kannst das im ersten Moment nicht glauben. Für mich kam bisher ohne weitere Überlegung der Strom aus der Steckdose. Die aktuellen Herausforderungen sind immens für uns alle und angesichts der Rohstoffknappheit sowie des Kriegsgeschehens in der Ukraine lässt sich nicht abschätzen, was noch alles kommt.

Unser Unternehmen hat glücklicher Weise langjährige und höchst zuverlässige Partnerschaften mit allen Vorlieferanten, davon profitieren wir derzeit. Ich darf gar nicht daran denken, was passiert, falls die Glasindustrie wirklich kein Gas mehr bekommen sollte. Dann liegt unsere gesamte Branche brach. Wir müssen alle zusammen alles dransetzten, dass es so weit nicht kommt."