Glasschäden Teil 2 Glasbruch durch Vogelvandalismus

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Glasschäden

Fachbuchautor Ekkehard Wagner stellt in der GFF verschiedene Auszüge aus seinem Buch Glasschäden vor, das nun in fünfter Auflage vorliegt. In dieser Folge einer mehrteiligen Serie stellt er Schäden vor, die vor allem im Überkopfbereich vorkommen und wahrscheinlich auf den natürlichen Trieb bei Vögeln zurückgehen.

Die kreisrunden Oberflächenbeschädigungen an den gesprungenen Scheiben kann nur mit einem senkrechten Aufprall eines sehr harten Gegenstandes auf die Glasoberfläche erklärt werden. - © Wagner

Es gibt eine Vielzahl an Bruchursachen, sowohl häufigere und bekannte, wie z.B. den Steinwurf oder die Kantenbeschädigung, aber auch nicht so häufige, seltenere Ursachen, die oft auch den mit Glas täglich Beschäftigten unbekannt sind. Davon sind nicht nur Fenster und Fassaden aus Glas betroffen, sondern in zunehmendem Maße auch Glasdächer und inzwischen auch Photovoltaik-Elemente (PV-Module), Vordächer, Wintergärten, Terrassenüberdachungen oder überdachte Straßenzüge und Einkaufspassagen.

Sicherheitseigenschaften

Natürlich müssen diese im Überkopfbereich eingebauten Gläser im Falle eines Glasbruchs bestimmte Sicherheitseigenschaften haben, wie z. B. Splitterbindung, Resttragfähigkeit, Schutz vor herabfallenden Glasteilen, um nur die Wichtigsten zu nennen. Unabhängig davon, ob deren Aufbau im VSG-Verbund aus Floatglas, TVG, ESG oder bei PV-Elementen aus Glas/Glas- oder Glas/Folienkombinationen besteht, im Bruchfalle sind die Sicherheitseigenschaften entscheidend, die den Eigenschaften der verwendeten Glasart untergeordnet sind. Neben klarem Glas kommen im Überkopfbereich durchaus auch Kombinationen mit Sonnenschutzgläsern, Jalousien im SZR oder gar steuerbare Glasarten zum Einsatz.

Photovoltaik-Module

Bei all diesen Glasarten und -kombinationen gibt es eine Vielzahl an Einwirkungen, die Glasbruch verursachen können, wie z.B. Hagel, zu starke Einspannung, Verwindungen der Unterkonstruktion, Überhitzung durch elektrischen Kurzschluss oder Ähnlichem. Insbesondere auch PV-Module, vor allem, wenn es sich um objektspezifische Sonderkonstruktionen mit unterschiedlichsten Abmessungen handelt, sind wesentlich teurer als ein Standard-Isolierglas mit VSG und können kostenmäßig bei Glasbruch schnell im vier- bis fünfstelligen Bereich liegen. Ist nicht nur ein Element, sondern mehrere davon beschädigt, summiert sich natürlich die Schadenshöhe schnell in noch größere Bereiche, zumal oft die Umglasungskosten mit Kranarbeiten und Straßensperrungen extrem aufwändig sein können.

Bei derart großer Schadenshöhe ist es natürlich immer besonders wichtig, die Schadensursache und den wirklich Schuldigen festzustellen, um Regressforderungen stellen zu können. Einbaufehler, zu dünn dimensionierte Gläser, Konstruktionsfehler oder auch Vandalismus können einige der Ursachen des Glasbruchs im Überkopfbereich oder auch bei hochwertigen PV-Modulen sein.

Ursachenforschung

Nicht immer ist die Ursachenforschung einfach und führt schnell zu einem Ergebnis. So gab es beispielsweise bereits 1995 im inneren Bereich des Flughafens Frankfurt Glasbrüche an den Shedverglasungen der Jumbo-Wartungshalle. Unerklärbar war hierbei, wie es geschehen kann, dass bei einer sehr hohen und großen Halle innerhalb des geschützten Flughafengeländes immer wieder Glasbrüche an den eingebauten Drahtgläsern entstehen konnten, deren Ursprung innerhalb der Glasfläche lagen.

In einem anderen Falle musste die Überkopfverglasung eines Vordachs im Eingangsbereich eines 8-stöckigen Wohnhauses immer wieder aufgrund unerklärbarer Glasbrüche, beginnend immer innerhalb der Glasfläche, ausgetauscht werden. Der häufige Austausch der 16 mm dicken, punktgehaltenen VSG-Scheiben aus 2 x TVG erzeugte bei den Hauseigentümern natürlich keine Freude. Bei derartigen Schäden zeigt sich immer ein ähnliches Schadensbild:

  • Der Verlauf der Glasbrüche lässt keinen eindeutigen Schluss zu, es gibt eine Vielzahl von unterschiedlichsten Bruchverläufen. Während einige Elemente nur einen durchgehenden Sprung aufweisen, zeigen andere eine stärkere Bruchbildung mit diversen Sprüngen.
  • Es ist immer nur die äußere Glasscheibe betroffen, bei keinem Element zeigt die untenliegende Scheibe irgendeine Beschädigung.
  • Ein spinnennetzähnliches Bruchbild ist an keinem Element vorhanden.
  • Besondere, auffällige Kantenbeschädigungen sind nicht vorhanden, die Kanten sind absolut sauber und ohne sichtbare Beschädigungen.
  • Der Bruchverlauf mit kaum Bruchinseln beginnt immer an kleinen Beschädigungen innerhalb der Scheibenfläche.
  • Auf der angrenzenden Dachfläche bzw. nahe der gebrochenen Gläser liegen runde Kieselsteine in Haselnuss- bis max. Walnussgröße.
  • Größere Steine, die evtl. von einer Straßenseite auf die Verglasung geworfen worden wären, können nicht festgestellt werden.

Da diese oberflächliche Betrachtung noch keinen Rückschluss auf die Bruchursache gibt, muss jeder Glasbruch genau untersucht werden, um den Bruchausgangspunkt und die Bruchlaufrichtung feststellen zu können. Dabei ergeben sich einige interessante und eindeutige Feststellungen.  Bei allen Sprungverläufen kann der Sprungbeginn eindeutig festgestellt werden. Sowohl aufgrund einiger erkennbarer Wallner’schen Linien wie auch anhand von Sprungverzweigungen war der Ausgangspunkt unzweifelhaft feststellbar.Alle Ausgangspunkte der Glasbrüche zeigen ein nahezu identisches Erscheinungs-bild mit ca. 1 mm bis 6 mm großen, meist kreisrunden Flächenbeschädigungen.Auch an den PV-Elementen ohne Glasbruch zeigten sich bei genauer Untersuchung solche ca. 1 mm bis 3 mm große, kreisrunde Flächenbeschädigungen, von denen jedoch noch kein Sprung ausgeht.Von einigen Flächenbeschädigungen gehen muschelförmige Brüche kreisförmig in die Glasfläche ohne größere Flächensprünge.

Ein Bruchspiegel kann jedoch nicht exakt festgestellt werden, da am Sprungbeginn die Glasoberfläche meist eine relativ kreisrunde Beschädigung mit feinen Glaskrümeln auf der Oberfläche zeigte und die VSG-Elemente nicht zerlegt werden können, um die Bruchoberfläche am Bruchbeginn genauer zu untersuchen.

Vogelvandalismus

Aus diesen ganzen Untersuchungen und Feststellungen kann nur folgender Schluss gezogen werden: Vogelvandalismus. Es ist in Fachkreisen hinlänglich bekannt, dass vor allem Möwen Muscheln aus größerer Höhe fallen lassen, um die Außenhülle zu zerstören und an das Fleisch im Inneren zu gelangen. Es ist ebenfalls bekannt, dass Rabenvögel wie Krähen, Dohlen oder auch Elstern Wal- oder Haselnüsse aus größerer Höhe abwerfen, um die harte Schale zum Platzen zu bringen und an den Kern zu gelangen.

Kreisrunde Beschädigungen

Die kreisrunden Oberflächenbeschädigungen an den gesprungenen, aber auch an den nicht zerstörten Scheiben kann nur mit einem senkrechten Aufprall eines sehr harten, kleinen und runden (meist kugelförmigen) Gegenstandes auf die Glasoberfläche erklärt werden. Dieser muss allerdings aus größerer Höhe abgeworfen werden, um die Oberfläche in der beschriebenen Form zu beschädigen. Auf den Flachdächern neben solcherart zerstörten Gläsern finden sich immer runde Kieselsteine in der Größe von Haselnüssen bis Walnüssen. Höhere Flachdach-Gebäude mit Kiesschüttung sind meist ebenfalls in der Nähe. In Gebäudenähe kann häufig eine Vielzahl der intelligenten Rabenvögel wie Dohlen, Krähen oder Elstern beobachtet werden.

Somit können die Oberflächenbeschädigungen, die ursächlich zum Glasbruch geführt haben, mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nur von Vögeln verursacht worden sein, die Kiesel aus größerer Höhe abwerfen, vermutlich in der Annahme, dass es sich hierbei um Nüsse handelt.