Wirtschaftsprognose für das Jahr 2023 veröffentlicht Fenstermarkt 4,5 Prozent im Minus – Einbruch im Neubau

Der Fenstermarkt in Deutschland wird in diesem Jahr voraussichtlich um weitere 4,5 Prozent zurückgehen, der Absatz fällt auf 14,8 Millionen Fenstereinheiten. Durch einen zweistelligen Rückgang im Neubau kommt es zu deutlichen Verschiebungen der Marktanteile in Richtung Sanierung.

© Heinze/VFF

Der Fenstermarkt in Deutschland ging im vergangenen Jahr um zwei Prozent zurück und wird voraussichtlich 2023 um weitere 4,5 Prozent schrumpfen. Der Absatz in Fenstereinheiten fällt somit von 15,8 Millionen Einheiten im Jahr 2021 über 15,5 Millionen Einheiten im Jahr 2022 auf 14,8 Millionen Einheiten im laufenden Jahr.

Das ist die Kernaussage der Fenstermarktstudie, die Anfang Mai im Rahmen der VFF-Fachtagung Statistik und Markt vorgestellt wurde. Die Daten haben die Branchenverbände Fenster + Fassade (VFF), Bundesverband Flachglas (BF), ­pro-K sowie Schloss- und Beschlagindustrie (FVSB) gemeinsam mit Heinze Marktforschung erhoben.

Markterwartung deutlich eingetrübt

Hatte die Vorgängerstudie vom Oktober 2022 leichte Rückgänge für das Jahr 2023 prognostiziert, so trübt sich die Markterwartung nun doch deutlich ein. Dabei berücksichtigt die Prognose die derzeitigen Auswirkungen der stark gestiegenen Beschaffungspreise, der Inflation, des Zinsanstiegs – sowie insgesamt die Verunsicherung der Verbraucher, derzeit zu investieren. Hinzu kommen der Studie zufolge im Bereich der Sanierung die hohe Verunsicherung in Fragen ordnungsrechtlicher Vorgaben wie auch die Frage, ob und in welcher Höhe künftig Förderungen in der energetischen Sanierung möglich sein werden. Dies sorge dafür, dass mögliche Investoren ihre Entscheidungen derzeit zurückstellten.

Hinsichtlich endgültiger Zahlen für dieses Jahr bleibe die weitere Entwicklung beim Gebäudeenergiegesetz (GEG) und der Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) abzuwarten sowie der weitere Verlauf des Angriffskriegs Russlands gegen die Ukraine mit möglichen Versorgungsunterbrechungen, aber auch den geplanten Wiederaufbauprogrammen für die Ukraine.

Dramatischer Einbruch im Neubau

Die gegenwärtigen Daten zeigen, dass die Sanierung in diesem Jahr nur um 1,2 Prozent zulegt, nachdem sie im vergangenen Jahr – entgegen der Erwartung – insgesamt um 2,6 Prozent zurückgegangen war. In der Sanierung im Wohnungsbau werden im laufenden Jahr voraussichtlich 7,23 Millionen Fenstereinheiten abgesetzt, das sind 0,8 Prozent mehr als im Vorjahr – im Jahr 2022 war der Absatz hier um 2,7 Prozent rückläufig. Für Wohnneubauten liegt nach wie vor ein hoher Überhang an Baugenehmigungen vor. Die Neugenehmigungen im Jahr 2022 sind laut der Studie jedoch um sieben Prozent und aktuell im laufenden Jahr bereits um 26 Prozent zurückgegangen.

Für den Neubau im Fenstermarkt betrage der Rückgang im vergangenen Jahr insgesamt nur 0,9 Prozent, da noch unfertige Projekte umgesetzt wurden. Im Jahr 2023 werde der Fensterabsatz im Neubau voraussichtlich jedoch stark um 13,4 Prozent zurückgehen, auf dann nur noch 5,25 Millionen Fenstereinheiten. Für den Neubau im Wohnbereich gehen die Prognosen von einem Einbruch um mehr als 15 Prozent aus.

Handeln der Politik erforderlich

"Zinsschock und Preisexplosionen führen dazu, dass sowohl Genehmigungen und Markterwartungen im Neubau nachlassen. Ein Rückgang des gesamten Fenstermarkts im Neubau im Jahr 2023 um zirka 14 Prozent ist dramatisch", sagt VFF-Geschäftsführer Frank Lange. Er betont, dass die Zuwanderung in Deutschland auf einem sehr hohen Niveau ist und dringend neuer Wohnraum erforderlich sei. "Die Regierung sollte hier schnell handeln und den Neubau fördern."

Auch die erhoffte Sanierungswelle bleibe aus. "Derzeitige Diskussionen über den möglichen Heizungstausch und Unklarheiten bei der Förderung führen zu einer Zurückhaltung bei der energetischen Sanierung", sagt Lange. "Hier braucht es schnell Klarheit und angepasste Förderinstrumente." BF-Geschäftsführer Jochen Grönegräs ergänzt: "Auch eine Weiterentwicklung des Ordnungsrechts mit Augenmaß ist nach unserer Überzeugung dringend erforderlich, um die Sanierungsquote anzuheben."