Es muss nicht immer die modernste Technik sein Fensterfertigung: Auffrischung statt Totalerneuerung

Viele Betriebe stehen vor der Frage: Investiere ich in die Modernisierung der Fertigung oder konzentriere ich mich künftig auf die Montage von Bauelementen? GFF-Online zeigt Möglichkeiten, wie Sie Ihre Produktion konkurrenzfähig aufstellen, ohne gleich mehrere Hunderttausend Euro zu investieren.

Mit Werkzeugen bringen Fensterbauer ihre Produktion mit überschaubarem Invest auf einen wettbewerbsfähigen Stand. - © Heiler

Rolf Meinzer, Glasermeister und stellvertretender Vorsitzender des Fachverbands GFF BW, stand mit seinem Betrieb Fenster Meinzer vor ein paar Jahren angesichts der steigenden Nachfrage bei Dreifach-Isolierglas vor der Entscheidung, die Fertigung von dem zu der Zeit produzierten System IV70 mit 70 Millimeter Bautiefe auf eine tiefere Konstruktion umzustellen.

Werkzeuge umgebaut

"Wir hatten überlegt, neue Werkzeuge für IV78 anzuschaffen. Aber die Investitionskosten von zirka 30.000 Euro waren beträchtlich und aus meiner Sicht eigentlich zu hoch", erinnert sich der Betriebswirt des Handwerks. In der Besprechung mit seinem Vier-Mann-Team hatte ein Mitarbeiter die zündende Idee: warum nicht die vorhandenen Werkzeuge vom Lieferanten verbreitern lassen? Meinzer fragte nach – und hatte Erfolg: Der Hersteller baute die Werkzeuge auseinanderund verbreiterte sie von 70 auf 76 Millimeter. Mit der modifizierten Schlitzscheibe, Umfälzer und Wendeplattenköpfen fertigt Meinzer Fenster jetzt mit 76 Millimeter Bautiefe. "Damit nehmen unsere Holzfenster Dreifach-Isolierglas mit Ug = 0,8 W/m2K und Schallschutzverglasungen gemäß Klasse 4 auf. Im Privatkundengeschäft fahren wir damit hervorragend", erläutert der Fensterbauer. Zirka 2.000 Euro kostete die Umrüstung der Werkzeuge. Im Fertigungsablauf gab es keine Änderungen.

Klotzen, nicht kleckern

"Wer seine Fertigung modernisieren will, sollte gleich einen großen statt vieler kleinerer Schritte machen. Eine Umstellung alle paar Jahre von IV 68 auf IV 78, IV 88 und dann erst IV 98 usw. kostet zu viel Geld und treibt den Fensterbauer eher in den Ruin", sagt Franz Freundorfer, Geschäftsführer der Kooperation Pro Passivhausfenster und Berater für Passivhaus-Fenstertechnik. Er empfiehlt den Schritt hin zu IV 98 oder besser. Damit fertigen Hersteller auf Passivhaus-Niveau und die nächsten 20 Jahre zukunftssicher. Die Grundlage dafür sei die Einzelteilfertigung statt der rahmenweisen Produktion, damit reduzierten sich der Einsatz der Maschinen und der Aufwand für das Handling im Betrieb. In der Kooperation Pro Passivhausfenster setzen die meisten Firmen auf einen Vierseiten-Hobel (Profiliermaschine) und eine Solo-Schlitzmaschine. Im ersten Schritt arbeitet die Hobelanlage, dann folgt das Schlitzen, ehe die Einzelteile wieder auf den Vierseiten-Hobel wandern und dort profiliert werden. Nach der Beschichtung stehen die Beschlag- und Endmontage mit einem vorher passend ausgesuchten Eckverbindungssystem an.

Kosten kalkuliert

Dabei handelt es sich um Standardmaschinen. Wer diese beiden Anlagen besitzt, muss insgesamt zirka 25.000 bis 35.000 Euro in neue Werkzeuge für die gewünschte Bautiefe und die Umstellung der Prozesse investieren. Bei einer Anschaffung komplett neuer Maschinen inklusive Zubehör kommen laut Freundorfer zirka 150.000 Euro zusammen. Bei der beschriebenen Konstellation und Einzelteilfertigung entfallen das manuelle Schleifen und der Arbeitsschritt des Umfälzens.

Mehr zur Modernisierung der Fensterfertigung lesen Sie in der GFF-Ausgabe 1/2016.