Wirtschaftsprognose 2024 Fenster- und Türenmarkt weiter rückläufig

Bei der Fachtagung Statistik und Markt des VFF in Frankfurt am 29. April wurden die Zahlen für den Fenster- und Außentürenmarkt 2023 sowie die Prognosen für das laufende Jahr vorgestellt. Demnach ist der Fenstermarkt in Deutschland 2023 um 8,9 Prozent zurückgegangen und wird 2024 voraussichtlich um weitere 6,4 Prozent sinken. Die Entwicklungen im Außentürenmarkt sind vergleichbar.

Die aktuellen Fenstermarktzahlen im Überblick, Stand April 2024. - © Heinze/VFF

In Fenstereinheiten (FE = 1,3 mal 1,3 Meter) ausgedrückt, heißt das: Der Absatz ist von 15,52 Millionen FE im Jahr 2022 auf 14,13 Mio. FE im Jahr 2023 zurückgegangen und wird 2024 auf 13,23 Millionen FE sinken. Die Prognose berücksichtigt, aufbauend auf dem bisherigen Erhebungsmodell, die derzeitigen Auswirkungen der Inflation, der Zinsentwicklung sowie die politischen Rahmenbedingungen im Ordnungs- und Förderrecht insbesondere nach der Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts zum Bundeshaushalt.

Sowohl im Fenster- als auch im Außentürenmarkt sind im Jahr 2023 deutliche Verschiebungen der Marktanteile vom Neubau Wohnungsbau zur Sanierung insgesamt gegeben. So gehen in beiden Marktsegmenten die Prognosen für 2024 davon aus, dass der Neubau im Wohnbereich kumuliert für 2023 und 2024 in Summe um mehr als 35 Prozent einbricht.

Sanierung geht deutlich zurück

Gemeinsam mit der Heinze Marktforschung werden die Daten vom Verband Fenster + Fassade (VFF), dem Bundesverband Flachglas (BF), pro-K sowie dem Fachverband der Schloss- und Beschlagindustrie (FVSB) erhoben. Wurden in der Vorgängerstudie vom Oktober 2023 noch etwas leichtere Rückgänge für 2024 erwartet, so trübt sich die Markterwartung deutlich ein. Entgegen der bisherigen Erwartung ist schon 2023 die Sanierung insgesamt um 4,7 Prozent deutlicher zurückgegangen als erwartet. Und 2024 wird die Sanierung nochmals, wenn auch nur leicht, um weitere 1,9 Prozent zurückgehen.

Die hohe Verunsicherung im Zuge des Gebäudeenergiegesetzes (GEG), aber auch die Erwartung verbesserter Förderanreize, die dann aus haushaltspolitischen Gründen noch im Dezember 2023 zurückgenommen werden mussten, lassen mögliche Investoren auch 2024 ihre Entscheidungen zurückstellen. Die Folge: Die Sanierungsrate ist insgesamt in Deutschland auf 0,7 Prozent zurückgegangen.

Es bleiben die weitere haushaltspolitische Entwicklung und damit die langfristige sichere Ausfinanzierung des BEG sowie der weitere Verlauf des Ukrainekriegs mit möglichen Versorgungsunterbrechungen abzuwarten, aber auch die geplanten Wiederaufbauprogramme für die Ukraine. Eine schnelle Umsetzung der mittlerweile beschlossenen Novelle der EU-Gebäuderichtlinie wäre z.B. ein wichtiges Signal für energetische Sanierung. Die Marktdaten werden dann im Herbst im Oktober 2024 entsprechend anzupassen sein. Der aktuelle Bericht mit allen Detailanalysen und Auswertungen erscheint Ende Mai 2024.

Lange: "Es braucht ambitionierte Konjunkturimpulse."

Die gegenwärtigen Daten im Wohnungsbau zeigen, dass die Sanierung 2023 um 5,4 Prozent zurückgegangen ist und 2024 um weitere 2,1 Prozent nachgibt auf dann 6,64 Millionen FE. Trotz eines nach wie vor hohen Überhangs an Baugenehmigungen für Wohnneubauten sind die Neugenehmigungen 2023 um 28 Prozent und im laufenden Jahr bereits ebenfalls im Januar um weitere 28 Prozent zurückgegangen. Für den Neubau im Fenstermarkt beträgt der Rückgang 2023 dramatische insgesamt 15,5 Prozent, obwohl noch unfertige Projekte im Jahr 2023 umgesetzt wurden. 2024 wird der Fensterabsatz im Neubau voraussichtlich nochmals aber stark um 14,4 Prozent zurückgehen auf dann nur noch 4,39 Mio. FE.

"Die gesamte Konjunktur im Baubereich ist in einer signifikanten Baukrise mit Unterauslastung, Kurzarbeit und zunehmenden Preisverwerfungen im Angebotsmarkt", betonte VFF-Geschäftsführer Frank Lange. "Dies betrifft zunehmend auch den deutschen Fenstermarkt. Investitionszurückhaltung, Bürokratie, Insolvenz- und Zahlungsrisiken führen dazu, dass sowohl Genehmigungen und Markterwartungen im Neubau und Sanierung nachlassen. Ein Rückgang des gesamten Fenstermarkts im Neubau Wohnbau im Jahr 2023 und 2024 um kumuliert ca. 35 Prozent ist dramatisch." Der Wohnungsbedarf an bezahlbaren Wohnraum sei enorm, die Notwendigkeit energetisch zu sanieren ebenfalls. Die Regierung sollte seiner Ansicht nach für bessere Rahmenbedingungen, Bürokratieabbau aber auch bessere Abschreibungsmöglichkeiten in Neubau und Sanierung sorgen und den sozialen Wohnungsbau deutlich stärker als nur mit einer Milliarde Euro fördern. Lange: "Es braucht jetzt ambitionierte Konjunkturimpulse. Einen politischen Stillstand bis zur nächsten Bundestagswahl darf es nicht geben."

BF-Geschäftsführer Jochen Grönegräs ergänzte: "Eine schnelle Umsetzung der mittlerweile beschlossenen Novelle der EU-Gebäuderichtlinie in Deutschland wäre z.B. ein wichtiges Signal für die Sanierung. Die Verbesserung der Gebäudeenergieeffizienz und die Dekarbonisierung der Heiztechnik sind zwei Seiten einer Medaille und müssen zusammen gedacht werden."

Außentürenmarkt bricht um 5,1 Prozent ein

Die Entwicklungen im Außentürenmarkt sind vergleichbar. Wie im Fensterbereich führen der deutliche Rückgang im Wohnbau in 2024 in Höhe von 5,2 Prozent und die Rückgänge im Nichtwohnbau von 4,4 Prozent zu einer deutlichen Markteintrübung. 2023 gab es einen Rückgang von 8,9 Prozent, der sich 2024 auf ein Minus von 5,1 Prozent verringert. In Summe wird im Außentürenmarkt mit einem Rückgang um 5,1 Prozent auf 1.173 Tausend Stück gerechnet. Hervorzuheben ist der Rückgang des Bereichs Neubau im Wohnbau um 15,8 Prozent auf 188 Tausend Stück. Die Sanierung insgesamt geht aber 2024 nur leicht um 1,9 Prozent auf 903 Tausend Stück zurück. Insgesamt weist die Studie stabil im Jahresvergleich auch für 2024 für 62,9 Prozent aller Türen eine erhöhte Sicherheit aus. "Im Nichtwohnbaubereich erfüllt noch nicht einmal jede zweite Türe erhöhte Sicherheitsanforderungen. Hier ist ein deutlicher Nachholbedarf offensichtlich. Im Wohnbau ist die Sensibilisierung für dieses Thema schon weiter fortgeschritten, aber Potenzial nach oben ist auch dort noch vorhanden", so Holger Koch, stellvertretender Geschäftsführer des FVSB. "Die jüngst veröffentlichte Kriminalitätsstatistik zeigt doch, dass Präventionsmaßnahmen wirken und 46,3 Prozent der Einbruchsdelikte 2023 im Versuchsstadium stecken blieben."

Im Fenstermarkt sind im Jahr 2023 deutliche Verschiebungen der Marktanteile vom Neubau Wohnungsbau zur Sanierung gegeben.

Rahmenmaterial: Kunststoff stabil bei 53 Prozent

Sven Weihe, Geschäftsführer pro-K, wies noch einmal auf die Relevanz moderner Bauelemente hin, um der ökologischen Dreifachkrise von heute – Klimakrise, Verschmutzungskrise und Artensterben – zu begegnen: "Ohne einen ressourcenschonenden Neubau und eine schnellere Sanierung des Wohnungsbestands werden wir die nationalen Klimaziele verfehlen. Auch deshalb sind die aktuellen Marktzahlen zu Fenster und Türen ernüchternd. Ohne die richtigen Stellschrauben aus Brüssel und Berlin droht auch 2024 in dieser Hinsicht ein verlorenes Jahr für den Klimaschutz zu werden."

Eine angepasste Prognose für die Marktentwicklung im Jahr 2024 wird in dieser konjunkturellen schwierigen Lage mit Einflussfaktoren der Zinsentwicklung sowie den weiteren geopolitischen Krisen und Unsicherheiten in der Haushaltsfinanzierung des Bundes in Fragen der Schuldenbremse in der nächsten VFF-Fachtagung Statistik und Markt am 17.Oktober 2024 präsentiert.