Noch fehlen verbindliche Förderzusagen F3 Fachschule für Fenstermontage: "Das Konzept ist umsetzungsfähig."

"Wir werden schon gefunden, obwohl es uns eigentlich noch nicht gibt. Der Bedarf vonseiten der Schüler ist also groß." Das sagt Tischlermeister Klaus Niggemeier, der die Idee gefasst hat, eine Fachschule für Fenstermontage ins Leben zu rufen. Wie das Konzept aussieht und wann der Einstieg ins operative Geschäft folgen kann, lesen Sie hier.

Klaus Niggemeier ist Tischlermeister und Geschäftsführer des Fachbetriebs Nigge­meier & Broermann in Castrop-Rauxel. - © Gina Reinholz

Vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels hält es Tischlermeister Klaus Niggemeier, Geschäftsführer von Niggemeier & Broermann Fenster und Türen in Castrop-Rauxel, für eine große Notwendigkeit, Personen für die fachgerechte Montage von Fenstern zu qualifizieren.

Konkret bezieht er sich auf eine Studie, in der es heißt, dass sich die Klimaziele der Bundesregierung u.a. nur dann erreichen lassen, wenn im Bestand erheblich mehr Fenster getauscht werden als bisher. "Die Fertigungskapazitäten anzupassen, wäre im Grund problemlos möglich. Der Flaschenhals, also die Engstelle, ist die Montagekapazität – hier fehlen Fachkräfte, Fachkräfte und nochmals Fachkräfte", fasst Niggemeier die Studie zusammen.

Wie Niggemeier auf die Idee kam, eine Fachschule für Montage zu gründen

Die Ergebnisse öffneten ihm die Augen: "Als Inhaber einer Montagefirma war mir zwar der grundsätzliche Fachkräftemangel bekannt. Welche Dimension die Auswirkungen jedoch haben, das wurde mir erst jetzt klar."

Niggemeier stellte sich die Frage, was sich tun lasse, um bei (jungen) Leuten und Wechselwilligen aus anderen Branchen Interesse zu wecken, sie für die Fenstermontage zu begeistern und für die Branche zu gewinnen. In der Folge fasste er die Idee, die F3 Fachschule für Fenstermontage ins Leben zu rufen – als Antwort auf zwei Herausforderungen: die Montagequalität zu verbessern und sich aktiv dem Fachkräftemangel zu stellen.

Drei-Säulen-Modell: Fortbildung – Fanclub – Finden

Bevor es um das Konzept der Fachschule geht, sei vorausgeschickt, dass diese noch nicht operativ tätig ist. "Das Konzept ist umsetzungsfähig, wir haben die Marktreife erreicht. Die Architektur der Online-Seiten ist fertig geplant", beschreibt Niggemeier den Status quo. Für die nächsten Schritte fehlen verbindliche Förderzusagen. "Wir hoffen jedoch, dass sich das zeitnah ändert und sich aus den vielen, die Unterstützung zugesagt haben und unser Konzept loben, Unternehmen finden, die uns verbindliche Unterstützungszusagen geben, sodass wir richtig starten können."

Die Idee hinter der Fachschule ist ein Drei-Säulen-Modell: Fortbildung – Fanclub – Finden. "Neben Schulung erreichen wir so eine bessere Vernetzung innerhalb der Branche und erhöhen erheblich die Attraktivität unseres Berufsstands", sagt Niggemeier. Jede der Säulen hat nach seinen eine klar definierte Aufgabe sowie eine klar definierte Zielgruppe und entfaltet ihre Wirkung erst durch die enge Vernetzung mit den anderen Säulen.

Schulungen: Teilnehmer und Anbieter zusammenbringen

Thema Fortbildung: Laut Niggemeier existieren in der Branche ausreichend viele und häufig sehr gute Schulungen. Was es nicht gebe, sei eine Plattform, auf der alle Schulungen sichtbar und alle Schulungen auch für alle erreichbar sind. "Bisher kann zum Beispiel ein Kunde der Firma X keine Schulungen des Wettbewerbers Y einsehen oder buchen. Mitarbeiter können ohne Hilfe vom Chef gar keine Schulungen finden und erst recht nicht buchen", sagt Niggemeier. Kurzum: In der Branche gebe es viele Schulungen, die der größte Teil der potenziellen Interessenten gar nicht sehen, finden oder buchen kann.

Hier schafft F³ Abhilfe. "Unser USP ist, dass wir die Zusammenfassung aller vorhandenen Kurse bieten können", sagt Niggemeier. Heißt: Die Fachschule biete eine gut strukturierte und filterbare Übersicht über alle Schulungen und jeder kann sie buchen – zumindest gilt das für die Schulungen, die Anbieter auf der Plattform einstellen lassen. "Wir stellen die Plattform, pflegen die Schulungen ein und vermitteln den Kontakt zwischen Teilnehmern und Anbietern", beschreibt der Tischlermeister die Leistung der F3 Fachschule für Fenstermontage.

Konzept des Fünf-Sterne-Monteurs

Dabei verfolgt die Fachschule einen stringenten Ansatz. "Oftmals stellen sich Monteure oder Unternehmer die Fragen: Welche Schulungen sind interessant und bringen mich zum Ziel? Welche Reihenfolge von Fortbildungen ist sinnvoll?", sagt Niggemeier. Als Antwort hat er das Konzept des Fünf-Sterne-Monteurs entwickelt. Beim ersten Stern – Montagehelfer (Vertragen und Vorbereiten) – wird vornehmlich auf richtiges Tragen und sicheres Transportieren geachtet. "Wir sprechen hier also über grundlegende Hilfstätigkeiten", sagt Niggemeier.

Beim zweiten Stern (Monteur für Hilfstätigkeiten) geht es um den Einsatz von Tragehilfen (beispielsweise Rollwagen, Sauganlagen, Trageroboter) und den Umgang mit Gefahrenstoffen (Asbest, Isocyanate etc.). Sind die wesentlichen Grundlagen vermittelt, kann ab dem dritten Stern (Monteur für Fenster und Türen) gezielt der Bereich Montage/Einbau geschult werden.

Fortbildung – Finden – Fanclub: Das ist das Konzept der in Gründung befindlichen F3 Fachschule für Fenstermontage. - © Foto: F3 Fachschule für Fenstermontage

Ziel: Der Branche Monteure zuführen

Das Ziel jeder einzelnen Schulung sei es, die Montagequalität zu verbessern und Fenstermonteuren eine Aufstiegs­chance zu bieten. Ferner soll das Konzept des Fünf-Sterne-Monteurs dabei helfen, die Attraktivität der Branche zu verbessern und durch stringente Fortbildung Fachkräfte zu erhalten, die die Branche händeringend sucht. "Wir in der Fenstermontage brauchen wirklich jeden leistungswilligen Mitarbeiter. Es ist unsere Aufgabe, die, die noch ungeschult sind, abzuholen und aufzubauen", betont Niggemeier.

Jeder Schüler sei dabei frei in der Wahl seiner Fortbildungen. "Möchte er Punkte für den Fünf-Sterne-Monteur sammeln, schreiben wir die Art und Qualität der notwendigen Schulungen vor. Wann und wie viele Schulungen besucht werden und in welcher Zeit die Schulungen absolviert werden, liegt bei jedem einzelnen Schüler", erläutert Niggemeier. Auch wie weit sich jemand schulen lasse, sei jedem selbst überlassen. "Ist ein Schüler mit vier Sternen zufrieden, dann ist das natürlich in Ordnung. Denn wir als F³ haben der Branche wieder einen zusätzlichen Monteur zugeführt."

Im Fokus: Ausführende Mitarbeiter vom Helfer bis zum Bauleiter

Wie der Tischlermeister betont, sei es auch gar nicht notwendig, dass sich alle zu Fünf-Sterne-Monteuren ausbilden lassen. "Neben Top-Leuten, die SmartHome beherrschen und auch komplexe Montagen leisten können, brauchen wir Leute, die, um es ganz bildlich darzustellen, die Fenster vor die Löcher schleppen", führt Niggemeier aus.

Generell liege der Fokus der Fachschule auf den ausführenden Mitarbeitern vom Montagehelfer bis zum bauleitenden Monteur. "Fachkräften, denen das noch nicht reicht, ebnen wir den Weg, sich weiterzuentwickeln und zu spezialisieren, und wir können auch helfen, sie innerhalb unserer Branche zu vermitteln", sagt der Tischlermeister. In anderen Worten: "Unser Konzept bietet allen, die dabei sein wollen, einen passenden Platz."

Jobbörse: Kontakt herstellen zwischen Monteuren und Betrieben

Thema Finden: Die zweite Säule der Fachschule reagiert darauf, dass es keine branchenspezifische Jobbörse für die Fenstermontage gibt. "Dies möchten wir ändern. Montagebetriebe und Monteure sollen sich unkompliziert und fundiert finden", sagt Niggemeier. F3 stellt dafür die Plattform und pflegt auf Wunsch Seiten ein. So hat etwa jeder Monteur die Möglichkeit, eine eigene Seite auf der Website anlegen zu lassen. Hier finden sich nicht nur die wesentlichen Informationen wie Kontaktdaten und Lebenslauf, auch der Stand der Fortbildung ist angegeben. Zudem ist ein fachspezifischer Social Media-Bereich enthalten, in dem Vorzeigeprojekte des Monteurs gepostet werden.

Die Bewerbung bzw. das Kennenlernen im Bereich Finden ist laut Niggemeier denkbar einfach. "Findet der Monteur einen Betrieb interessant, kann er sich mit einem Klick mit seiner eigenen Seite bewerben. Umgekehrt geht das natürlich auch: Findet ein Betrieb einen Monteur, der interessant ist, kann er ganz einfach Kontakt aufnehmen."

Marketing: Attraktivität der Branche sichtbar machen

Thema Fanclub: Hier geht es explizit um die Anwerbung potenzieller Fachkräfte. Neben Berufseinsteigern sollen alle, die entweder auf der Suche oder wechselwillig sind, auf die Fensterbranche aufmerksam gemacht werden. "Im Bereich Fanclub sammeln wir Ideen zur Verbesserung des Images unserer Branche. Wir kümmern uns um die Finanzierung und Umsetzung", erläutert Niggemeier.

Ein Beispiel, wie die Ansprache gelingen kann, sei die erwähnte Social Media-Seite der Schüler. "Über die geposteten Projekte können wir ganz unmittelbar vom abwechslungsreichen Alltag der Monteure berichten. Noch authentischer geht es nicht", sagt Niggemeier. "Unsere Schüler werden zu unseren Branchen-Botschaftern und das auf Augenhöhe mit potenziellen Interessenten." Eine andere Idee sei die Entwicklung einer spezifischen Berufskleidung, die als Identifikationsmittel das Gemeinschaftsgefühl stärken soll.

"Sichtbarkeit, Marketing und Imagebildung für unsere Branche können wir mit zahlreichen Mitteln verbessern. Mit dem Fanclub haben wir als Branche unendlich viele Möglichkeiten, gemeinsam Strahlkraft, Attraktivität und Sympathie aufzubauen", betont Niggemeier. "Unsere Branche hat einen sehr guten Zusammenhalt. Den müssen wir jedoch auch nach außen zeigen, unsere Community stärken und vermarkten."

Fachspezifische Sprachkurse für Nicht-Muttersprachler

Mit dem Gesamtkonzept richtet sich die Fachschule an junge Leute, Quereinsteiger, Ungelernte, Hilfsmonteure, aber auch Monteure. "Es sollen die angesprochen werden, die bereits in der Fensterbranche arbeiten, aber auch die, die gegebenenfalls zu uns wechseln könnten", sagt Niggemeier. Wen er beispielsweise im Auge hat, sind die Fahrer der Paketdienste. "Da sind tolle leistungsfähige Leute unterwegs, die genau wissen, dass sie diesen Knochenjob nicht ewig machen können. Hier schlummert ein großes Potenzial für unsere Fachkräftesuche."

Explizit werden von der F3 Fachschule auch Personen angesprochen, deren Muttersprache nicht Deutsch ist. "Wir werden mit einer oder mehreren Sprachschulen zusammenarbeiten und fachspezifische Sprachkurse entwickeln und anbieten", betont Niggemeier. Deren Ziel sei es, das Fachwissen in den jeweiligen Muttersprachen auf pragmatische Weise zu vermitteln. "Gegebenenfalls kann das auch von fremdsprachlichen Montageseminaren unterstützt werden."

Positives Feedback aus der Branche – Schüler melden sich bereits

Abschließend seien hier die Leistungen der F3 Fachschule noch einmal zusammengefasst. Im Bereich der Fortbildung richtet sich das Angebot an Monteure und Montagebetriebe mit der Möglichkeit, passende Schulungen zu finden – und F3 hilft bei der Buchung. "Wir richten uns als Multiplikator an Schulungsanbieter und machen die Schulungen besser sichtbar und leichter buchbar", erläutert Niggemeier. Im Bereich Finden spricht die Fachschule Monteure und Montagebetriebe an, damit diese sich besser finden. Im Bereich Fanclub richtet sich F3 an die Industrie, an Hersteller und Handel mit dem Angebot, die Leistungsfähigkeit der Branche und somit den Umsatz zu sichern und auszubauen.

Und wie kommt das Konzept der Fachschule am Markt an? Wie Niggemeier erläutert, ist die Nachfrage aus dem Bereich potenzieller Schüler viel größer als gedacht. "Wir werden ja schon gefunden, obwohl es uns eigentlich noch nicht gibt. Der Bedarf vonseiten der Schüler ist also groß", sagt der Tischlermeister. Es sei davon auszugehen, dass das Angebot gut angenommen werden wird.

Unterstützung von Unternehmen und Verbänden

Auch das Feedback aus der Branche sei durchweg positiv. "Dass wir den Fachkräftemangel fundiert und mit frischen Ideen angehen, kommt sehr gut an. Natürlich hilft uns auch das einzigartige Konzept dabei, Aufmerksamkeit zu bekommen – was dann wieder zu erfreulichem Feedback führt."

Laut Niggemeier steht das Präsidium des VFF hinter der Idee der Fachschule für Fenstermontage. Daneben unterstützen Aldra und VBH dabei, das Konzept in der Branche bekannter zu machen. Austausch bestehe zudem mit der Agentur für Arbeit, mit Tischler NRW, der Handwerkskammer sowie dem Fachverband GFF Baden-Württemberg. Was noch fehle, seien verbindliche Förderzusagen von z.B. Partnern aus Industrie, Fertigung und Handel, um die F3 Fachschule tatsächlich ins Leben rufen zu können.

Startkapital aufbauen: Förderer gesucht

"Sobald wir verbindliche Unterstützungszusagen in ausreichender Anzahl, sobald wir also die Zusagen für das notwendige Startkapital zusammen haben, werden wir die F³ GmbH gründen und die Programmierung der Bereiche Fortbildung und Finden in Auftrag geben", sagt Niggemeier. Stehe die Seite Fortbildung, sei der Einstieg ins operative Geschäft möglich. "Darauf freue ich mich schon sehr, denn dann können wir den potenziellen Schülern, von denen sich bereits jetzt schon zwei bis drei je Woche melden, eine fundierte Fortbildung bieten."