Erneuter Härtetest

Holger Dirks, Chefredakteur GFF - © Katrin Rohde

‚Manchmal kommt alles zusammen‘: Kennen Sie diese Redensart? Ich sage das manchmal, wenn mehrere Dinge schief gehen, die nicht hätten schief gehen dürfen. Mit Blick auf die humanitären und wirtschaftlichen Folgen der Ukraine-Kampfhandlungen für Europa und die Welt kann man sagen, dass wir alle gerade in so einer Situation sind. Nach der Corona-Pandemie folgt jetzt ein weiterer Härtetest für Wirtschaft und Gesellschaft.

„Über die verheerenden Auswirkungen des Krieges hinaus ist mit mittel- und längerfristigen Negativfolgen für den Kunststoff-Fenstermarkt insgesamt zu rechnen“, heißt es in einer Mitteilung des europäischen Wirtschaftsverbands der Hersteller von Kunststoff-Fenstersystemen (EPPA). „Der Druck auf die Materialversorgung wird wohl weiter zunehmen – insbesondere aufgrund steigender Energiepreise, die sich wiederum auf die Produktionskosten auswirken. Lieferungen von Rohstoffen und Handelswaren sind bereits empfindlich negativ beeinträchtigt. Der Druck auf die Branche wird noch einmal verstärkt.“

Der Bundesverband Flachglas (BF) hat in einer Mitteilung darauf hingewiesen, dass Mitgliedsunternehmen bei Angeboten mit größtmöglicher Umsicht agieren sollten. „ Ihren Kunden verbindliche Angebote zu unterbreiten, kann wegen der sich innerhalb der Ausführungszeiten möglicherweise stark ändernden Materialpreise unternehmensgefährdend werden. Und es besteht das Risiko, dass zugesagte Lieferzeiten für bestehende Aufträge nicht eingehalten werden können.“

Der BF empfiehlt den Mitgliedsunternehmen, im Zweifelsfall eine einvernehmliche Lösung mit dem Auftraggeber zu suchen. „Gespräche mit unseren Mitgliedern in den letzten Tagen zeigen, dass das möglich ist.“ Der Zentralverband des Deutschen Baugewerbes (ZDB) fordert eine Gleitklausel, die auf bestehende Verträge angewendet werden kann, da er die Störung der Geschäftsgrundlage gegeben sieht.

Jürgen Sieber, LIM im Fachverband GFF Baden-Württemberg, hat Kontakt aufgenommen zur Grünen-Fraktion im Stuttgarter Landtag. Er informierte den handwerkspolitischen Vertreter der Grünen, Martin Grath, dass Siebers Berufskollegen, die im Januar und Februar eine Ausschreibung für Schulsanierungen abgegeben haben, jetzt u.U. größere Verluste einfahren. „Ich habe als Landesinnungsmeister einen Vorschlag zum Thema Preis-Gleitklauseln eingebracht.“ Grath nahm den Vorschlag sofort mit in die Fraktionssitzung, sagt Sieber. Jetzt ist die Politik am Zug.

Zu guter Letzt hier unsere Themenvorschläge für das Wunschthema in Heft 9/22. Bitte stimmen Sie bis zum 9. Mai ab auf www.gff-magazin.de.

  • Qualifizierte Mitarbeiter finden per Headhunting: In der Industrie ist es gang und gäbe, Personaldienstleister zu beauftragen. Jetzt gibt es auch Angebote für Handwerksbetriebe. Wir vergleichen die Leistungen.
  • Bauen mit Subunternehmen: Wer haftet bei Schäden? GFF sagt, worauf Handwerksbetriebe bei Vertrag und Betriebshaftpflichtversicherung achten sollten.
  • Spektakuläre Transparenz: Der Zugang zur Sky Bar in Madrid erfolgt über einen begehbaren Glassteg in einer Höhe von 117 Meter. Worauf kommt es an, damit Montage und Baustellenlogistik klappen?

Ihr

Holger Dirks