Kriterien für die Lizenzpartnerschaft Die Sanco Beratung unter dem Dach von Glas Trösch

Unter dem Dach der schweizerischen Glas-Trösch-Gruppe versteht sich Jürgen Halbmeyer als Chef der Sanco Beratung mit Sitz in Nördlingen als Dienstleister für 51 Lizenzpartner.

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Wer Jürgen Halbmeyer in Nördlingen besucht, der landet schnell im verkehrten Büro. Denn auf den ersten Blick ist dort alles Glas-Tröschminded. Kein Wunder, schließlich sind 1984 die Schweizer groß am Standort eingestiegen – inklusive der damaligen Sanco-Isolierglasproduktion (vor acht Jahren umfirmiert in Glas Trösch GmbH) sowie der Marke bzw. Lizenzrechte der Gruppe. Dass in Nördlingen Sanco über die längere Geschichte verfügt, lässt der Code „40/25“ für die dortigen Feierlichkeiten im vergangenen Jahr vermuten. Seinerzeit war auch für diesen Zusammenschluss der Input aus dem (deutschsprachigen) Ausland gekommen: Genauer von Eugen Müller, dem Inhaber des gleichnamigen Glasherstellers aus Bozen, der dort seit 1961 das so genannte Sandwich-Isolierglas produzierte. Sanco stand also vormals für „Sandwich- Cooperation“. Halbmeyer, der inzwischen den Besucher vom hilfsbereiten Glas- Trösch-Kollegen zugeführt bekommen hat, nennt Müllers Initiative, der wie gesagt ’84 an die heutigen Inhaber verkaufte, „eine Selbsthilfegruppe europäischer Isolierglashersteller“. Mit Prokura ausgestattet („Mein Chef ist Erich Trösch“), leitet Halbmeyer heute die Sanco Beratung für sechs Glas-Trösch-Standorte in Deutschland, neun Glas-Trösch-Töchter in der Ukraine und 36 kommerziell unabhängige Lizenznehmer, die sich ihrerseits wieder großenteils auf Deutschland sowie die Beneluxstaaten und Osteuropa verteilen. Dabei produzieren die Mitglieder ohne die neun Ukrainer mehr als fünf Millionen Quadratmeter Isolierglas. Übrigens ist diese Zahl schon deshalb eine Besonderheit, weil Trösch als größter in Familienbesitz befindlicher Glasproduzent in Europa mit Informationen aus der Gruppe ähnlich zurückhaltend umgeht wie die Landsleute in den schweizerischen Bankenzentralen mit Angaben über ihre Kunden. Entsprechend schwierig ist es, sich ein genaues Bild vom kontinentalen oder deutschen Glasmarkt zu machen, wenngleich Halbmeyer als BF-Vorstandsmitglied mit seinen Kollegen das letztgenannte Unterfangen gerade wieder mal in Angriff genommen hat. Dass er die Sanco-Betriebe vor dem Hintergrund der jüngeren Isolierglasmarktentwicklung im Vorteil sieht, führt er neben den gemeinsamen Aktivitäten zur Marktbearbeitung und der großen Bedeutung des Qualitätsmanagements darauf zurück, dass Sanco früh Trendthemen wie innen liegende Jalousien entdeckt und das entsprechende Geschäftsfeld konsequent besetzt habe. Darüber hinaus verweist Halbmeyer darauf, dass Betriebe Erfolg hätten, die sich gezielt Aspekten wie Brandschutz oder Sicherheit (GFF berichtete über Sanco-Mitglied Isophon Glas) zugewandt hätten. Wer ist überhaupt willkommen im Kreis der 51 Lizenzpartner? „Ich habe schon Anrufe von Interessenten erhalten, denen habe ich gleich gesagt, dass das schwierig wird“, sagt der Prokurist. Halbmeyers Credo: „Wer bei uns mitmachen will, der muss in die Familie passen.“ Zugangsvoraussetzungen sind abgesehen von der Einhaltung bestimmter Regeln in Bezug auf das Material ein seriöses Geschäftsgebaren und das Arbeiten mit vernünftig kalkulierten Preisen: „Wir stehen immer wieder im Wettbewerb zu Herstellern, die 20 Prozent güns - tiger anbieten“, sagt der Chef der Sanco Beratung. Die produktbezogenen, technischen und wirtschaftlichen Vorgaben der Gruppe würden genauso für Neupartner wie jetzt in der Ukraine gelten: „Ich weiß, dass es diesbezüglich bei Mitgliedern, die unsere Qualitätsrichtlinien und Regeln für die Verwendung von Halbzeugen hochhalten, Befürchtungen gab. Die sind aber unbegründet.“ Schließlich geht’s um das Erbe von Sanco.

Leistungsspektrum und Qualitätsrichtlinien

Fördern: Halbmeyer beschreibt die Säulen seiner Tätigkeit für die Lizenzpartner mit den Begriffen Service, Dienstleistung, Beratung, zuverlässige Betreuung des Markts, Qualität. Gerade Letzteres scheint erklärungsbedürftig, ist doch die Glasherstellung auf europäischer Ebene längst normativ harmonisiert. Isolierglas unterscheidet sich innerhalb der entsprechenden Segmente nicht mehr großartig, da EN-Normen oder Regelungen auf Unternehmensebene wie in der Ukraine das Level definieren. Dass Sanco für seine Mitglieder bzw. Lizenzpartner gleichwohl Möglichkeiten zur Differenziertung sieht, liegt an der Peripherie: Dazu zählen Abstandhalter, Profile und chemische Zusätze wie Trockenmittel. Dem Informationsbedürfnis mit Blick auf diese Halbzeuge begegnet Halbmeyer mit einer System- und Produktbeschreibung, wichtig ist außerdem die Unterstützung der Betriebe beim Marketing. Das betrifft nicht nur die werbliche Darstellung in Print und Online, sondern geht bis hin zur 40-seitigen Richtlinie für die Anwendungstechnik, damit die Glashersteller für ihre Kunden etwas in der Hand haben. Dazu unterrichtet Sanco im gruppeneigenen Intranet – multilingual in den Sprachen der Herkunftsländer – sowie per Rundschreiben seine Partner über sämtliche relevanten, seien es technische, rechtliche oder wirtschaftliche, Veränderungen.

Fordern: Das Bemühen um ein einheitliches Niveau in der Gruppe fordert von allen 51 Lizenzpartnern die Bereitschaft, Gebrauch von diesen Angeboten zu machen. Dies greift bei der Benennung von Zuständigkeiten, die für eine effektive Teilnahme an internen Schulungen nötig ist. Halbmeyer: „Jeder Betrieb ist anders. Beim einen kocht der Chef überall selbst, beim anderen hat er für die wichtigsten Aufgaben seine Sous-Chefs.“ Entscheidend sei, dass sich Verantwortungsbereiche wie Technik, Produktion, Marketing, QM zuordnen lassen, damit Leute in diesen Schlüsselpositionen optimal geschult werden könnten und das Gehörte im eigenen Unternehmen vermitteln würden („Train the Trainer“). Ein Spagat ist auch nötig, wenn Halbmeyer die Verglasungsrichtlinie des von ihm mitgeführten BF an seine Mitglieder herausgibt: „Maßgeblich sind immer die Vorgaben im jeweiligen Markt.“ Innerhalb der Regionen Südwest, Südost, Nordost tauschen die Betriebe sich regelmäßig aus, dazu tagt in Anwesenheit von Erich Trösch dreimal jährlich der Beirat. Spätestens auf der Jahresversammlung kommen dann die Zahlen auf den Tisch. Halbmeyer sagt, Sanco finanziere sich selbst. Und engagiert sich in der technischen Arbeit. Ein Beispiel ist der ift-Produktpass für Isolierglas, den Halbmeyer einst angeleiert hat.