Kein Problemlöser für alles, aber für alles eine Lösung Das war die ift-Sonderschau Green Deal

Bauelemente müssen künftig höhere Anforderungen an die Energieeffizienz und Nachhaltigkeit erfüllen, ferner müssen sie vor Klimaextremen schützen. Auf der Sonderschau des ift Rosenheim auf der FENSTERBAU FRONTALE präsentierten zwölf Aussteller Produkte und Lösungen für die Herausforderungen von morgen. GFF begab sich auf einen Rundgang.

Sonderschau Green Deal ift Rosenheim FENSTERBAU FRONTALE 2022
Die Sonderschau Green Deal des ift Rosenheim war auch bei der FENSTERBAU FRONTALE Summer Edition ein beliebter Anziehungspunkt für die Besucher. - © Metzger

Als GFF am frühen Messemittwoch die Sonderschau des ift Rosenheim in Messehalle 1 besucht, herrscht dort reger Betrieb. Laut Jürgen Benitz-Wildenburg, Leiter PR & Kommunikation, ist das Besucheraufkommen hier traditionell hoch. "Die Sonderschau ist ein gewisser Anziehungspunkt für die Messebesucher", sagt der ift-Vertreter. Das habe sich auch zur FENSTERBAU FRONTALE Summer Edition nicht geändert.

ift-Sonderschau Green Deal

Bei der diesjährigen Messeausgabe steht die Sonderschau unter dem Titel Green Deal – CO2-Effizienz und Schutz vor Klimaextremen mit nachhaltigen Fenstern und Bauelementen. "Der Klimawandel ist angekommen und gerade im Gebäudesektor, der 35 bis 40 Prozent der CO2-Emissionen verursacht, müssen wir etwas tun", sagt Benitz.

Um die Anforderungen an die Bauelemente von morgen zu beschreiben, betrachtet das ift drei Teilbereiche: Energie- und CO2-Effizienz, Nachhaltigkeit/Umwelt, Klimaresilienz.

Unterschiedliche Anforderungen an Bauelemente

  • Energie- und CO2-Effizienz: "Ohne die ausreichende Verfügbarkeit regenerativer Energien wird es in den nächsten Jahren weiter darum gehen, Energie zu sparen", sagt Benitz. Relevante Einflussfaktoren mit Blick auf Fensterelemente seien der Grad der Wärmedämmung (U-Wert), die Nutzung solarer Gewinne (g-Wert) oder die Reduzierung von Kühlenergie im Sommer durch den Einsatz von Sonnenschutz. Ferner gelte es den CO2-Fußabdruck von Bauelementen in der Herstellungsphase zu senken sowie deren Reparatur, Wartung und Austausch auf einfache Weise zu ermöglichen.
RP Technik Vakuumglas Stahl-Glas-Tür
RP Technik präsentierte eine Stahl-Glas-Tür in filigraner Bauweise (Profilsystem Fineline), das eingesetzte Vakuumglas sorgt für einen niedrigen U-Wert. - © Metzger
  • Nachhaltigkeit/Umwelt: "Das Thema Nachhaltigkeit wird massiv auf die Branche zukommen", sagt Benitz. Gefordert seien künftig beispielsweise Umweltproduktdeklarationen (EPDs), um die Ökobilanz von Bauelementen nachzuweisen. Beim Thema Recycling wiederum sieht der ift-Experte die Branche bereits auf einem guten Weg. Die Initiativen A|U|F und Rewindo etwa können nach seinen Angaben ordentliche Recyclingquoten für Aluminium bzw. Kunststoff präsentieren.
  • Klimaresilienz: "Gebäude und Bauteile müssen widerstandsfähiger gegen Hochwasser und Überhitzung sein", mahnt Benitz. Gerade die Gesundheitsgefahren durch Überhitzung im Gebäude werden nach seinen Angaben unterschätzt. Gegenmaßnahmen seien die Auskühlung in der Nacht und tagsüber der Einsatz von automatisiertem Sonnenschutz. Wichtig: "Idealerweise erfolgt die Steuerung des Sonnenschutzes in Abhängigkeit von energetischen Kennzahlen", rät Benitz.

Exponate im Überblick: Stahl-Glas-Tür mit Vakuumglas von RP Technik

Unter dem Dach des ift präsentieren auf der Sonderschau zwölf Aussteller Produkte und Lösungen, welche die genannten Anforderungen aufgreifen. "Es gibt nicht die eine Erfindung, die alle Probleme löst", sagt Benitz beim Rundgang über den Stand. "Die Exponate zeigen vielmehr, an welchen Stellschrauben gedreht werden kann, um einzelne Probleme in den Griff zu bekommen."

Es gibt nicht die eine Erfindung, die alle Probleme löst. Die Exponate zeigen vielmehr, an welchen Stellschrauben gedreht werden kann, um einzelne Probleme in den Griff zu bekommen.

Jürgen Benitz-Wildenburg, Leiter PR & Kommunikation ift Rosenheim

Das Unternehmen RP Technik zeigt beispielsweise, dass sich auch denkmalgeschützte Gebäude mit sehr gutem Wärmeschutz ausstatten lassen: Die präsentierte Stahl-Glas-Tür liefert durch das verwendete Fineline-Profilsystem die filigrane Bauweise, das eingesetzte Vakuumglas sorgt für den niedrigen U-Wert. "Vakuumglas ist eine tolle Ergänzung für viele Anwendungen", sagt Benitz. "Und mit steigender Produktionsmenge wird auch der Preis fallen."

Heroal Sonnenschutz VS Z EM zur Nachrüstung ohen Bohren und Schrauben
Kein Bohren und Schrauben: Der Heroal Sonnenschutz VS Z EM eignet sich speziell zur Nachrüstung, z.B. in Mietwohnungen. - © Metzger

Für Mietwohnungen: Heroal-Sonnenschutz einfach ans Fenster klemmen

Nebenan präsentiert Heroal mit VS Z EM eine Sonnenschutzlösung, die sich speziell zur Nachrüstung eignet. Der Monteur klemmt das Zip-Screen-System aus dem Gebäude heraus außen ans Fenster – ohne Schrauben und Bohren. Die Steuerung erfolgt über den integrierten Solarantrieb, optional ist ein Insektenschutz integriert. "Gerade für Mietobjekte ist das System ideal. Eine Zustimmung des Vermieters oder Eigentümers ist nicht erforderlich", sagt Benitz.

Weiteres Thema bei Heroal: Muster-EPDs. Zusammen mit Orgadata und den Daten von Heroal können Verarbeiterbetriebe produkt- und objektbezogene EPDs erstellen. "Relevant ist das insbesondere bei Aufträgen für Gebäude, die zertifiziert werden sollen, etwa nach DGNB-Standard", sagt der ift-Fachmann.

SmartHome-Fenster mit Sicherheitsfeatures von Hauk

Hauk SecuSmart-Window
Hauk hat mit dem SecuSmart-Window ein Fensterelement entwickelt, das Sicherheit und die Möglichkeiten der digitalen Vernetzung in SmartHome-Anwendungen vereint. Zu den Automatikfunktionen gehört das Öffnen des Fensters in Kippstellung, um zu lüften.

Gegenüber stellt Hauk mit dem SecuSmart-Window ein Fensterelement aus, das Sicherheit und die Möglichkeiten der digitalen Vernetzung in SmartHome-Anwendungen vereint. Thema Sicherheit: Das Aluminium-Fenster ist auch in Kippstellung einbruchhemmend, die eingebaute Verglasung schaltet bei Erschütterung sofort auf blickdicht, etwa bei einem Angriff mit Waffen. "Das ist eine Spezialanwendung für den Objektschutz", sagt Benitz.

Thema SmartHome: Zum Lüften lässt sich das Fenster automatisch in Kippstellung bringen, auch die Zip-geführte Verschattung lässt sich automatisiert steuern. "Um die solaren Einträge optimal managen zu können, ist es das Beste, einen automatisierten Sonnenschutz zu haben", sagt Benitz. Die Einbindung der Automatikfunktionen in komplexere Abläufe ist möglich. Dann schaltet beispielsweise die Heizung ab, sobald das Fenster gekippt ist.

Oknoplast: Glasbeschichtung als Virenkiller, Profilbeschichtung als Hitzeschutz

Mit unsichtbaren Features ausgestattet ist das Exponat von Oknoplast, das zudem über einen steuerbaren Sonnenschutz verfügt. Die dunklen PVC-Profile sind außen mit einer hitzereflektierenden Beschichtung versehen – als Schutz vor thermischen Verformungen. "Gerade bei dunklen und anthrazitfarbenen Profilen besteht das Risiko, dass sie sich bei erhöhter Wärmeeinstrahlung verziehen", erläutert Benitz den Hintergrund. Eine Nanobeschichtung aus Titandioxid (TiO2) innen auf der Verglasung reinigt die Raumluft von Viren und Bakterien.

Das Holz/Alu-Fenster des kroatischen Herstellers Lokve steht dafür, wie sich Fensterelemente nachhaltig herstellen lassen. Mit Photovoltaik und Wasserkraft produziert das Unternehmen einen Großteil der genutzten elektrischen Energie selbst. Die verwendeten Hölzer stammen aus einem Umkreis von 50 bis 100 Kilometer und werden mit hoher Wertschöpfung im Werk verarbeitet. "Das Beispiel Lokve zeigt, dass jeder Hersteller an der Stellschraube für mehr Nachhaltigkeit drehen kann, wenn er will", sagt Benitz.

Montagezargen und Prüfungen aus der Ferne

ift Digitest Remote-Prüfung
Remote-Prüfung: Mit Digitest bietet das ift Rosenheim seinen Kunden die Möglichkeit, anerkannte Prüfungen auf unternehmenseigenen Prüfständen vornehmen zu lassen. - © Metzger

Ebenfalls auf der Sonderschau zu sehen: Die Montagezargen von Finstral und Meesenburg, die den Einbau der Fenster in die trockene Bauphase verlagern und später einen einfachen Austausch der Elemente ermöglichen.

Das ift Rosenheim selbst stellt u.a. sein Angebot für Remote-Prüfungen vor. Mit Digitest bietet das ift seinen Kunden die Möglichkeit, anerkannte Prüfungen auf unternehmenseigenen Prüfständen vornehmen zu lassen, ohne dass ein Prüfer vor Ort sein müsse. "Mit Digitest steigt die Flexibilität bei Prüfungen. Außerdem lassen sich Zeit sowie Reisekosten sparen und CO2-Emissionen durch Fahrten vermeiden", sagt Benitz.

Der offizielle Dokumentationsband zur ift-Sonderschau Green Deal steht als pdf-Datei kostenlos zum Download bereit. Die Videoaufzeichnung der ergänzenden Fachvorträge im FENSTERBAU FRONTALE FORUM rufen Interessierte auf der Messewebsite ab.