Glasschäden Teil 6 Das Unikum unter den Glasbrüchen: Kreisbruch

Zugehörige Themenseiten:
Glasschäden

Die Bruchbilder von Glasbrüchen können sehr vielfältig sein. Sowohl ihr Aussehen als auch die Anzahl der auftretenden Sprünge variieren häufig. Ekkehard Wagner geht im letzten Beitrag unser Serie mit Glasschäden der Bruchursache nach.

Kreisbruch wie unter Fall Nummer eins beschrieben. Hammerschlag mit gekennzeichnetem Bruchbeginn und den Laufrichtungen beider Brüche. - © Ekkehard Wagner

Immer geht der Glasbruch von einer typischen Stelle aus: dem Bruchspiegel. Von diesem aus schreitet der Bruch als einzelner Sprung oder, sofern genügend Bruchenergie vorhanden ist, er teilt sich auf und bildet so diverse Bruchoberflächen. Das typische Bruchbild bei nicht vorgespanntem Floatglas ist der spinnennetzförmige Glasbruch, bei dem sich sofort erkennen lässt, an welcher Stelle der Angriff erfolgt ist. Von dieser Stelle gehen dann die Sprünge in alle Richtungen auseinander.

Sprünge führen vom Angriffspunkt in alle Richtungen

Ob es sich nun um einen Drucksprung, einen Kantenstoßbruch, einen Steinschleuderbruch oder um einen Steinwurf handelt – die einzelnen Sprünge entfernen sich vom Angriffspunkt in
alle Richtungen.

Die einzige Ausnahme macht hier ein sehr selten auftretender Glasbruch: der Kreisbruch. Wer bei Glasbruchversuchen die einzelnen Bruchbilder versucht nachzustellen, dem gelingt es mit nahezu allen Bruchbildern. Anders verhält sich das jedoch mit einem Kreisbruch: Dieses extrem seltene Bruchbild lässt sich nur schwer nachstellen.

Erster Fall: Hammerschlag

Wie entsteht nun dieser so seltene, aber schön anzusehende Glasbruch? Dazu ist eine flächige, nicht zu große Krafteinwirkung notwendig. Diejenigen Fälle, die dazu geführt haben, sind recht einfach zu beschreiben. Fall Nummer eins: ein Hammerschlag mit der flachen Hammerseite, zirka 20 mal 20 Millimeter Fläche, haben dazu geführt, dass an einer vier Milimeter Floatglasscheibe ein zirka 80 mal 80 Millimeter großer Kreisbruch entstanden ist.

Dieser Bruch war aber eigentlich gar nicht so geplant, sondern sollte während eines Glasbruchanalyse-Seminars in Hadamar zur Zerstörung der Scheibe und zu Bruchoberflächen mit Wallner-Linien führen. Idealerweise ist die Hammerfläche exakt rechtwinklig auf die Glasoberfläche aufgetroffen, so dass kein Spinnennetz, sondern ein Kreisbruch entstand.

Zweiter Fall: Stoß mit dem Kantholz

Fall Nummer zwei: ein Stoß mit einem Kantholz, zirka 60 mal 60 Millimeter, haben bei einer Dreifach-Isolierglaseinheit dazu geführt, dass die Außenscheibe kreisförmig gebrochen ist.

Ein Kugelblitz hatte die Energie, um einen kreisförmigen Bruch in einem fünf Millimeter Floatglas zu erzeugen.

Das zirka 100 mal 100 Millimeter große Bruchstück lag im Scheibenzwischenraum der Isolierglaseinheit. Auch hierbei muss das Kantholz nahezu rechtwinklig auf die Scheibe aufgetroffen sein, um ein derartiges Bruchbild zu erzeugen. Andernfalls hätte sich bei Punktbelastung ein spinnennetzförmiges Bruchbild gezeigt.

Dritter Fall: Kugelblitz-Einschlag

Fall Nummer drei: auch hierbei handelt es sich um eine mechanische flächige Einwirkung auf die Glasoberfläche. Allerdings nicht durch einen harten Gegenstand, sondern durch einen Kugelblitz. Dieser hatte die nötige Energie, um ebenfalls einen kreisförmigen Bruch in einem fünf Millimeter Floatglas zu erzeugen. Neben der flächigen Druckwirkung hat die hohe thermische Energie eines solchen – ebenfalls sehr selten erscheinenden – Blitzes zusätzlich dafür gesorgt, dass ein Kreisbruch entstanden ist.

Wallner-Linien bilden sich aus

Einige wenige, weitere Fälle, die dem Autor bekannt sind, zeigen ein ebensolches Bruchbild bei kleinflächiger mechanischer Einwirkung auf die Glasoberfläche. Es bilden sich Kreisbrüche mit Durchmessern von meist zirka 80 bis 150 Millimeter aus. Anhand der Bruchflächenuntersuchung lässt sich feststellen, an welcher Stelle der Bruch begonnen hat, da sich Wallner-Linien ausbilden. Die Seite, von welcher der Angriff erfolgt ist, lässt sich ebenfalls erkennen, da sich eine gewisse konusförmige Öffnung des Bruchs weg von der Angriffsseite zeigt.