Re-Use von Brandschutzelementen Brandschutztüren aus Büroabriss erhalten neue Zulassung

Ein hessisches Wohnungsunternehmen hat als Pilotprojekt sechs Brandschutztüren aus einem abgerissenen Bürogebäude wiederverwendet und dabei alle behördlichen Hürden gemeistert. Der Weg zur erneuten Zulassung erwies sich als komplexer Abstimmungsprozess zwischen Prüfinstitut, Behörden und Fachbetrieben.

Das Team bei der Montage der Türelemente. - © NHW

Die Unternehmensgruppe Nassauische Heimstätte | Wohnstadt (NHW) hat in Frankfurt-Niederrad sechs Brandschutztüren aus einem Bürogebäude ausgebaut und nach umfangreichen Prüfungen in einem anderen Projekt wiederverwendet. Das Wohnungsunternehmen sammelt seit dem Jahr 2021 Erfahrungen mit dem Recycling von Baustoffen und hat nach eigenen Angaben durch zwei Aufstockungen aus Recycling-Materialien eine steile Lernkurve verzeichnet.

"Es ist nicht einfach, bei der Vielzahl von Vorschriften, Normen, Gesetzen und Verordnungen die Wiederverwendung von Bauteilen im Bauablauf zu platzieren", sagt Robert Lotz, Fachbereichsleiter und Initiator des Re-Use am Bau bei der NHW. Diese Vorgehensweise etabliere sich jedoch und bringe von Mal zu Mal neue Ideen.

Zulassung als größte Hürde

Die Brandschutztüren vom Typ T30-1-RS-FSA stammten aus dem Jahr 2014 und besaßen noch eine bis zum Jahr 2027 offiziell gültige Zulassung. Projektleiter Ralf Büttner sammelte alle vorhandenen Dokumente, darunter Unterlagen des Herstellers, die Abnahme durch den Sachverständigen sowie alle Protokolle der jährlichen Wartungen. Nach dem Ausbau verlieren Brandschutztüren jedoch ihre ursprüngliche Zulassung und gelten als Abfall.

"Das Wiederverwenden von Brandschutztüren ist der Heilige Gral beim Recyclen", sagt Lotz. Bei der hohen Qualität der Türen sei eine Entsorgung für die NHW-Experten ein "No go" gewesen. Das Unternehmen suchte einen Fachbetrieb im Rhein-Main-Gebiet, der die Qualifikation und Zulassung für die Bearbeitung von Brandschutzelementen besitzt.

Nach intensiven Gesprächen beauftragte die NHW die Firma Alutech in Eschborn bei Frankfurt. Das Unternehmen besitzt nach Angaben der NHW die fachliche Qualifizierung für die Herstellung und Montage zugelassener Brandschutz-Türelemente.

Prüfinstitut begleitet Ausbau

Für die offizielle Bewertung der Brandschutzelemente band die NHW das ift Rosenheim als unabhängiges Prüfinstitut ein. Ein Mitarbeiter des Instituts war beim Ausbau der Elemente zugegen, überzeugte sich von deren hoher Qualität und lieferte wertvolle Hinweise für die Wiedermontage.

Nach Vorabklärungen mit dem Ministerium für Wirtschaft in Wiesbaden als Oberster Baubehörde und dem zuständigen Regierungspräsidium in Darmstadt entschied sich die NHW für eine vorhabenbezogene Bauartgenehmigung (vBG). Ein halbes Jahr später einigten sich alle Beteiligten auf die Wiederverwendung mit einer angepassten Kennzeichnung.

Das offizielle Typenschild des Erstherstellers wird entfernt und durch ein neues mit der vBG-Nummer ersetzt. Statt T30-1-RS-FSA erhält eine neue Plakette die Bezeichnung feuerhemmend, rauchdicht und selbstschließendes Türelement. Die Abkürzung wandelte das Unternehmen in eine Textform um, um rechtlichen Anforderungen zu entsprechen.

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    Die alte Brandschutztür, die ausgebaut wurde und noch bis 2027 eine offiziell gültige Zulassung besaß.
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    Die umgebaute Tür, die an anderer Stelle mit neuer Plakette wiederverwendet wurde.

Industrie zeigt wenig Interesse

Während des Planungs- und Abstimmungsprozesses suchte das NHW-Team den Kontakt zu namhaften Herstellern von Brandschutztüren. Diese begegneten dem Thema jedoch mit Ablehnung, obwohl es einige Vorschläge für eine Zusammenarbeit bei diesem Pilotprojekt gab.

"Man spürt, dass die Industrie mit diesem Thema nur schwer umgehen kann", sagt Lotz. Vermutlich rückten hier wirtschaftliche Interessen der Hersteller in den Vordergrund. Schließlich stünden die wiederverwendeten Elemente dann in direkter Konkurrenz zu neu hergestellter Ware. Er hoffe, dass Projekte wie das der NHW Schule machten und im wahrsten Wortsinn weitere Türen in Unternehmen und Köpfen öffneten.

"Was wie eine Abfolge geplanter Schritte aussieht, war in Realität ein ambitionierter und herausfordernder Abstimmungsprozess", resümiert Lotz. So musste etwa durch das Kürzen der Elemente ein Glaslieferant gefunden werden, der noch die zugelassene Scheibenqualität der Originalzulassung liefern konnte.