Gestalten mit Glas
„Magische Tiefe zwischen zwei Polen“ – so lautet der Titel einer Ausstellung in der Galerie B in Baden-Baden/Sinzheim, die bis zum 30. September 2016 Objekte aus Glas von Franz-Xaver Höller zeigt: Die Skulpturen des Künstlers lebten von ihrer Polarität. Mit dem Glas geht der Bildhauer meisterlich um. Er formt seine Ballons, Schalen und Figuren zu ästhetischen Paaren und schleift und graviert sie, bis deren besondere Aura besticht. Meist scheinen die Paare ähnlich zu sein, unterscheiden sich aber gleichwohl in Details. Seine Werke thematisieren die Pole Chaos und Ordnung, Bindung und Lösung, Einfalt und Vielfalt. Höller lässt sich inspirieren von der Natur und dem Menschen, der Polarität zwischen Leben und Tod, Tag und Nacht. Er formuliert in seinen Glasobjekten Bindendes und Trennendes. Die Galerie B widmet ihm eine Einzelausstellung und präsentiert mehrere der hauchdünnen und aufwändig bearbeiteten Ballonskulpturen. Sie zeichnen sich aus durch schlichte Klarheit, sind zart oder dickwandig und leben durch die meisterhafte Gravur der Oberfläche. Dadurch dass er die Oberfläche bearbeitet, öffnet der Bildhauer den Blick für die Tiefe. In Fachkreisen zählt Franz-Xaver Höller weltweit zu den besten Künstlern, die mit dem Material Glas umgehen. Nur sehr wenige der unheimlich aufwändigen Arbeiten verlassen jährlich sein Atelier. Im Glasmuseum Frauenau war bis Ende Februar eine große Höller-Retrospektive zu sehen. Einige Arbeiten aus dieser Ausstellung zeigt nun ebenfalls die Galerie B. Franz-Xaver Höller überschreitet Grenzen in seinen Arbeiten und Kontinente bei seinen Reisen. Er veranstaltet Workshops in Australien und den USA. Seine Objekte sind im Hokkaido Museum in Japan, im Museum Boymans in Rotterdam, in den Kunstsammlungen der Veste Coburg und im Corning Museum of Glass in New York zu sehen. „Nur Glas und ich und ich und Glas – meine Arbeit ist ein ständiges Suchen und Finden“, so beschreibt der Künstler selbst seinen Ansatz. Franz-Xaver Höller, Jahrgang 1950, absolvierte an der Glasfachschule in Zwiesel seine Ausbildung zum Glasgestalter. 1978 schloss er sein Studium der Bildhauerei an der Kunstakademie in München ab und begann, als freischaffender Bildhauer zu arbeiten. Seit 1981 lehrt er selbst in Zwiesel.