Alles digi oder was

Reinhold Kober, Chefredakteur GFF - © Foto:privat

Nachklapp heißt das gemeinhin: Die wichtigsten Erkenntnisse des Swisspacer Symposiums – 1. SmartHome entscheidet über Sein und Nichtsein, 2. Liefern Sie Produkte, die SmartHome-ready sind, aber lassen Sie die Finger von der Gesamtverantwortung für die Gebäudesteuerung, da die haftungsrechtlichen Folgen wegen der kurzen Halbwertszeiten dahinter liegender Softwareschmieden nicht kalkulierbar sind – haben wir im Oktober transportiert. Doch ich möchte nochmal nachkarten. Insbesondere geht mir nicht aus dem Kopf, was Digitalisierungsenthusiast Jochen Wilms, der aus acht Jahren bei Schüco durchaus über Branchenbezug verfügt, den Teilnehmern in Salzburg ins Stammbuch schrieb: An die Stelle revolutionärer Produktideen sind in Zeiten von Facebook, Google, Uber, AirBnB & Co. digital aufgehängte Plattformen getreten, die längst in der Seilschaft für den Sturm auf den Gipfel des Geldverdienens die besten Plätze untereinander ausmachen. Die Zukunft gehört den Koordinatoren und Kommunikatoren, die vor allem anderen dafür sorgen, dass Angebot und Nachfrage zueinander finden, gewissermaßen als Sachwalter eines Internets der Dinge – alle, die mitspielen wollen, haben sich deren Regeln zu unterwerfen. Da ist es ein kurzer Weg, bis das böse Wort vom OEM-Lieferanten fällt, das Wilms in Salzburg nannte. Sehen wir mal davon ab, dass neben wenigen Ausnahmen wie Tripadvisor deutsche Unternehmen die Entwicklung verschlafen haben, komme ich nicht umhin, zu konstatieren, dass puncto Liefergeschwindigkeit und -bequemlichkeit, Produktinformation, geteiltes Wissen (Nutzerbewertungen) und sogar After Sales-Service Onlinedienste wie Amazon einen super Job machen. Man stelle sich vor, was Strukturen, wie sie Katerra bereits etabliert, für die deutschen Branchenplayer bedeuteten: Ein im besten Sinn Generalübernehmer kümmert sich von Architektur & Gestaltung, Material- und Produktfragen und damit verbundenen Garantien über die komplette Logistikkette bis hin zu Einbau und Nachbetreuung um das Thema Bauen, das damit schneller, wirtschaftlicher und fehlerfreier handelbar ist. Der Fensterbauer, Glasproduzent oder Fassadenspezialist liefert seine vorgefertigten Produkte just in sequence auf die Baustelle – wenn er darf, weil er die Konditionen erfüllt. Das war’s vom Mars.

Wie sieht die Realität aus? Wir singen das Loblied vom karierten Maiglöckchen („Losgröße eins“), hinken in der Lieferfähigkeit teils Mitbewerbern hinterher, die es weiter zum Kunden haben (aus Polen) und missbrauchen die Normung als Absatzhelfer, um das Bauen noch zu verteuern (siehe DIN 18008). Kürzlich sagte mir A+W-CEO Peter Dixen, nirgends werde in Bezug auf die Digitalisierung so viel geredet und so wenig gehandelt wie in Mitteleuropa. Das ist schlecht, weil am Ende der Kunde das Tempo diktiert.

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1. Don’t mess around: Norm kurbelt Verkauf von Sicherheitsglas an – wie es mit der DIN 18008 weitergeht und was Insider zur Verschärfung sagen.

2. Zum Ass beim Glas: Diese Möglichkeiten haben Handwerker in Sachen Weiterbildung – GFF listet die Angebote auf und spricht Empfehlungen aus.

3. Fremdgegangen: So nehmen Steuerungshersteller für Sonnenschutzprodukte Fensterbaubetriebe ins Visier – und was die Verbände dazu sagen.

Ihr

Reinhold Kober