Kommentar zur Gimav-Mitteilung A fair battle – mehr Zurückhaltung und Demut statt lauter Siegesnachrichten

GFF-Redakteur Matthias Metzger - © Rohde

Italienische Unternehmen werden mehrheitlich nicht auf der glasstec 2021 ausstellen und sich stattdessen auf ihren Auftritt auf der heimischen Vitrum konzentrieren. Die Nachricht, die der italienische Branchenverband Gimav verbreitet, ist ein Hammer und, da muss man kein Prophet sein, ein schwerer Schlag für die Düsseldorfer Messemacher. Auch wenn die Verantwortlichen nach außen hin gelassen auf die Ankündigung reagieren – als Weltleitmesse lebt die glasstec gerade von einer hohen internationalen Beteiligung.

So bitter die Nachricht für die Messe ist, völlig überraschend kommt sie nicht. Es gibt eine Vorgeschichte: Bereits Mitte des Jahres sorgte Gimav-Präsident Michele Gusti für Unruhe bei der Messe Düsseldorf. Im Namen der italienischen Glasindustrie gab er die eindringliche (von den Düsseldorfern nicht befolgte) Empfehlung ab, keine abgesagten Veranstaltungen aus diesem Jahr in den ohnehin schon vollgepackten Messekalender für das Jahr 2021 zu verschieben. Damals spekulierten Branchenkenner, ob hier nicht die Vitrum, die Hausmesse der Italiener, die im Oktober 2021 in Mailand stattfinden soll, von einer gänzlich abgesagten glasstec profitieren solle.

Gusti verneinte dies auf GFF-Nachfrage. Beim Wunsch, keine abgesagten Messen auf 2021 zu verschieben, hätten die Interessen der Aussteller mit Blick auf eine sinnvolle, budgetorientierte Planung der Messeteilnahmen im nächsten Jahr im Fokus gestanden. Wer sich mit Unternehmensverantwortlichen unterhält, bekommt dafür auch die Bestätigung: Die Teilnahme an Messen ist mit hohem Aufwand auf der Kostenseite verbunden. Entsprechend schwierig ist der Umgang mit dem Überangebot im nächsten Jahr. Insofern ist es nachvollziehbar, wenn sich die italienischen Aussteller, wie jetzt bekannt gegeben, im nächsten Jahr auf ihre Hausmesse fokussieren. Ein Geschmäckle bleibt aber trotzdem. Und das liegt an der Art, wie Gimav sich schon Ende Mai gerierte und nun auch die aktuelle Entscheidung der Mitglieder nach außen trägt. Schon damals hatte sich der Eindruck gebildet, dass der Verband, selbst wichtigster Träger der Vitrum, einen Wettkampf zwischen glasstec und der eigenen Messe ausgerufen hat. Die nun verbreitete Mitteilung liest sich wie eine Siegesnachricht. Die Messe Düsseldorf kommt kaum umhin, den Entschluss der Gimav-Mitglieder als Boykott ihrer Veranstaltung aufzufassen.

„Es ist schwierig, sich nicht zu freuen“, sagt Vitrum-Präsident Dr.-Ing. Dino Zandonella Necca zur Entscheidung der Aussteller. Natürlich darf er sich für die eigene Messe freuen. Am Ende geht es aber auch um ein gutes, faires Miteinander in der Branche – gerade in der Ausnahmesituation Corona. Als, jahrelang leidgeprüfter, Messeveranstalter hätte man sich von den Italienern mehr Zurückhaltung gewünscht.