Tür + Tor: klimasicher + smart: Unter diesem Motto standen die diesjährigen Rosenheimer Tür- und Tortage. Die Vorträge thematisierten die Pflichten, aber auch Chancen, die sich durch Nachhaltigkeit und Klimasicherheit ergeben.

Klimawandel und Nachhaltigkeit sind häufig zitierte Themen, die manchen überstrapaziert erscheinen, aber dennoch die Herausforderung unserer Zeit sind und immer stärker auch das unternehmerische Handeln bestimmen. Das zeigt der neue Entwurf der Bauproduktenverordnung genauso wie die gerade erst verabschiedete Ökodesign-Verordnung, die bis 2026 in Deutschland umgesetzt werden muss. "Jammern über neue Anforderungen nützt nichts, sondern eine sachliche und professionelle Vorbereitung ist gefragt, bei der wir an Ihrer Seite stehen", so die Devise von Prof. Jörn Peter Lass, Institutsleiter ift Rosenheim.
Herausforderungen als Chance nutzen
Denn auch der Klimawandel kümmert sich nicht um unsere Befindlichkeiten, sondern dessen Folgen holen uns fast täglich in Form von Wetterextremen ein. Die Referenten zeigten deshalb praxisnah ganz konkret wie Hersteller von Türen und Toren diese Herausforderungen als Chance nutzen können, um mit zukunftsfähigen Bauprodukten private, gewerbliche und öffentliche Bauherren zu gewinnen. Diese müssen hierfür über den ganzen Lebenszyklus ressourcenschonend, CO2-neutral, kreislauffähig, leicht zu warten und damit klimasicher sein – das fordert im Übrigen auch die Ökodesign-Verordnung, die am 27. Mai vom EU-Rat verabschiedet wurde.
Nach einer Gedenkminute für den kürzlich verstorbenen Christian Kehrer, der das ift, die Branche und die Veranstaltung über zwei Jahrzehnte maßgeblich geprägt hat, berichtete Lass in seinem Vortrag über die neue EU-Bauproduktenverordnung und wie Nachhaltigkeit und Klimaresilienz darin berücksichtigt werden. Prof. Dr. Winfried Heusler vom Ingenieurbüro Heusler informierte anschließend detailliert, wie Nachhaltigkeit, Resilienz und Digitalisierung als Treiber der Tür- und Torbranche wirken. Ergänzt wurde dies von Prof. Christian Niemöller, SMNG Rechtsanwaltsgesellschaft, der aufzeigte, wie Nachhaltigkeit und klimaresilientes Bauen als Vertragsleistung zu neuen Verantwortlichkeiten für Auftragnehmer führt. Als Abrundung gab es sicherheitskritische Betrachtung von elektronischen Bauteilen aus der Hacker-Perspektive (Bastian Heilos und Michael Steigerwald, V Trust) sowie einen Ausblick auf 2025 mit Wegen aus der Baukrise von Martin Langen, B+L Marktdaten.
Sieben Themenblöcke vermitteln Expertenwissen
Im Themenblock Nachhaltigkeit & Klimasicherheit informierte Christoph Seehauser (ift) zu Anforderungen und Nachweismöglichkeiten für klimaresiliente Bauteile und zu Kenngrößen für Nachhaltigkeit im Unternehmen ohne Greenwashing. Robert Krippahl (ift) erläuterte Anforderungen und geeignete Nachweise der Klimaresilienz von Türen und Toren. Im Themenblock Normung referierte Benedikt Pulver (TÜV Süd) über die Änderungen der neuen Maschinenverordnung und Anpassungen zur bestehenden Maschinenrichtlinie mit Anforderungen der EN 12453 und EN 16005. Olaf Heptner (Obmann WG 5) berichtete über den aktuellen Stand der EN 13241-1, Produktnorm für Tore und Gerd-Joachim Müller (ö.b.u.v. Sachverständiger für Tore, Sonnenschutz, Rollladen) illustrierte anschaulich wie kreativ die normativen Vorgaben auf der Baustelle interpretiert werden.
Im Themenblock Trends + Unternehmen zeigte Frank Greiner (Ed. Züblin), welche Anforderungen ein Generalunternehmer an einen Anbieter von Türen und Toren hat und wie das bei Ausschreibungen und der Ausführung berücksichtigt werden kann. Martin Wieser (Holzforschung Austria) berichtete über Ansätze, wie sich Türen und Fenster durch eine Aufarbeitung energetisch optimieren lassen und was dabei in der Praxis zu beachten ist. Im Themenblock Glas erläuterte Carolin Lamprecht (ift) die aktuellen Anforderungen und die Ausführungsregeln von Glas in Verkehrsbereichen bei Türen und Toren und Univ.-Prof. Dr.-Ing. Geralt Siebert (Universität der Bundeswehr München) die Anforderungen der E-DIN 18008-3 bei Ganzglasanlagen.

Im Themenblock Sicherheit zeigte Josef Moosreiner (LKA Bayern) wie sich neue Arbeitsweisen von Einbrechern nach Corona entwickelt und etabliert haben. Andreas Schmidt (ift) stellte eine neue ift-Richtlinie vor, mit der sich vandalismusresistente Bauelemente und Einrichtungen bewerten und klassifizieren lassen und Dr. Gerhard Wackerbauer (ift) informierte über die wichtigsten Änderungen der Brandschutznormen. Im Themenblock Praxis gab es viele Praxistipps zur einfacheren Montage von Brandschutztüren von Christian Herdemerten (Herdemerten), der Optimierung von Schalldämmtüren von Bernd Saß (ift) und zur praktischen Anwendung von SmartHome-Technologien bei Türen und Toren von Olaf Vögele (Sachverständiger). Im Themenblock International berichtete Jamie Webb (BSI) zum aktuellen Stand der britischen Sicherheitsnorm PAS 24 sowie der UKCA-Kennzeichnung, inklusive Fragerunde mit dem Publikum.