Krupp, Hoesch, Babcock (dort mit unrühmlichem Ende) – die Stationen seiner Laufbahn lesen sich wie das Who’s who deutscher Großkonzerne. Dann, 2004, entscheidet sich Dr. Heyo Schmiedeknecht (heute 80) im besten Rentenalter, die Salamander Industrie-Produkte GmbH zu erwerben.
Im verspäteten Geburtstagsinterview mit GFF -Online spricht der heutige Beirats- und Aufsichtsratsvorsitzende bei SIP von einer "Occasion", die sich ihm geboten habe – was bei einem Invest von 25 Millionen Euro für die Gruppe mit damals 130 Millionen Euro Turnover hinkommt. Aber das ist nur das eine; Schmiedeknecht hat die Vision, mit geordneten Strukturen, aber ohne das konzernübliche Hierarchiedenken Perspektiven und Expansionsmöglichkeiten für das Produkt eines wirtschaftlich gefertigten, energieeffizienten Fensterprofilsystems zu erschließen. Heute macht SIP in der Gruppe (zu der auch Salamander Bonded Leather, Salamander technische Kunststoffe, der österreichische Werkzeugbau Salamander Extrutec Solutions sowie Salamander Decking Fence & Fassade gehören; zum 1.1. wurde die Produktion Salamander Extrusion GmbH ausgegründet) fast 300 Millionen Euro, haben in Götz und Till seine Söhne operativ die Verantwortlichkeiten übernommen.
23 Millionen Euro investiert, nur 2018
Gefragt, was ihn bewogen habe, am Ende eines erfolgreichen Weges als angestellter Spitzenmanager sich die unternehmerische Verantwortung aufzuladen, sagt der 80-Jährige: "Ganz viele Manager, die häufig von Gesellschaftern in ihren Entscheidungsmöglichkeiten beschnitten werden, träumen davon, selbst Unternehmer zu sein. Ich habe die sich mir bietende Occasion damals ergriffen und bereue es nicht." Man könnte also sagen: Im zweiten Schritt hat es geklappt mit der Selbstständigkeit. Denn, so sagt der Investor selbst, die Möglichkeiten, in ein Unternehmen zu investieren, wären 1989 vorhanden gewesen. Schmiedeknecht aber zieht zu Babcock, das andernorts vollendete Werk des Sanierers bleibt dort ohne Happyend.
Nun also Türkheim im Unterallgäu: "Einfach so weiterzumachen wie bisher", deutet Götz Schmiedeknecht als Sprecher der Geschäftsleitung schon mal in Richtung des wachsenden Konkurrenzdrucks aus anderen Ländern mit den wohlbekannten Standortvorteilen, "das funktioniert nicht. Wir brauchen flexible Mitarbeiter, die die Bereitschaft zur Fortbildung mitbringen." Die Inhaberfamilie hat Veränderungen nicht gescheut, wie alleine im vergangenen Jahr erfolgte Investitionen von fast 23 Millionen Euro belegen. Angesichts des Vaters wäre dies freilich auch verwunderlich gewesen.
GFF veröffentlicht in seiner Novemberausgabe ein Wortlautinterview mit Dr. Heyo Schmiedeknecht und seinen Söhnen Götz (CEO) und Till (CDO) Schmiedeknecht; unser Heft erscheint am 8.11.19.