Wer Glasermeister werden will, hat in Deutschland mehrere Einrichtungen zur Auswahl, die Meisterkurse anbieten. GFF hat nachgefragt, was sie bieten und sich bei ehemaligen Schülern umgehört, warum sie sich für die verschiedenen Schulen entschieden haben.

Was dieser Artikel bietet:
- Wir haben Absolventen der Meisterschulen für Glaser in Hadamar, Vilshofen und Karlsruhe gefragt: Warum fiel die Entscheidung auf jenen Meisterkurs?
- Vertreter der Schulen geben weitere Argumente, was ihre Meisterschulen für Glaser leisten
- Eine Vergleichstabelle (siehe unten) stellt die Schulen übersichtlich gegenüber
Der Meistertitel ist ein Qualitätsmerkmal. Die Ausbildung vermittelt wichtige praktische und theoretische Kenntnisse. Mit dem Erwerb geht ein guter Ruf einher. Wer den Meisterbrief besitzt, kann sich zudem zum geprüften Betriebswirt nach der Handwerksordnung fortbilden lassen und hat in allen Bundesländern die Berechtigung, an einer Hochschule zu studieren. Es gibt viele Gründe, sich für den Meister zu entscheiden. Wer diesen Schritt gehen möchte, hat sogleich die nächste Entscheidung zu treffen: Wo mache ich den Meisterkurs? GFF unterstützt interessierte Glasergesellen bei der Entscheidung mit einer Vergleichstabelle weiter unten. Wem das nicht reicht, der profitiert womöglich von den Erfahrungen anderer.
Bundesfachschule des Glaserhandwerks in Hadamar
Glasermeisterin Theresia Kraft aus Landsberg am Lech hat den Vorbereitungskurs der Bundesfachschule des Glaserhandwerks in Hadamar besucht: „Ich fand es gut, dass es in Hadamar eine umfangreiche Vollzeitversion gibt für die Meisterausbildung. Von Teil I bis IV ist alles dabei, man muss sich nicht mühsam die einzelnen Teile zusammensuchen, sondern kann alles zusammen machen.“ Auch im Nachgang ist sie zufrieden: "Die Ausbildung war gut strukturiert, es gab für jedes Fach einen eigenen Lehrer und es kamen auch verschiedene Unternehmen an die Schule, z.B. Bohle." Gut sei auch, dass der Erwerb von Zusatzqualifikationen, z.B. zur Elektrofachkraft für festgelegte Tätigkeiten, in den Kurskosten enthalten war. "Man konnte Einblicke in verschiedene Bereiche gewinnen, z.B. die Autoverglasung. Es war gut, dass die Glasfachschule alle Gestaltungsberufe ausbildet und somit passend ausgestattet ist alles auszuprobieren und zu üben", sagt Kraft. "Ich fühle mich gut auf die Zukunft vorbereitet."
Weitere Argumente findet auch Stefan Kieckhöfel, Hauptgeschäftsführer Bundesinnungsverband des Glaserhandwerks (BIV): "Alle Hadamarer Jungmeister konnten nach erfolgreich bestandener Meisterprüfung auf ein Beschäftigungsverhältnis schauen." Auch die technischen Berater des BIV seien in die Meistervorbereitung integriert. "Wir setzen auf eine Praxis und am Puls der Zeit orientierte Ausbildung", ergänzt er. "Darüber hinaus haben wir den praktischen Werkstattunterricht zusätzlich in die Vorbereitung integriert, der die Vermittlung neuster Bearbeitungs- und Veredlungstechniken zulässt."
Landesinnungsverband der bayrischen Glaser und die Handwerkskammer Niederbayern-Oberpfalz in Vilshofen
Glasermeister David Derkacz aus Treuchtlingen entschied sich für eine Ausbildung in Vilshofen. Der Landesinnungsverband der bayrischen Glaser und die Handwerkskammer Niederbayern-Oberpfalz und bieten diesen Lehrgang dort gemeinsam an. "Es ist die einzige Meisterschule für Glaser in Bayern und das hat für mich den Ausschlag gegeben." Die Inhalte wurden genau nach Plan vermittelt. "Der Kurs war gut, aber ich hätte mir noch etwas mehr gewünscht", sagt Derkacz.
Bei den Unterrichtsinhalten hält sich die Schule laut Josef Sailer, Leiter des Bildungszentrums und Fachbereichsleiter Glaser, an den Rahmenplan des Bundesinnungsverbands. In den 800 Unterrichtstunden sind auch alle neuen Kursinhalte enthalten, wie z. B. Autoverglasung, Solar und Photovoltaik. "Wir sind in unseren Meisterkursen sehr breit und vielfältig aufgestellt", erklärt der Leiter des Bildungszentrums Josef Sailer. "Um unsere Absolventen immer auf die aktuellen Herausforderungen und Trends in ihrem Handwerk vorzubereiten, werden viele unterschiedliche Techniken der Glasgestaltung, wie Glasmalerei, Sandstrahlen oder Ätzen, aber auch Solar- bzw. Photovoltaik- und Autoverglasungen integriert. Eben alle wichtigen Elemente, die man heutzutage als guter Glaser braucht. Unsere Meisterkursabsolventen sind damit kompetente Ansprechpartner für alle Planer, Architekten und Bauherren."
Fachschule Glas Fenster Fassade in Karlsruhe
Für Dorothee Stukenborg, die gerade ihren Meistertitel erhalten hat, spielte der Ort keine Rolle, für sie kam es auf die Zusatzleistungen der Schule an – daher entschied sie sich für die Fachschule GFF in Karlsruhe. "Ich absolviere ein duales Studium an der Berufsakademie in Melle. Die Berufsakademie hat mit der Fachschule in Karlsruhe eine Art Kooperationsvertrag abgeschlossen", erklärt sie. "Für das Studium in Melle mit dem Schwerpunkt Fenster und Fassadenbau, muss der Meisterlehrgang in Karlsruhe besucht werden, es besteht auch die Möglichkeit im Anschluss an den Meisterkurs in Karlsruhe das Studium in Melle zu beginnen." Besonders gut fand Stukenborg, dass die Kurse speziell auf den Fenster und Fassadenbau zugeschnitten waren. "Hier im Norden, wo ich herkomme, gibt es den Glaser nicht in der Form, wie es ihn Karlsruhe gibt", führt sie aus. "Hier sind die Fensterbauer Tischler. Ich selbst bin auch gelernte Tischlerin." In ihrer Gesellenausbildung wurde das Thema Fensterbau durchaus behandelt, im Vergleich zum Möbelbau jedoch relativ dürftig. "Das war in Karlsruhe anders", sagt sie. "Auch die Glasbearbeitung selbst war Thema, damit hatte ich zuvor noch nicht zu tun und fand es ergänzend sehr interessant."
Die Ausbildung an der Fachschule GFF ist breit gefächert. "Da wir eine vollumfängliche Meistervorbereitung anbieten, ist es schwierig, einzelne Schwerpunkte explizit hervorzuheben, denn die vollumfängliche Vorbereitung erstreckt sich über die Themenschwerpunkte Glas, Fenster und Fassade", sagt Schulleiter und Hauptgeschäftsführer des Fachverbands Glas Fenster Fassade Baden-Württemberg Waldemar Dörr. "Eine wirkliche außerordentliche Zusatzleistung beinhaltet ein Alleinstellungsmerkmal." Damit gemeint ist beispielsweise das Angebot des einzigartigen Bachelor-Studiengangs Glas-, Fenster- und Fassadentechnik ( GFF) in Kooperation mit der Berufsakademie Melle. Ein weiteres Beispiel wäre das sogenannte lebenslange Lernen, dass Meisterschüler der Fachschule GFF (egal welchen Jahrgangs) dazu befähigt immer wieder und kostenlos am Meisterunterricht teilzunehmen, sei es um Wissen aufzufrischen oder, um neue Inhalte, die früher nicht Teil der Ausbildung waren, nachzuholen.
Tipp: Sind Sie Absolvent einer der drei Schulen und möchten auch Ihre Meinung zum Angebot mit uns teilen? Dann schreiben Sie eine Mail an andrea.mateja@holzmann-medien.de
GFF Service: Meisterschulen im Vergleich
Die Tabelle vergleicht drei Anbieter von Vorbereitungslehrgängen zur Meisterprüfung für Glaser in mehreren Punkten. Die Bundesfachschule des Glaserhandwerks, der Landesinnungsverband der bayrischen Glaser zusammen mit der Handwerkskammer Niederbayern-Oberpfalz sowie die Fachschule für Glas-, Fenster- und Fassadenbau Karlsruhe informieren u.a. über Kosten, Ausstattung und Zusatzleistungen. Alle Angaben stammen von den jeweiligen Schulen.
Institution | Bundesfachschule des Glaserhandwerks | Landesinnungsverband der bayrischen Glaser und Handwerkskammer Niederbayern-Oberpfalz | Fachschule für Glas-, Fenster- und Fassadenbau Karlsruhe |
Ort | Hadamar | Vilshofen | Karlsruhe |
absolvierbare Teile* | Teile I-IV | Teil I-II | Teile I-IV |
Zeitmodell | Vollzeit, Möglichkeit einer Teilzeitanpassung in Abstimmung mit dem Schüler | Vollzeit | Voll- und Teilzeit |
gesamte Stundenzahl | zirka 1.400 Stunden für alle vier Teile | zirka 800 Stunden | zirka 1.600 Unterrichtsstunden für alle vier Teile |
Kosten | Teile I-IV für 8.150 Euro zzgl. Kosten für Lehrbücher und Meisterprüfungsgebühr | Teile I-II für 6.180 Euro zzgl. Meisterprüfungsgebühr | Teile I-IV für 7.290 Euro zzgl. Meisterprüfungsgebühr, für den kommenden Kurs 20/21 ist mit einer moderaten Steigerung zu rechnen |
Wohnen während Meisterkurs | Meisterschüler erhalten Unterstützung bei der Suche nach Unterbringungsmöglichkeiten z.B. in einer Wohngemeinschaft. | In Vilshofen gibt es ein Wohnheim, indem die Kursteilnehmer sich Zimmer anmieten können. | In einem kleinen Rahmen bietet die Fachschule Zimmer direkt an, ansonsten unterstützt sie bei der Wohnungssuche. |
Ausstattung/maschinelles Equipment | Die Schule bietet Werkstatträume, alle Bearbeitungsmaschinen und Werkzeuge, die für das Ausüben des Berufsbilds erforderlich sind, sowie einen eigen W-LAN Anschluss. Es stehen PC-Arbeitsplätze und gängige Software für CAD, Statik-Programme, Kalkulationsprogramme, virtuelle Bearbeitungsprogramme zur Verfügung. | Alle Themen werden auf aktuellen Maschinen und Anlagen abgearbeitet. | Von den Theorieräumen mit EDV-Lehrsaal über Werkstätten für alle Werkstoffe bis zu einer Montagehalle – es steht eine Komplettausstattung zur Verfügung, sodass das gesamte Spektrum von Glas in der Innenanwendung über Fenster und Fassade bis zum Dachfenster abgedeckt wird. Die Fachschule bietet u.a. Lehrgänge zur CAD-Konstruktion (zwei- und dreidimensional) sowie Sachkundenachweise für Asbest und Befestigung. |
Dozenten | Einsatz von internen als auch externen Dozenten, vom Meister über den Techniker bis hin zum Akademiker | Hauptsächlich eigenes Personal, bei Fachthemen ergänzt durch Spezialisten aus den unterschiedlichen Unternehmen | Interne als auch externe Dozenten (insgesamt mehr als 25 Fachdozenten) |
Kursgröße | zwischen zwölf und 15 Personen | zwischen zehn und 14 Teilnehmer | zirka 20 Teilnehmer |
Abbrecherquote | keine Abbrecher | keine Abbrecher in den vergangenen zehn Jahren | ein Abbrecher in den vergangenen sechs Jahren |
Besonderes | Schüler erhalten als Teil des Meisterkurses Berechtigungen als Elektrofachkraft (HWK-Prüfung) und im Umgang mit Asbest (geprüfte Fachkraft nach TRGS 519 4c). Theoretische und praktische Schulung auf dem Gebiet der Fahrzeugverglasung sind enthalten. Für ihre Teilnahme an Fachseminaren, Workshops, Kongressen und praktische Zusatzqualifizierungen, wie z.B. Digitaldruck, Siebdruck, Fusing, UV-Verklebung, erhalten die Schüler Teilnahmeurkunden. Die damit verbunden Zeitintervalle addieren sich zu den 1.400 Vorbereitungsstunden. | Enthalten im Meisterkurs sind der Erwerb einer Berechtigung als Elektrofachkraft für festgelegte Tätigkeiten und die Bescheinigung für Asbestarbeiten. Die neuen Kurinhalte, wie z.B. Autoverglasung, Solar und Photovoltaik, sind ebenfalls Bestandteil des Unterrichts. Die Meisterprüfungsprojekte werden in Ausstellungshallen in der Region präsentiert. Bei der Eröffnung kommen Landrat, Bürgermeister, die Zwieseler Glaskönigin, der Landesinnungsmeister der bayrischen Glaser und der Präsident / Vizepräsident der Handwerkskammer Niederbayern-Oberpfalz. | Zusatzqualifikationen wie UV-Verklebungen, CNC, etc. gehören selbstverständlich zu den Ausbildungsinhalten. Zudem sind u.a. auch Sachkundenachweise für Asbest und Befestigung enthalten. Außerdem bietet die Schule unter dem Motto „Lebenslanges Lernen“ allen Glasermeistern, die den Meisterkurs in Karlsruhe absolviert haben, die Gelegenheit, kostenlos und ohne zeitliche Begrenzung am Meisterunterricht teilzunehmen. Die Schule kooperiert zudem mit der Berufsakademie Melle. Zusammen bieten die Institutionen einen einzigartigen Bachelor-Studiengang Glas-, Fenster- und Fassadentechnik ( GFF) an. Die Teilnehmer des Meistervorbereitungskurses absolvieren inhaltlich die beiden ersten Semester dieses Studiengangs. Sollte sich ein Teilnehmer für den Bachelor-Studiengang entscheiden, müssen lediglich noch vier Semester an der Berufsakademie Melle geleistet werden, um im besten Fall nach drei Jahren zwei Abschlüsse zu erhalten. |
* Teil III Wirtschafts- und Rechtskunde und Teil IV Berufs- und Arbeitspädagogik können unabhängig von der Schule z.B. an Handwerkskammern vor oder nach dem Teil I Fachpraxis und Teil II Fachtheorie abgelegt werden