Fenster- und Außentürenmarkt 2023 Branchenverbände legen Wirtschaftsprognose vor

Der Fenstermarkt in Deutschland wird 2022 und 2023 voraussichtlich um jeweils 1,0 Prozent leicht zurückgehen. Damit sinkt der Absatz in Fenstereinheiten von 15,8 Millionen FE im Jahr 2021 auf 15,7 Millionen FE im Jahr 2022 sowie auf 15,5 Millionen FE im Jahr 2023. Im Außentürenmarkt wird 2022 ein sehr leichter Rückgang von 0,5 Prozent erwartet, der sich 2023 auf ein Minus von 1,1 Prozent erhöht.

Im Überblick: die aktuellen Fenstermarktzahlen, Stand Oktober 2022 - © Heinze/VFF

Die Prognosen berücksichtigt, aufbauend auf dem bisherigen Erhebungsmodell, die derzeitigen Auswirkungen des Ukrainekriegs mit Lieferengpässen und gestiegenen Beschaffungskosten ebenso wie die geänderten Rahmenbedingungen des Markts infolge Energiekosten, Inflation und Zinsentwicklung. Sowohl im Fenster- als auch im Außentürenmarkt wird es bei relativ stabilen Marktlagen 2023 allerdings deutliche Verschiebungen der Marktanteile vom Neubau zur Sanierung geben.

Im Rahmen der Fachtagung Statistik und Markt des VFF in Frankfurt am 19. Oktober 2022 stellte Christian Blanke von der Heinze Marktforschung die Prognosen für die Fenster- und Außentürenmarktzahlen für 2022 und 2023 vor. Gemeinsam mit Heinze werden die Daten von den Branchenverbänden Fenster + Fassade (VFF), Bundesverband Flachglas (BF), pro-K sowie Schloss- und Beschlagindustrie (FVSB) erhoben. Wurden in der Vorgängerstudie vom Mai 2022 noch zwei mögliche Szenarien betrachtet, wurde diesmal ausschließlich das derzeit realistische Szenario mit den Auswirkungen der aktuellen Krisen vorgestellt. Sollten sich die Kriegsauswirkungen auch infolge möglicher Versorgungsunterbrechungen noch verschärfen, werden die Marktdaten im Frühjahr 2023 entsprechend anzupassen sein. Der aktuelle Bericht mit allen Detailanalysen und Auswertungen wird in ca. 14 Tagen erscheinen.

Neubau rückläufig, Sanierung legt zu

Die aktuellen Daten zeigen im Wohnungsbau, dass die Sanierung 2022 um 0,8 Prozent und 2023 um weitere 3,5 Prozent auf dann 7,69 Millionen FE (FE = 1,3 mal 1,3 Meter) zunehmen wird. Trotz eines nach wie vor hohen Überhangs an Baugenehmigungen für Wohnneubauten beträgt der Rückgang 2022 im gesamten Neubaubereich 2,6 Prozent und dann 2023 voraussichtlich weitere 8,6 Prozent auf dann nur noch 5,45 Millionen FE, während der Bereich Sanierung 2023 um 3,6 Prozent auf 10,07 Millionen FE zunehmen wird.

"Die Sanierungsbereitschaft im Wohnbau als Beitrag zum Klimaschutz rechnet sich auch wirtschaftlich. Gerade durch die aktuell sehr hohen Energiekosten und die nach wie vor vorhandenen Förderprogramme steigt die Sanierungsrate", betonte VFF-Geschäftsführer Frank Lange. "Ein Zinssatz von vier Prozent und das Auslaufen der EH 55 Förderung belasten dagegen die Neubauten: Die Genehmigungen im Neubau (Einfamilienhaus) sind um ca. 17 Prozent eingebrochen." Die Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) müsse in Zukunft noch stärker Anreize für die Sanierung setzen. Nur so könne die gewünschte Steigerung der Sanierungsrate für den Klimaschutz aber auch zur Baukonjunkturabsicherung gelingen.

Laut Studie werden im laufenden und dem kommenden Jahr jeweils über 57 Prozent der Fenster mit Dreifachverglasung ausgestattet sein. "Die zunehmende Bedeutung der Energieeffizienz hat dazu beigetragen, dass fast drei Viertel aller im Neubau verwendeten Fenster inzwischen dieses Qualitätsmerkmal aufweisen", kommentiert BF-Geschäftsführer Jochen Grönegräs.

Vergleichbare Entwicklungen im Außentürenmarkt

Die Entwicklungen im Außentürenmarkt sind vergleichbar. Wie im Fensterbereich kann der nur leichte Rückgang im Wohnbau in 2023 in Höhe von 0,6 Prozent die zu erwartenden Rückgänge im Nichtwohnbau von 3,2 Prozent etwas abfedern. In Summe wird im Außentürenmarkt mit einem Rückgang um 1,1 Prozent auf 1.369 Tausend Stück gerechnet. Getragen wird diese doch im Jahr 2023 noch stabile Marktlage durch die Modernisierung: Es wird 2022 ein Zuwachs von 1,9 Prozent und 2023 von 1,0 Prozent auf 1.015 Tausend Stück erwartet, während der Neubau doch deutlich um 6,8 Prozent auf 354 Tausend Stück nachgeben wird. Insgesamt weist die Studie stabil im Jahresvergleich für 63,4 Prozent aller Türen eine erhöhte Sicherheit aus. "Während im Wohnbaubereich die Quote insgesamt bei über 70 Prozent liegt, ist im Nichtwohnbau der Einsatz erhöhter Sicherheit erst bei gut 40 Prozent angelangt", so Holger Koch, stellvertretender Geschäftsführer des FVSB. "Dies spiegelt das steigende Sicherheitsbedürfnis der Bewohner wider. Im Nichtwohnbau wird allerdings noch mehrheitlich auf Produkte mit Basissicherheit zurückgegriffen, was somit zusätzliches Potenzial bedeutet."

Ralf Olsen, Geschäftsführer pro-K, wies abschließend auf die differenzierte Datenerhebung hinsichtlich der Rahmenmaterialien hin. "Die Studie gibt einen guten Einblick in die Marktanteile. Insbesondere die separate Darstellung der verschiedenen Materialien in den vier Marktsegmente ist sehr hilfreich." Im Fenstermarkt ist Kunststoff als Rahmenmaterial mit einem Anteil von stabil 54,1 Prozent deutlich vorne, im Außentürenbereich kann es sich mit einem Anteil von 38,6 Prozent knapp vor Metall behaupten.

Eine abschließende Einschätzung zur Marktlage 2022 und eine angepasste Prognose für die Marktentwicklung 2023 wird in dieser schwierigen aktuellen Lage mit Einflussfaktoren der Pandemie und des Kriegs in der nächsten VFF-Fachtagung „Statistik und Markt“ im Mai 2023 präsentiert.