Nachgefragt „Wir wollen agieren, statt zu reagieren.“

Oliver Troska hat zum Mai die Leitung des Prüfinstituts Schlösser und Beschläge Velbert (PIV) übernommen. GFF hat ihn vor Ort getroffen und mit ihm darüber gesprochen, welche Handschrift er der Einrichtung unter dem Dach der Gütegemeinschaft geben will.

Dipl.-Ing. Oliver Troska (39) ist seit Mai der neue Leiter des Prüfinstituts Schlösser und Beschläge Velbert (PIV). - © Kober

GFF: Herr Troska, Sie leiten das PIV seit Mai 2015. Welche Ziele haben Sie sich für die neue Aufgabe gesteckt?

Troska: Vor allem habe ich mir zum Ziel gesetzt, dass wir noch näher am Kunden sind. Im konkreten Fall bedeutet das, dass wir mit dem Hersteller prüfungsbezogen gemeinsam ein Konzept entwickeln, das teure Doppelprüfungen vermeidet und ihm dabei hilft,  mit einer Prüfung so viel wie möglich abzudecken. Wir sind da transparent, empfehlen dem Kunden aber, den Aspekten Zertifizierung und Prüfung Rechnung zu tragen, wenn es um die Kalkulation, auch die zeitliche, in der Produktentwicklung geht.

Beratung spielt also eine Rolle.

Unsere Aufgabe ist es, ein auf den Bedarf des Kunden zugeschnittenes Prüfkonzept zu erarbeiten. Der Kunde soll mit vertretbarem Aufwand so viele Anforderungen wie möglich abdecken. Wir äußern uns nicht zum Produkt, weil dies das Risiko mit sich bringt, Abhängigkeiten zu schaffen und Wissen über andere Produkte weiterzugeben.

Die Sicherstellung der Neutralität ist eine zentrale Säule der Akkreditierung.

So ist es, das PIV ist bei der Deutschen Akkreditierungsstelle nach der DIN 17025 als Prüflabor und nach der DIN 17065 als Zertifizierungsstelle akkreditiert. Entsprechende Vorgaben werden überprüft, dazu wird unser Haus regelmäßig auditiert.

Arbeiten Sie Profitabel?

Natürlich ist das das Ziel. Dabei geht es nicht um Gewinnmaximierung. Stattdessen verfolgen wir den Anspruch, uns durch eine geschickte strategische Aufstellung wirtschaftliche und finanzielle Freiräume zu schaffen, um dann wiederum die notwendigen Investitionen tätigen zu können, damit wir auch in Zukunft den Erfordernissen des Markts entsprechen. Dabei wollen wir agieren, statt reagieren zu müssen.

Was heißt das?

Das bedeutet, dass wir für die Prüfanforderungen unserer Kunden idealerweise alles parat haben, um nicht hektisch nach Lösungen suchen müssen, weil wir nicht vorbereitet sind.

Wer sind Ihre Kunden?

Unsere Kunden sind alle Unternehmen, die qualitativ hochwertige Beschlagprodukte in den Markt bringen wollen und dafür Vorgaben erfüllen müssen oder – das nimmt zu – sich selbst Qualitätskriterien für ihre Produkte auferlegt haben, deren Einhaltung wir überprüfen.

Die Kunden lassen also mehr prüfen, als sie müssten. Können Sie ein Beispiel nennen?

Einschlägige Normen schreiben bei Dauerfunktionsprüfungen auch für Systeme (aus Beschlag und Profil; d. Red.) bestimmte Zyklenzahlen für eine bestimmte Klasse vor, die die (Gesamt-)Konstruktion ohne Beanstandungen bewältigen soll. Hier fällt massiv auf, dass namhafte Anbieter an die normativ durchführbaren Obergrenzen der Zyklen gehen und darüber hinaus geprüft haben wollen. Einfach weil sie den Anspruch haben, dass ihre Produkte mehr erreichen als die Mindestanforderungen.

Für Sie hat das Auswirkungen.

Ganz massive, ja. Das heißt, dass wir uns bei der Ausstattung mit Prüfständen breiter aufstellen müssen, weil die Prüfungen im Schnitt mehr Zeit beanspruchen. Also müssen wir investieren.

Gilt das auch für die Personalseite?

Ja, wir werden die Personalstruktur ausbauen. Der Hintergrund ist, dass aufgrund von Marktveränderungen die Anforderungen an die Mitarbeiter teils andere geworden sind. Fakt ist: Wollen wir dem Trend entsprechen, dass sich rund um das Bauteil Fenster/Tür immer mehr in der Mechatronik abspielt, dann brauchen wir hier Leute, die entsprechend ausgebildet sind.

Mechatronik und Einbruchhemmung haben Sie schon auf der Bau als Schwerpunktthemen Ihrer Tätigkeit genannt. Wollen Sie dem Institut neue Prüfinhalte erschließen?

Das ist nicht mein erster Ansatz, nein. Auch wenn sich immer mal wieder erweisen kann, dass der Markt neue Anforderungen stellt. Aus heutiger Sicht ist es eher so, dass wir uns bei den geprüften Inhalten breiter aufstellen wollen. Es ist unbefriedigend, Anfragen nicht entsprechen zu können.

Welchen Unternehmen stellen Sie Ihre Dienstleistung zur Verfügung?

Natürlich allen. Wir gehören zur Gütegemeinschaft, die durch die gemeinsame Geschäftsführung eng mit dem FVSB verbunden ist. Aber die Leistung steht allen Marktteilnehmern zur Verfügung, zu identischen Konditionen.