Fensterbauer wird zum Lyriker Wenn Frank Walter die Pausetaste drückt

Was will uns der Autor damit sagen? GFF hat mit dem Fensterbauer Dr. Frank Walter einfach selbst gesprochen, um zu erfahren, was hinter seinem nun veröffentlichten Gedichtband „Der Palmenmann“ steckt – und worin der Bezug zu den Rosenheimer Fenstertagen 1983 besteht.

Fensterbauer Frank Walter hat eine Auswahl seiner gesammelten Gedichte im Büchlein „Der Palmenmann“ veröffentlicht. - © Metzger

„Terroranschlag in New York. Grausamkeit und Entsetzen. Alptraum. – am Bahnhof Wilhelmshöhe kümmert sich eine Frau um eine verletzte Taube. Hoffnung.“ Seit 1983 verfasst Dr. Frank Walter, Geschäftsführer von Walter Fenster in Kassel, lyrische Notizen. Eine Auswahl daraus ist jetzt in dem Gedichtband „Der Palmenmann“ erschienen. Der Unternehmer hat sich damit einen Wunsch erfüllt. „Ich wollte schon immer ein richtiges Büchlein mit meiner Lyrik haben, professionell gedruckt, mit ISBN-Nummer“, sagt Walter.

Beobachtungen aus dem Alltag

Affinität zum Schreiben hatte der Fensterbauer schon immer. Er wollte ursprünglich Journalist werden, verrät er im Gespräch mit GFF . Bei der Bundeswehr absolvierte er ein einjähriges Volontariat, sein Studium finanzierte er sich zum Teil durch Zeitungsartikel und PR-Berichte und seine erste Arbeitsstelle nach der Universität führte ihn ebenfalls in den Bereich der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. Auch später als Unternehmer hat ihn das Schreiben nicht losgelassen. Für längere Texte habe er allerdings nie die Zeit gefunden. „Augenblicke und Eindrücke verdichtet festzuhalten – diese Formel funktioniert für mich“, sagt Walter über seinen Schreibstil.

Zu diesen lyrischen, in der Form frei gehaltenen Fragmenten zählt das eingangs erwähnte Gedicht „Die Taube“, das sich im Sammelbändchen unter 50 weiteren Werken des Autors einreiht. Gemeinsam ist den Gedichten das Thema Unterwegssein. „Bilder, Szenen, Worte – verdichtet und aufgelesen unterwegs auf Bahnsteigen, Flughäfen, in Cafés oder einfach nur zwischen zwei Orten und Terminen“, beschreibt der Verlag die Textauswahl betreffend. Walter bzw. sein lyrisches Ich nimmt dabei die Beobachterrolle ein, er ist der titelgebende Palmenmann. „Der Palmenmann ist jemand, der hoch oben in der Palme sitzt und beobachtet, was in seinem Umfeld passiert“, sagt der Autor. Walter hatte vor längerer Zeit ein Schwarzweiß-Foto von einer Palme gemacht, auf der sich scheinbar ein Gesicht mit Augen, Nase, Mund abzeichnet. Als Siebdruck findet sich dieses Motiv am Anfang des Buches wieder.

Ein Moment des Innehaltens

Ideen für seine lyrischen Notizen kommen Walter ebenso unregelmäßig wie spontan – das kann beim Autofahren sein, beim Gang über die Straße oder am Strand. Gelüftet hat der Fensterbauer das Geheimnis noch nicht zur Gänze: „Ich muss in einer bestimmten Stimmung sein – mal euphorisch, mal geknickt – dann fallen einem Kleinigkeiten auf, die einem normalerweise nicht auffallen“, sagt Walter. Das Niederschreiben seiner Wahrnehmungen, das ebenfalls unregelmäßig erfolge, bedeutet für ihn, die Pausetaste zu drücken – einen Moment des Innehaltens. „Das Schreiben hilft mir, mich selbst zu stoppen und alle Gedanken des Alltags, die einem im Kopf herumschwirren, beiseitezuschieben.“

Dass es im „Palmenmann“ kein Gedicht zum Thema Fensterbau gibt, verwundert insofern nicht. Dennoch besteht eine Verbindung zwischen beruflicher und schriftstellerischer Karriere. Seit 1983 sammelt Walter seine lyrischen Fragmente in einer gelben Kladde, auf der in Schreibmaschinenlettern „Rosenheimer Fenstertage 1983“ prangt – ein „schöner Zufall“, wie der Fensterbauer selbst sagt. Ebenso schön sei es gewesen, das Büchlein im Prozess seines Entstehens zu begleiten. Im Kasseler Verlag Aquinarte sei dieses in Handarbeit entstanden.

Erschienen ist „Der Palmenmann. Lyrische Notizen unterwegs“ von Frank Walter im Kasseler Aquinarte-Verlag (ISBN 978-3-933332-06-6). Erhältlich ist der 61-seitige Gedichtband für 18 Euro in allen Buchhandlungen sowie im Holzmann Medien-Shop auf www.holzmann-medienshop.de.