Dovista kauft Weru Welche Veränderungen kommen auf den Fenstermarkt zu?

Die Dovista Gruppe gab Anfang Juli 2021 bekannt, dass sie den deutschen Fensterhersteller Weru übernimmt. Nicht der erste Kauf, den die Gruppe in diesem Jahr tätigt. GFF hat bei Marktexperten nachgefragt, was die Übernahme für den deutschen und europäischen Markt bedeuten kann.

Dovista übernimmt die Weru Group und will damit den deutschen Markt erschließen. - © Yingyaipumi , stock.adobe.com

„Dass Weru unter das Dach der Dovista Gruppe schlüpft, ist prinzipiell eine gesunde Übernahme. Ich erwarte hier keinen stärkeren Preiswettbewerb, sondern einen Wettbewerb von Innovationen und Konzepten“, sagt Dr. Frederik Lehner von Interconnection Consulting. „Die Gruppe hat jetzt viel mehr Power, um zum Beispiel digitale Geschäftsmodelle durchzusetzen, Händler mit einem kompletten Portfolio zu bedienen oder Innovationen voranzutreiben.“ Anfang Juli 2021 wurde bekannt, dass die dänische Dovista Gruppe, die zur VKR Holding gehört, den deutschen Fensterhersteller Weru kauft.

Fensterbaugruppe löst Finanzinvestor ab

Dass Weru zum Verkauf stand, sei laut Dr. Constantin Greiner von Munich Strategy ein absolut offenes Geheimnis gewesen. Der Marktexperte zeigte sich GFF gegenüber sogar eher erstaunt, dass sich der Verkauf in die Länge gezogen habe. Dass mit der Dovista Gruppe nicht erneut ein Finanzinvestor Weru übernimmt, findet er indes nicht verwunderlich. „Weru war jetzt dreimal bei einem Finanzinvestor in der Vergangenheit, die alle nicht ganz glücklich damit waren. Dass nun ein Stratege übernimmt, war de facto klar, und hier ist die Auswahl sehr begrenzt.“ Lehner betont, dass eine Konsolidierung des deutschen Fenstermarkts abzusehen war. „Überraschend war für mich eher, dass Dovista in kurzer Zeit zwei so große Akquisitionen stemmt und auf einmal in Deutschland und der Schweiz Marktführer ist. Die Zuversicht in die Rentabilität dieses Markts muss somit sehr hoch sein“, erklärt Lehner. Doch was genau bedeutet die Akquisition für den deutschen Fenstermarkt?

Dr. Frederik Lehner, Interconnection Consulting. - © Peter Griesser/Interconnection Consulting

Dr. Frederik Lehner, Interconnection Consulting


Dass Weru unter das Dach der Dovista Gruppe schlüpft, ist prinzipiell eine gesunde Übernahme. Ich erwarte keinen stärkeren Preiswettbewerb, sondern einen Wettbewerb von Innovationen und Konzepten. Die Gruppe hat jetzt viel mehr Power, um etwa digitale Geschäftsmodelle durchzusetzen, Händler mit einem kompletten Portfolio zu bedienen oder Innovationen voranzutreiben. Die IFN Gruppe, die ja auch in Nordeuropa investiert, wird Dovista sicher ernst nehmen und an neuen Ideen feilen. Die beiden Gruppen treffen sich jetzt in vielen Märkten und Segmenten. Ich glaube, dass die Preissegmente klarer getrennt werden und große Gruppen eine Billigmarke ins Angebot nehmen, um das gesamte Portfolio abzudecken. Somit könnten sich noch einige Übernahmen anbahnen. Eine klare Differenzierung würde dem Markt gut tun.

Mögliche Veränderungen

Geht es nach Lehner, wird der äußerst fragmentierte deutsche Fenstermarkt etwas internationaler und konzentrierter. „Das verstärkt im Großen und Ganzen einen langfristigen Trend“, sagt Lehner. „Dovista hat in den vergangenen Jahren seine internationale Präsenz massiv ausgebaut und betreibt ein Portfolio mit starken, lokalen Marken.“

Andreas Kreutzer, Geschäftsführer von Branchenradar.com, sieht zwei wichtige Aspekte. Zum einen expandiert ein nordisches Unternehmen nach Mitteleuropa, vorher passierte dies lediglich in die Gegenrichtung, als Internorm die dänische Nummer vier am Markt, Kastrup, kaufte. Zum anderen habe sich Dovista, bisher nur Hersteller von Holz- und Holz/Alu-Fenstern, in diesem Jahr sehr viel Kunststoff-Kompetenz dazugekauft. „Der Eintritt der Dovista Gruppe könnte zur Folge haben, dass nicht nur der Marktführer in dänischer Hand ist, sondern dass sich möglicherweise auch in Deutschland bei den Fensterherstellern so etwas wie Markenpolitik entwickelt“, sagt Kreutzer. „Das könnte vielleicht auf lange Sicht dazu führen, dass sich die Spielregeln am Markt verändern.“ Bis jetzt gebe es bei Leibungsfenster Marken im Grunde genommen nur auf der Zuliefererseite, etwa mit Schüco oder Veka. Beide produzieren lediglich Profile, keine fertigen Fenster.

Andreas Kreutzer, geschäftsführender Gesellschafter bei Branchenradar.com Marktanalyse. - © Si.Ma.pix

Andreas Kreutzer, geschäftsführender Gesellschafter bei Branchenradar.com Marktanalyse

In Skandinavien wie in anderen europäischen Ländern, etwa Österreich oder Polen, sind Fenstermarken wichtig. Internorm hat in Österreich eine Markenbekanntheit von 82 Prozent in der Bevölkerung. In Deutschland spielt die Marke bislang keine Rolle. Der Eintritt der Dovista Gruppe könnte zur Folge haben, dass nicht nur der Marktführer in dänischer Hand ist, sondern dass sich möglicherweise auch in Deutschland so etwas wie Markenpolitik entwickelt. Das könnte vielleicht auf lange Sicht dazu führen, dass sich die Spielregeln am Markt verändern. Bis jetzt gibt es bei Laibungsfenstern Marken im Grunde genommen nur auf der Zuliefererseite, etwa mit Schüco oder Veka. Beide produzieren lediglich Profile, keine fertigen Fenster.


„In Skandinavien wie auch in anderen europäischen Ländern, etwa Österreich oder Polen, sind Fenstermarken wichtig. Internorm beispielsweise hat in Österreich eine Markenbekanntheit von 82 Prozent in der Bevölkerung“, sagt Kreutzer. In Deutschland spielte die Marke bislang keine Rolle. Dass sich das Gefüge in Deutschland ändern werde, glaubt Kreutzer erst mal nicht. Anders sehe es auf europäischer Ebene aus. „Dort haben wir eine wesentlich höhere und stärkere Markenkonzentration und auf kurz oder lang könnte es hier zu einem Kampf der Giganten kommen.“

Greiner erwartet, bezogen auf den europäischen und deutschen Fenstermarkt, aktuell keine großen Veränderungen. „Der Markt ist extrem fragmentiert und Weru hat gerade mal einen Anteil von fünf Prozent. Ich sehe durch den Zusammenschluss weder eine Dominanz für den deutschen noch für den europäischen Markt.“ Und weiter: „Ich glaube, dass der Fenstermarkt weiter fragmentiert bleibt und dass Endkunden und Fachhandel weiter bestimmen, was gebraucht wird.“ Der Lieferant bzw. Hersteller werde das bieten müssen. „Auch wird es in naher Zukunft aufgrund der unterschiedlichen Geschmäcker und Baurichtungen keinen einheitlichen europäischen Markt geben“, sagt Greiner. Die Größe eines Unternehmens habe sicherlich Vorteile, aber man muss diese auch ausspielen. Aktuell sei das noch nicht passiert – im Gegenteil, kleinere und mittlere Unternehmen, die gut geführt sind, hätten ein besseres Wachstum. Greiner stellt sich in diesem Kontext die Frage: Warum ist das einem Unternehmen wie Weru nicht gelungen?

Auf lange Sicht: Marktverschiebung

Er geht davon aus, dass es eher auf lange Sicht zu einer Marktverschiebung kommen wird. „Mittelfristig dauert das nur länger, als sich das manch einer erhofft.“ Laut Statistiken gibt es in Deutschland mehr als 6.000 Fensterbauer. „Auf dem östereichischen Markt, der deutlich weiter ist als wir, gibt es eine stärkere Konzentration. Dort teilen vier bis fünf wirklich starke Marken den Markt unter sich auf“, sagt Greiner. In diese Richtung wird sich auch der deutsche Markt bewegen. „Ob Weru dabei dann eine Rolle spielt, wird sich zeigen.“

Dr. Constantin Greiner von Munich Strategy - © Munich Strategy

Für Dr. Constantin Greiner von Munich Strategy war der Verkauf vorherzusehen

Das war ein absolut offenes Geheimnis, dass Weru bereits vor der Corona-Zeit zum Verkauf stand. Es hat sich nun sogar länger hingezogen als gedacht. Und dass Dovista der Käufer ist, überrascht mich auch nicht, denn so wahnsinnig viele Käufer gab es nicht. Bezogen auf den europäischen und deutschen Fenstermarkt, erwarte ich keine großen Veränderungen. Der Markt ist extrem fragmentiert und Weru hat gerade mal einen Anteil von fünf Prozent. Ich sehe durch den Zusammenschluss weder eine Dominanz für den deutschen noch für den europäischen Markt. Ich glaube, dass der Fenstermarkt weiter fragmentiert bleibt und Endkunden und Fachhandel weiter bestimmen, was gebraucht wird. Der Lieferant bzw. Hersteller wird das bieten müssen. Auch wird es in naher Zukunft aufgrund der unterschiedlichen Geschmäcker und Baurichtungen keinen einheitlichen europäischen Markt geben. Die Größe eines Unternehmens hat sicherlich Vorteile, aber man muss diese auch ausspielen. Aktuell ist das noch nicht passiert – im Gegenteil, kleinere und mittlere Unternehmen, die gut geführt sind, haben ein besseres Wachstum. Da stellt sich die Frage: Warum ist das einem Unternehmen wie Weru nicht gelungen?

Auch Kreutzer kann sich vorstellen, dass es in den nächsten Jahren größere Veränderungen geben wird. „Wenn Weru die Rolle des Marketmakers übernimmt, könnte sich der Preisbereich, dessen Steigung in den vergangenen Jahren relativ flach verlief, verändern.“ Er ist davon überzeugt, dass der Markt letzlich nur anhand von Preisen wachsen könne oder anhand steigender Unternehmensanteile.