Skype-Interview mit dem GFF BW Was macht eigentlich Jan Eiermann?

Jan Eiermann ist technischer Berater beim Fachverband Glas Fenster Fassade Baden-Württemberg (GFF BW). Der Glasermeister steht Mitgliedsbetrieben bei technischenFragen zur Seite. Die Normungsarbeit findet sich ebenfalls auf seiner to do-Liste.

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    Kirsten Friedrichs, GFF-Redakteurin, im Gespräch mit Jan Eiermann (li.) vom GFF BW und GFF-Kollege Matthias Metzger
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    Beratungsstellenleiter Jan Eiermann (li.) und Redakteur Matthias Metzger beim Skype-Interview mit Kirsten Friedrichs

Man merkt nie, was schon getan wurde, man sieht immer nur, was noch zu tun bleibt. Dieses Zitat der Naturwissenschaftlerin Marie Curie prangt über dem Schreibtisch von Jan Eiermann. Über mangelnde Arbeit kann sich der 32-Jährige nicht beklagen. Wenn bei ihm im Büro das Telefon klingelt, sind meist glasverarbeitende Betriebe am anderen Ende der Leitung, die eine Fachfrage haben oder einen Rat benötigen. Ungefähr vier bis fünf Anfragen erhält der Leiter der technischen Beratungsstelle des GFF BW in Karlsruhe – jeden Tag. „Die Ratsuchenden melden sich entweder per Telefon oder per E-Mail“, sagt er. „Manches ist mit einem Satz erledigt, anderes erfordert einen höheren Beratungsaufwand.“

Durch die zunehmende Zahl neuer Gesetze, Verordnungen, Richtlinien und Empfehlungen ist es vor allem für die kleinen und mittleren Betriebe immer schwieriger, den Überblick im Dschnungel der Paragrafen zu behalten und die Auswirkungen auf Absatzmarkt und Unternehmen zu beurteilen. Hier setzt die Arbeit des GFF BW an: Damit Betriebe im Wettbewerb weiterhin die Nase vorne haben, bietet der Verband seinen Mitgliedern seit vielen Jahren eine technische Beratung an. „Wir verstehen uns als moderner Dienstleister“, sagt Eiermann.

„Die novellierte DIN 18008 ist zweifelsohne einer der Themenschwerpunkte in diesem Jahr.“

Und welche Themen sind besonders gefragt? „Die novellierte DIN 18008 ist zweifelsohne einer der Schwerpunkte in diesem Jahr“, zieht der Berater Bilanz. Regeländerungen erforderten grundsätzlich einen erhöhten Beratungsaufwand, da sich deren baurechtliche Einführung je nach Bundesland oft über ein bis zwei Jahre hinziehe. „Gemeinsam mit unserem Juristen sind wir dabei, eine Handlungsanweisung zur DIN 18008 zu erstellen“, sagt Eiermann. „Im Fokus stehen die Auswirkungen der 0,8-Meter-Regelung sowie mögliche Lösungsansätze.“

Die Kernfrage laute für ihn, ob die Regelung unterm Strich tatsächlich mehr Sicherheit bringe. Zwar setze sich der Verband proaktiv für die Vermeidung von Schadensfällen ein, aufgrund mangelnder Statistiken über Glasbruch sei der Bedarf fragwürdig. „Der Nutzen wird in den Raum gestellt, und wir können das nicht widerlegen“, meint der Glasermeister und studierte Bachelor of Engineering. Die ergänzende Risikoabschätzung hält er ebenfalls für problematisch: „Ich gehe nicht davon aus, dass sie von Planern und Architekten berücksichtigt wird“, sagt er.

Technische Alltagsprobleme lösen

Weitere Anfragen drehen sich laut Eiermann um Themen wie Wartung, Energieeinsparverordnung (EnEV) oder CE-Kennzeichnung. Neben Einzel- und Gruppenberatungen bietet der 32-Jährige Firmenvorträge an. „Wir werden beispielsweise für Inhouse-Schulungen gebucht“, verrät er. „Oftmals kann es für Handwerker hilfreich sein, die technischen Probleme, die im Betriebsalltag auftreten, gemeinsam zu analysieren und nach Lösungsmöglichkeiten zu suchen.“ Darüber hinaus ist Eiermanns Kompetenz vor Ort auf der Baustelle gefragt: Er begleitet Ortstermine und hilft dabei, Streitfälle zu schlichten.

„Die Neuauflage derFenster-Richtlinie nimmtbei den Landesverbänden eine hohe Priorität ein.“

Auch die Mitwirkung in verschiedenen technischen Arbeitskreisen sowie die Dozententätigkeit, beispielsweise im Unterricht für die Meisterklassen oder bei den Bad Wildunger Fenstertagen, gehören zum Aufgabenportfolio von Eiermann. Zusammen mit Andreas Richter, Dozent an der GFF Fachschule in Karlsruhe, hat er zudem ein Fensterbautool initiiert, das Lastfälle berechnet und Themen wie Wärme- und Feuchtetechnik, Statik, Bauakustik und glastechnische Details behandelt.

Neueste Erkenntnisse zu Schwellenanschlüssen

Ein weiterer Schwerpunkt ist die Normungsarbeit. Zurzeit erarbeitet der GFF BW die dritte Auflage der Richtlinie „Anschlüsse an Fenster und Rollläden bei Putz, Wärmedämmverbundsystemen und Trockenbau“, die zuletzt im Jahr 2010 erschienen ist. „Das Thema wird bei den Landesverbänden hoch aufgehängt“, weiß Eiermann.

Neben den technischen und inhaltlichen Änderungen und Ergänzungen spielt bei der Neuauflage vor allem die Schnittstellenproblematik eine wichtige Rolle. „Hier sollten die beteiligten Gewerke eine einheitliche Sprache sprechen“, sagt Eiermann. In den Gremien sind deshalb auch der Fachverband der Stuckateure für Ausbau und Fassade Baden-Württemberg, der Bundesverband Rollladen und Sonnenschutz (BVRS) sowie der Bundesverband Farbe Gestaltung Bautenschutz vertreten. Auch mit dem Bundesverband Flachglas (BF) und den Dachdeckerverbänden sei man diesbezüglich im Gespräch.

Das Thema „Fensterbänke und Schwellenanschlüsse“ stehe im Mittelpunkt eines Vortrags, den der Fachverband GFF BW auf den kommenden GFF -Praxistagen plane; die Veranstaltung findet statt am 8. und 9. November 2019 im Hotel RadissonBlu in Ettlingen bei Karlsruhe.

Wie erreicht man die Beratung?

Wer die Beratungsleistung von Jan Eiermann in Anspruch nehmen möchte, kann den Leiter der technischen Beratung unter Telefon 0721-9865753 oder per Mail an j.eiermann@gff-online.de erreichen.