Sanco-Tagung bei der Firma Ensinger Warme Sprosse, warme Kante, warme Worte

Im Bestreben um die energetische Optimierung des Bauteils Fenster rücken zunehmend Abstandhalter und Sprossen in den Blickpunkt. Was möglich ist, sagt Michael Rossa vom ift in Rosenheim.

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Längst wird in der Branche um das letzte Zehntel gerungen, wenn es darum geht die wärmedämmtechnischen Vorteile des eigenen Produkts zu belegen. Kein Wunder, dass Alu längst nicht mehr das Mittel der Wahl ist bei Isolierglasabstandhaltern; ein zu guter Wärmeleiter ist das Metall, als dass die Wärmeverluste über den Isolierglasrandverbund in der gewünschten Weise verringert werden könnten. Ganz nebenbei haben die zur Reduzierung dieser Wärmebrücke thermisch optimierten Systeme freilich die Aufgabe, den SZR nach außen abzudichten. Eine der augenblicklich im Markt angebotenen Lösungen ist der Thermix TX.N der Firma Ensinger, die auf einen Materialmix aus PP/PPGF (Kunststoff) und hochwertigem Edelstahl zurückgreift. Die damit realisierten Verbesserungen durch die warme Kante im Unterschied zum konventionellen Randverbund legt Michael Rossa, Institut für Fenstertechnik (ift), zugrunde, wenn er bei der Mitte Februar am Ensinger-Standort Cham im Bayerischen Wald veranstalteten Sanco-Tagung ein ähnliches Vorgehen bei der Wahl der u.a. ebenfalls von Ensinger angebotenen Sprossen empfiehlt: „Wenn jemand sowas haben will, dann sollte er wenigstens eine warme Sprosse nehmen“, sagt der Physiker. Bauprodukte-Spartenleiter Lothar Meyer, der im Auditorium den Sanco-Lieferanten mit Hauptsitz in Nufringen vertritt, dürfte das gerne hören. Doch knifflig wird es, folgt man den Ausführungen Rossas, erst jetzt.

Kurz gesagt, geht es in seinem Vortrag darum, die U-Werte für ein Fenster – erst ohne, dann mit Sprossen – zu ermitteln; ermitteln deshalb, weil dafür ein Tabellenverfahren, das mit Korrekturwerten arbeitet, ebenso infrage kommt wie die Berechnung des Wärmedurchgangskoeffizienten mit Blick auf die EN ISO 10077-1. Tatsächlich beträgt die Differenz jeweils 0,1 Watt pro Quadrat meter Kelvin (W/m2K) – stets zuungunsten der zeitsparenden Tabellenermittlung. Im Gespräch mit GFF lässt der Fachmann erkennen, dass er als Physiker die energetische Qualität des Gesamtgebäudes im Auge hat. Und wirklich sieht ja die EnEV im Neubau kein Bauteilverfahren, sondern vielmehr die Bilanzierung des Jahres-Primärenergiebedarfs bezogen auf ein Referenzgebäude vor.

Die Formel für den Uw-Wert Andererseits sind Bauteilkennwerte (Uw = 1,3 W/m2K; g = 60 Prozent) hinterlegt, die in Ausschreibungen durchaus zum Tragen kommen. Außerdem schlägt im Standard-(Tabellen-) Verfahren die Fensterfläche weniger zu Buche, was insbesondere dann schmerzt, wenn größere Fenstereinzelflächen vorhanden sind. Die Formel zur Berechnung des Uw für ein Fenster mit Sprosse lautet: Ug .. Ag + Uf .. Af + ..g .. lg + ..sp .. lsp; das Ergebnis ist durch die Gesamtfensterfläche zu dividieren. Angenommen, man setzt als Psi-Wert für den Abstandhalter (natürlich mit thermischer Trennung) 0,041 W/mK sowie für die warme Sprosse 0,028 W/mK an, ergibt sich daraus der EN ISO 10077-1 folgend für ein Standardfenster mit 120 Millimeter Ansichtsbreite ein Uw-Wert von 1,39, also gerundet 1,4 W/m2K. Das Tabellenverfahren kommt auf einen Uw-Wert von 1,45, also gerundet 1,5 W/m2K. Dabei belohnt diese, wenn auch schnellere, Vorgehensweise den nicht, der auf eine thermisch getrennte innen liegende Sprosse zurückgreift; der Grund: Die Tabelle mit ihren Korrekturwerten unterscheidet zwischen Sprossenart (doppeltes vs. einfaches Kreuz; aufgesetzt vs. im SZR), nicht jedoch zwischen warmer Sprosse und einer aus Aluminium. GFF meint: Verschenken Sie nichts, jedes Zehntel zählt in der U-Wert-Olympiade. Wenn Sie mit der energetischen Qualität ihrer Produkte argumentieren, sollten Sie sich die Mühe einer Berechnung nach EN ISO 10077-1 machen.