Zu Besuch beim SmartWin-Partner in Hiltpoltstein Von null auf hundert in weniger als einem Jahr

Angefangen haben Peter May und Jörg Vollmer bei einem Fertighausproduzenten, es folgte zu Beginn des Jahrtausends der Schritt in die Selbstständigkeit. Ein Jahrzehnt darauf waren sie auf der Suche nach geeigneten Fenstern für ihre Passivhäuser. Was dann passierte, lesen Sie in GFF.

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    So machen die das: Alleine die Kooperation mit einem guten Dutzend Professionisten in aller Welt führt zu stetigen Verbesserungen, etwa im Produktionsprozess, von denen dann alle Partner profitieren – Franz Freundorfer mit Peter May und Jörg Vollmer (v.li.) von HolzWin Fensterbau.
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    Max Leithner, gelernter Schreiner, legt fürs Foto nochmal selbst Hand an, organisiert und steuert bei HolzWin Fensterbau in Hiltpoltstein aber die SmartWin-Elementefertigung.
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    www.gff-magazin.de – den Videotalk von Reinhold Kober mit Peter May sowie Franz Freundorfer (v.li.) gibt’s hier im Bewegtbild.

„Wir haben uns gefragt, ob wir das nicht selbst können“, antwortet Jörg Vollmer, einer von zwei Inhabern/Geschäftsführern bei HolzWin Fensterbau in Hiltpoltstein, beim GFF-Termin zu den Beweggründen für das Wagnis, das er mit seinem Partner Peter May einging. Dabei bezieht er sich auf den Ursprung der gemeinsamen Firma um das Jahr 2004, als beide entscheiden, bei einem bekannten Fertighausproduzenten auszusteigen und auf dem in der Marktgemeinde Hiltpoltstein zwischen Nürnberg und Bayreuth erstandenen Grundstück Passiv- und Holzhäuser in Fertighausbauweise unter dem Claim Bau in Holz (so lautet der Name des Holzhausbauers bis heute) zu produzieren. Aber in gewisser Weise gilt die Antwort ähnlich für die Entscheidung, die ein knappes Jahrzehnt später anstehen sollte: „Wir hatten für die acht bis zehn Häuser, die wir im Jahr bauen, die Fenster von Gaulhofer und Variotec gekauft. Das war alles super, vom Finish her, aber eben irgendwie Standard.“ Dennoch heben die langjährigen Lieferanten die Brauen, als Vollmer/May ihnen 2011 eröffnen, künftig die Elemente für ihre Häuser selbst zu fertigen; das scheint verständlich, denn nach einem Freundorfer-Vortrag (des Geschäftsführers von Pro Passivhausfenster, dem SmartWin-Lizenzgeber) begeistern sich beide für das Highend-Holz/Alu-Element, das Vollmer als „Holz/Glas-Fenster“ bezeichnet: „Es handelt sich um ein Element in Fichte mit Ganzglasoptik außen und flächenbündiger Ansicht innen. Die Schiene aus Aluminium ist eine Eigenentwicklung und deshalb sehr dezent.“

Natürlich schmückt die energetische Performance jede PHPP-Berechnung, SmartWin ist vom PHI zertifiziert und lässt mit seinen schmalen Rahmenansichten Architekten ins Schwärmen geraten. Das ist übrigens für SmartWin Fensterbau, die Elementesparte von Vollmer/May, grundlegend, schließlich ist gerade erst ein Deal mit Nest Ecoarchitektur über 500 Fenster für die Wohnanlage Prinz-Eugen-Park in München-Bogenhausen über die Bühne gegangen. „Damit sich der Invest rentiert, brauchen wir einen Ausstoß von 500 bis 600 Fenstern im Jahr. Für unsere selbst produzierten Häuser kommen wir auf 200 Fenster“, rechnet Vollmer vor.

Zunächst beginnen die Gespräche mit Franz Freundorfer, Passivhaus Consultant und Fensterentwickler sowie SmartWin-Geburtshelfer, mit einer Absage: „Die wollten SmartWin einfach kaufen“, so sagt es der Oberaudorfer im Film zum SmartWin Fensterbau-Termin auf www-gff-magazin.de – tatsächlich scheint da noch Empörung ob dieser Idee nachzuhallen. Nein, eine echte Kooperation, so macht er es dem Duo May/Vollmer klar, bedarf für ihn einer Partnerschaft auf Augenhöhe: „Wenn sie unsere Fenster haben wollen, müssen sie sich entweder mit einem bestehenden Lizenzpartner in Verbindung setzen oder die Elemente selbst produzieren“ – auf diesem Standpunkt steht der Daniel Düsentrieb des Passivhaus-Fensterbaus unbeirrbar.

„So ein Schmarrn“, erinnert sich seinerseits Vollmer an die Reaktion der beiden Unternehmer auf der Rückfahrt vom Termin mit dem Entwickler – und beschließen dann doch, den vergleichsweise moderaten Invest von etwas mehr als 125.000 Euro zu stemmen. Wie gesagt, heute ist die Firma SmartWin Fensterbau in Hiltpoltstein, die damals elf Monate nach der Unterschrift die Fertigung aufnahm, einen Schritt weiter. Die Kompetenz, auch dank der Produktionssteuerung durch den gelernten Schreiner Max Leithner, hat sich herumgesprochen, die Fenster, die nicht in den eigenen Häusern verbaut werden, stoßen bei Architekten mit Berührung zur Passivhausszene mehr und mehr auf Interesse; da wurde für das Projekt Prinz-Eugen-Park mal schnell eine neue Halle benötigt – und gebaut.

Das Wagnis der eigenen Produktion hat sich für den Betrieb, der mit 16 Beschäftigten 1,8 Millionen Euro umsetzt (bezogen auf SmartWin Fensterbau und die Holzhaussparte Bau in Holz), gelohnt. Dabei stehen astronomische Wachstumssprünge nicht auf der Agenda von Jörg Vollmer: „Mein Partner Peter May und ich sind bei den Projekten in hohem Maß persönlich präsent, auch auf der Baustelle. Würden wir statt der acht bis zehn Häuser künftig 22 im Jahr bauen, wäre das so gar nicht mehr machbar.“

Da passt es gut, wenn sich mit einem hervorragenden Fenster, das energetisch genauso überzeugt wie ästhetisch, Wertschöpfung erzielen lässt. Zugrunde liegt der Produktionstechnik das Prinzip Einzelteilfertigung, deshalb kommen Neueinsteiger im Wesentlichen mit einem Profilautomaten und einer Stanzmaschine aus – was den Invest erklärt. Doch wichtiger als die Kohle ist Lizenzgeber Freundorfer das Commitment: „Nebenbei ein bisschen SmartWin und sonst Standardelemente zu produzieren, das funktioniert nicht. Das zeigen die Erfahrungen, die wir mit Standard-Fensterbauern gemacht haben.“ Entweder gescheit oder gar nicht.