Verbrannte PVC-Profile Von der gelben Gefahr zum schwarzen Albtraum

Anfang des Jahres hatte GFF über die Gelbverfärbung von weißen Kunststofffenstern berichtet. Die nächste Eskalationsstufe sind Schwarzverfärbungen – ö.b.u.v. Sachverständiger Jürgen Sieber kennt zwei Ursachen, warum Profiloberflächen verbrennen.

Flächige Gelbverfäbungen sind meist auf den falschen Einsatz von Reinigungsmitteln zurückzuführen. Wissenswert: Unter der Einwirkung von Hitze kann die angegriffene Profilschicht verbrennen und sich schwarz färben. - © Sieber

Flächige Gelbverfärbungen an weißen Kunststoffprofilen sind mittlerweile als Phänomen bekannt. Die Ursache sind falsch eingesetzte Reinigungsmittel, die unter dem Einfluss von starker UV-Strahlung die PVC-Oberfläche angreifen (wir berichteten in GFF 12/17 und 1/18). Bei der Gelbverfärbung muss es allerdings nicht bleiben. Die nächste Stufe sind Schwarzverfärbungen – die vom Reiniger zerstörte Schicht verbrennt regelrecht. „Die Profile sehen so aus, als hätte man ein Feuerzeug drangehalten“, schildert Glasermeister und ö.b.u.v. Sachverständiger Jürgen Sieber, der eine Zunahme dieser Fälle beobachtet.

Schutzlos: Profiloberfläche verbrennt

Die Zusammenhänge sind schnell erklärt: Unter der Einwirkung von Hitze verbrennt die oberste Profilschicht, deren Hitzeschutz – in der Fachsprache Thermostabilisator genannt – durch das nicht sachgerecht eingesetzte Reinigungsmittel geschwächt ist. „Der Reiniger zerstört den Thermostabilisator chemisch. Es braucht dann nicht mehr viel Energie, bis die Profilschicht verbrennt und sich schwarz färbt“, erläutert Sieber.

Immerhin: Der Fachhandwerker kann die Oberfläche reinigen. Dazu schleift er sie ab, poliert und versiegelt sie. „Es bringt natürlich nichts, wenn der Kunde die Fenster danach wieder mit den verwendeten Haushaltsmitteln putzt. Sonst beginnt die Problematik wieder von vorne“, warnt der Sachverständige. Er empfiehlt Fensterbauern, Kunden schon bei der Angebotsabgabe darauf hinzuweisen, nur die vom Profilhersteller empfohlenen Reinigungsmittel einzusetzen. Ein anderer Fall von Schwarzverfärbungen ist schon länger bekannt. Liefert beispielsweise ein deutscher Hersteller Kunststofffenster nach Südspanien und nutzt in der Fertigung Profilstäbe mit der mitteleuropäischen statt der eigentlich angezeigten südeuropäischen PVC-Rezeptur, können die Profile dort verbrennen.

Sonderfall: Verbrennungen auch ohne Reinigungsschäden

Beunruhigend: Auch hierzulande beobachtet Sieber neuerdings Fälle, in denen Schwarzverfärbung auftritt, ohne dass Reiniger die PVC-Struktur zuvor beeinträchtigt hätten. Allerdings: „Diese Fälle sind extrem selten. Es müssen ungünstige Bedingungen vorherrschen“, beschwichtigt der Sachverständige. Im Unterschied zu den vorgenannten Schadensfällen braucht es demnach – da der Hitzeschutz des Profils ja noch intakt ist – deutlich höhere Temperaturen, die auch signifikant länger einwirken.

Zusätzlich zu den hohen Temperaturen von bis zu 40 Grad Celsius, wie sie in diesem Sommer geherrscht haben, war in allen von Sieber begutachteten Fällen eine silberfarbene Aluminiumfensterbank unterhalb des Fensters angebracht, welche die Wärmestrahlung reflektierte und das Fenster noch zusätzlich aufheizte. Hinzu kamen ungünstige Bausituationen, in denen die Sonnenstrahlen beispielsweise von anderen Scheiben gespiegelt wurden. „Es muss schon einiges zusammenkommen“, sagt Sieber.

Nur bei ungünstigsten Bedingungen

Liegen die ungünstigen Voraussetzungen jedoch vor, wird, wie oben erwähnt, der Thermostabilisator zerstört und die Oberfläche verbrennt – ganz ohne den Einsatz von Reinigern und die chemisch induzierte Zerstörung des Hitzeschilds. Nehmen solche Schadensfälle in Zukunft zu, könnte es einem in den Sinn kommen, als Gegenmaßnahme auch in unseren Regionen Profile mit der südeuropäischen PVC-Rezeptur einzusetzen. Allerdings stellte Sieber in den untersuchten Fällen Temperaturen bis zu 90 Grad Celsius am Fenster fest. „Solche Temperaturen bekommt man wahrscheinlich niemals in den Griff.“