Kurz gefragt Vom Kronprinz zum Kritiker – LIM Thomas Strobl

Das Beben von Trier – durch fehlende Rezepte trotz des angekündigten GFF BW-Rückzugs und die Wahlschlappe von Thomas Strobl – ist nicht verhallt. In Donauwörth hat GFF jetzt den Bayern-LIM getroffen, der sich trotzig gibt und die Servicequalität des BIV hinterfragt.

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    Thomas Strobl kündigt an, Fragen an den BIV richten zu wollen – in enger Abstimmung mit seinen Vorstandskollegen in Bayern.
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    Die Glaserei Strobl in Donauwörth – die Betriebsnachfolge scheint schon gesichert.

GFF: Herr Strobl, die Wahlniederlage von Trier hat Sie getroffen.

Strobl ( denkt nach): Was soll ich sagen, ich habe die Kommentare in der GFF gelesen. Für mich ist klar: Wenn ich Ehrenamt betreibe – Rettungsdienst, Feuerwehr, Elternbeirat, Trainer/Sportleiter, Partei – dann ist das mit Herzblut verbunden. Bekommt man dann gespiegelt, dass die Kollegen mit der geleisteten Arbeit nicht zufrieden sind, ist man enttäuscht. Das gebe ich zu. Meine Strategie heißt nun Distanz.

Sie gehen also auf Distanz zum Bundesinnungsverband. Aber geht es wirklich um die geleistete Arbeit?

Ach so, Sie meinen wegen Sätzen wie „Wo Bayern ist, ist vorne“. Ja, das kommt wahrscheinlich nicht überall so gut an.

Wahrscheinlich nicht.

Umgekehrt vermisse ich bei gewissen Themen Geradlinigkeit. Sie wissen, dass die ersten Messungen für das vereinfachte Verfahren, was Asbest angeht, in meinem Betrieb stattgefunden haben. Das schreiben sich ja heute andere ganz groß auf die Fahnen. Aber nicht nur das. Wer hat denn Informationen aus der Schweiz und dann die Genehmigung der Gewerbeaufsicht eingeholt, dass wir die Messungen gemäß dem vereinfachten Verfahren vornehmen dürfen?

Das waren Sie.

Ja, genau. Als Bundesinnungsmeister-Stellvertreter erhält man eine Aufwandsentschädigung von 2.000 Euro, ich habe mit meinem Sohn, der gerade Abitur gemacht hat (der andere, Anselm, hat soeben die Glasermeisterprüfung abgelegt; d. Red.) im Asbestjahr einmal ausgerechnet, dass das für alle Anrufe, Recherchen etc. einem Stundenlohn von drei Euro entsprochen hat.

Wo ist Bayern eigentlich vorne?

Beim Thema Nachwuchsförderung. Als zuletzt trotz unseres Engagements mit zwei Messeständen die Anmeldungszahlen an der Berufsschule Vilshofen zurückgegangen sind, haben wir mit der Schulleitung (siehe „Zu Gast in GFF, Ausgabe 2/19) nach Lösungen gesucht – herausgekommen ist Abi + Ausbildung.

Sie sprechen Abiturienten an, die in Vilshofen als Bestandteil der Ausbildung die Teile drei und vier der Meisterprüfung mit erledigen ...

... und nach den noch verbliebenen Teilen eins und zwei, die sie im Nachgang absolvieren, theoretisch mit 21 Jahren Glasermeister sind und einen Betrieb aufmachen können.

Letzteres gefällt nicht jedem.

Folgendes dazu: Ich teile die Einschätzung, dass mit 21 Jahren den Allermeisten die Reife fehlt, einen Betrieb zu führen, selbst auszubilden. Aber an meinem Sohn Anselm, der gerade mit 22 Jahren die Meisterprüfung abgelegt hat, sehe ich auch, dass es sehr wohl möglich ist, der kommenden Generation als prädestinierten Führungskräften Verantwortung zu übertragen, wenn die jungen Leute auch gleichzeitig Fehler machen dürfen. Es ist doch so: Bei Airbus Helicopters hier in Donauwörth ist wegen des Personalmangels das Einstellungskriterium mittlerweile von Mittlerer Reife zu Qualifiziertem Hauptschulabschluss nach unten gegangen. Schimpfen wir im Handwerk weiter, ohne selbst in die Offensive zu gehen, kommen ganz schwere Zeiten auf uns zu. Fest steht: Mit diesem Konzept in Vilshofen sind wir bundesweit die Ersten, die sagen: Ja, wenn wir gute Leute wollen, müssen wir auch solche Anreize schaffen.

Wie geht es jetzt weiter, mit Ihnen und dem BIV?

Da geht gar nichts weiter. Ich kann Demokratie, wir werden in der Vorstandschaft meines Verbands beraten und dann einige Fragen an den BIV richten, über deren Inhalt ich jetzt noch nichts sagen will. So, und wie der BIV damit umgeht, das wird dann bei unserer Mitgliederversammlung im April in München beraten.

Fürchten Sie nicht, dass Ihnen etwaige Kritik automatisch als Enttäuschung nach der Abwahl aus dem Präsidium ausgelegt werden wird?

Ich fürchte gar nichts. Als ich dem BIV-Präsidium angehört habe, habe ich den Bundesinnungsverband jahrelang mit Zähnen und Klauen gegen Kritik verteidigt, selbst aus meinen eigenen Reihen. Das muss ich nun nicht mehr. Jetzt kann ich – mit der Sicht von außen – berechtigte Kritik üben.

Gehört ein möglicher Austritt Bayerns zu den denkbaren Szenarien?

Das ist nicht mein Ziel, ich werde in der Richtung nichts befeuern. Aber wir müssen uns fragen, ob sich die Spitzenvertretung des Glaserhandwerks nach der Wahrnehmung der Mehrheit der Kollegen zu viel mit sich selbst beschäftigt und den Wandel zu einem modernen Dienstleister für die Mitglieder verschlafen hat.

Wie lautet Ihre Antwort?

Ich möchte für meinen Verband antworten, der mir am Herzen liegt. Bei uns wissen alle, an der Geschäftsstelle und im Präsidium, ruft ein Mitgliedsbetrieb an, der eine Frage oder ein Problem hat, hat er Anspruch auf eine seriöse Antwort von jedem von uns. Das ist mein Verständnis von Service.