Fenster- und Türmontage in Theorie und Praxis Viel hilft leider nicht immer viel

Das ift-Seminar Fenster- und Türmontage praktisch erklärt in Kooperation mit Tremco Illbruck und mit Finstral fand Ende März im Finstral Studio in Friedberg statt. Es lockte mit praktischem Wissen rund um die Montage – und der Möglichkeit, das gelernte Wissen direkt anzuwenden.

Teilnehmer versuchten sich im Praxisteil an der Abdichtung von Fenstern mit verschiedenen Materialien. - © Mateja

„Machen Sie so viel wie nötig und so wenig wie möglich“, sagt Dipl.-Ing. Dieter Tausch den 23 Teilnehmern des ift-Seminars Fenster- und Türmontage praktisch erklärt gleich zu Beginn. Viel hilft eben nicht immer viel. Falls der Fachmann das falsche Material – z.B. eine Acryldichtung – gewählt habe, helfe es in der Regel nicht, noch weitere Schichten in diesen Bereichen nachträglich aufzubringen. Die fachgerechte Montage gehe mit der richtigen Planung einher. Nur wer die baulichen Gegebenheiten korrekt erfasse und darauf eingehe, dem gelinge bei ordentlicher Ausführung eine fachgerechte Installation.

Das richtige Planungswerkzeug

Um die richtige Grundlage für die korrekte Ausführung zu schaffen, empfiehlt Tausch wichtige Werkzeuge aus Papier oder in digitaler Form. Gemeint sind Regelwerke, Einsatzempfehlungen, Richtlinien, Merkblätter oder Software (siehe Kasten). „Aber denken Sie daran, Normen und Richtlinien können veraltete Erkenntnisse enthalten“, mahnt Tausch. „Wer nur nach Normen und Richtlinien arbeitet, vermeidet nicht immer automatisch Fehler. Es gilt der Stand der Technik.“ Das bedeutet, der Fachmann muss den Baukörperanschluss spezifisch auf jeden Einzelfall hin, entsprechend dem aktuellen Stand der Technik, planen und mit den richtigen Materialien ausführen.

„Egal ob Neubau oder Altbau, es gibt drei Ebenen, auf die der Fachmann für eine fachgerechte Montage eingehen muss“, sagt Tausch. Er formuliert dazu wie folgt: 1. Trennung von Raum und Außenklima, 2. Funktionsbereich, 3. Wetterschutz. Der erste Punkt sei wichtig, um die raumseitige Abdichtung sicherzustellen. Der zweite Punkt beziehe sich auf Statik, Befestigung und Fugendämmung, die wiederum Schall- und Wärmeschutz beeinflussten. Der dritte Punkt betrifft den Anschluss von außen.

Mindestanforderungen einhalten

Tausch empfiehlt die Erfüllung von Mindestanforderungen. Bei der Befestigung und Lastabtragung heißt das, für eine umlaufende, mechanische Befestigung zu sorgen, die für den jeweiligen Untergrund und die Einbaulage geeignet ist. „Wenn Sie den Untergrund bzw. das Mauerwerk nicht kennen, dann müssen Sie sechs Zentimeter Abstand von der Steinkante bis zum Befestigungssystem einhalten“, sagt er. Zudem erinnert Tausch daran, Tragklötze nicht zu vergessen. „Bei manchen Planern herrscht die Meinung vor, dass Tragklötze schlechter in der Dämmwirkung sind als das Wärmedämmmaterial und dass sie daher überflüssig seien, da die Schraubmittel die Elemente im Baukörper verankerten. Doch zur definierten Abtragung des Eigengewichts in den Baukörper sind Tragklötze unerlässlich.“

Wenn es um Wärmedämmung geht, rät der Referent, Fugen zwischen Fenster und Mauerwerk möglichst vollständig mit Dämmstoffen abzudecken. Wichtig sei nicht nur die richtige Materialwahl, sondern auch die korrekte Anwendung. Gerade bei vorkomprimierten Fugendichtungsbändern seien Monteure häufig der Auffassung, dass sie die Bänder bei breiteren Fugen einfach doppellagig verwenden könnten. Dabei bestehe die Gefahr, dass die Bänder aufgrund des entstehenden Komprimierungsdrucks ausweichen und dadurch aus den Fugen herausquellen. Viele Fehler wie diese ließen sich umgehen, wenn sich der Monteur an Gebrauchsanweisungen halte und sich mit Fragen an den Hersteller wendet und nicht einfach hofft, dass alles gut gehen möge, wenn diese unbeantwortet bleiben. „Wechseln Sie nicht immer den Hersteller. Sie benötigen einen Ansprechpartner, der für Fragen zur Verfügung steht.“

Um den luftdichten Fugenabschluss zu gewährleisten, arbeite der Fachmann raumseitig umlaufend und mit den geeigneten, bewegungsaufnahmefähigen Dichtsystemen. Von außen sei insbesondere an einen umlaufend schlagregendichten Fugenabschluss zu denken. „Es gibt dazu u.a. Dichtfolien. Beachten Sie, dass oft für Innen- und Außenseite verschiedene Folien existieren“, sagt Tausch. Der Fachmann sollte bei diesem Material berücksichtigen, die Ecken sauber und die Folie nicht unter Spannung zu verkleben.

Einschubfenster montieren

Ein weiterer Bestandteil des ift-Seminars war ein kurzer Ausflug in die Welt der Fenster- und Türenmontage mit Zargen. „In meiner Heimat Südtirol gehören Montagezargen beim Neubau zum Standard“, sagte Kurt Messner von Finstral. Häufig kämen sie ebenfalls in Italien und Spanien zum Einsatz. Zwar benötige die Montage mit Zarge einen verstärkten Rahmen und müsse der Fachmann für die Installation des Fensters insgesamt zweimal zur Baustelle fahren, doch liege ein wesentlicher Vorteil darin, dass der Monteur das Fenster erst einsetzt, wenn der Bau trocken ist. Damit ließen sich mögliche Beschädigungen an Fenstern und Rahmen vermeiden. Der Finstral-Fachmann ist überzeugt davon, dass die Montage mit Zarge eine lohnende Alternative zur Befestigung von Fenstern im Mauerwerk darstellt.

Gelerntes umsetzen

Auf Theorie folgte Praxis. Finstral stellte in seinem Studio in Friedberg dafür einen Übungsraum zur Verfügung, der mit verschiedenen Geräten und Materialien ausgestattet ist. Die Teilnehmer wendeten ihr erlerntes Wissen direkt an. Sie dichteten u.a. Fenster mit diversen Dichtstoffen ab und montierten die Elemente in Aufbauten. Dabei gaben Messner und Tausch praktische Tipps.