ift-Richtlinie VE-08 „Geklebte Verglasungssysteme“ überarbeitet Verglasungen sicher in beschichtetes Holz einkleben

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Die ift-Richtlinie VE-08/4 beschreibt die Verklebung von Glas im Flügelrahmen und spart beschichtetes Holz nicht aus. Holzfensterhersteller verfügen dadurch über eine Grundlage,um die Gebrauchstauglichkeit geklebter Konstruktionen nachzuweisen.

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    © ift-Richtlinie VE-08/4
    Die Abbildung zeigt eine Musterseite der überarbeiteten ift-Richtlinie VE-08/4 zum Themenkomplex „Anfertigung und Kontrolle von Kleinproben im Rahmen der WPK“.
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    © ift-Richtlinie VE-08/4
    Die überarbeitete ift-Richtlinie VE-08/4 ­ermöglicht nun auch die Klebung von ­beschichteten Holzfenstern.

Die Klebung von Glas im Fenster hat sich etabliert und ist laut ift bei großen Formaten, einbruchhemmenden Fenstern und Sonderanforderungen Standard. Eine Anwendung bei Holzfenstern ist dem Institut zufolge aufgrund der unterschiedlichen Materialien und der großen Vielfalt der Oberflächenbeschichtungen schwierig und sei bislang nur selten zu finden. Deshalb habe das ift Rosenheim seine Richtlinie VE-08 überarbeitet: Im neuen Teil 5 der vierten Fassung ist ein Bewertungsverfahren beschrieben, mit dem auf Basis einfacher Vorversuche eine verlässliche Beurteilung und die eigenverantwortliche Übertragung durch den Hersteller möglich seien.

Gebrauchstauglichkeit nachweisen

Mit der Klebung der Isolierglasscheibe im Flügelrahmen lassen sich die statischen Eigenschaften des Glases nutzen, um den Rahmen auszusteifen, dadurch schlankere Rahmen und größere Abmessungen zu erhalten und die Einbruchhemmung zu verbessern. Diese Bauart ist durch die Produktnorm EN 14351-1 abgedeckt – jedoch mit dem Hinweis, dass Verbindungen dauerhaft sein müssen. Um dafür den Nachweis der Gebrauchstauglichkeit zu erbringen, hat das ift Rosenheim die Richtlinie VE-08 entwickelt.

Im Fokus der Richtlinie steht die Beurteilung der lastübertragenden Wirkung der Klebung Glas-Rahmen, es geht um die Aufnahme von Druck-Sogkräften und die Rahmenaussteifung. Zusätzlich werden die Dauerhaftigkeit und die Materialverträglichkeit mit dem Rahmen und mit Teilen des Isolierglases (Randverbund, Klötze etc.) bewertet. Die ermittelten Kennwerte dienen laut ift zur Dimensionierung der Klebung. Im Teil 4, Qualitätssicherung, der VE-08 sind unterschiedliche Methoden der erforderlichen werkseigenen Produktionskontrolle (WPK) mit Tipps und Hilfsmitteln (vereinfachten Prüfverfahren, Checklisten etc.) beschrieben.

Produktionsablauf berücksichtigt

Allerdings war laut ift die Anwendung der alten VE-08/3 auf unbehandelte Holz­oberflächen begrenzt und damit im Fall eines normalen Produktionsablaufs in der Holzfensterfertigung häufig unpassend, da sich die unterschiedlichen Holzarten und die große Vielfalt der Oberflächenbeschichtungen nicht bewerten ließen. Die neue ift-Richtlinie VE-08/4 beschreibe in Teil 5 nun ausführlich die Klebung auch auf beschichtetem Holz. Getestet wird eine geeignete Auswahl an repräsentativen Prüfvarianten für die Kombination aus Beschichtungsstoff, Klebstoff und Holzart. Damit nutze der Anwender eigenverantwortlich andere Beschichtungssysteme gemäß den Übertragungsregeln der VE-08/4 und habe so einen möglichst großen Anwendungsbereich mit geringem Prüfaufwand zur Verfügung.

Im März überreichte das ift auf der FENSTERBAU FRONTALE die ersten Prüfberichte an den Klebstoffhersteller Otto-Chemie, den Klebebandhersteller Lohmann und an Remmers als Anbieter von Beschichtungssystemen. Die drei Unternehmen waren als Projektpartner an der Überarbeitung der ift-Richtlinie beteiligt. Unter Beachtung der Verarbeitungshinweise und Vorgaben der VE-08/4 für die WPK (Rückstellmuster, Prüfungen an Kleinproben etc.) erbringen Holzfensterhersteller mit dem ift-Prüfnachweis die notwendige Sicherheit für dauerhaft gebrauchstauglich geklebte Holzfenster. Damit gebe es nun auch für beschichtete Holzfenster eine geeignete Bewertung für den Nachweis geklebter Konstruktionen. „Mit dem Nachweis bieten wir dem Verarbeiter die Möglichkeit, geklebte Verglasungen in beschichtetes Holz sicher und sauber einzubringen“, sagte Günther Weinbacher, Projektleiter für die geklebte Fassade bei Otto, bei der Zertifikatsübergabe. Die systematische Klebung auf beschichteten Holz­oberflächen verbessert nach seinen Angaben den Fertigungsprozess, das zertifizierte Zusammenwirken von Klebe- und Beschichtungssystem bringe eine erhebliche Zeitersparnis.

Checklisten und Tipps inklusive

Die ift-Richtlinie VE-08/4 enthält auf 53 Seiten umfangreiche Informationen mit praktischen Checklisten und Tipps für die Konstruktion und die notwendige werkseigene Produktionskontrolle (WPK) und ist damit nach Insitutsangaben ein wertvolles Regelwerk für alle Holzfensterhersteller, die ihre Elemente kleben wollen. Interessenten bestellen sie im ift-Literaturshop auf www.ift-rosenheim.de (ISBN 978-3-86791-363-8, netto 35 Euro).