Delegiertenversammlung GFF BW, Oktober 2018 in Karlsruhe Unbezahlbares Fensterbautool – erhältlich für 1.500 Euro

Seine Eigenständigkeit betont hat bei der jüngsten Delegiertenversammlung im Oktober mit50 Teilnehmern in Karlsruhe der Fachverband Glas Fenster Fassade (GFF BW). Mitarbeit im BIVja, Präsidium nein – Freigabe Fensterbautool ja, für 1.500 Euro p.a.: So lauteten die Ergebnisse.

  • Bild 1 von 2
    © Kober
    Die zur Delegiertenversammlung im Oktober anwesenden Vorstandsmitglieder des GFF BW vor dem neuen Fensterprüfstand (v.li.): Wolfgang Gastel, Sabine Schrodi, Thomas Jerabek, Dietmar Wachendorfer, LIM Jürgen Sieber, Jürgen Simon, Thomas Schönhaar, Johannes Hollnberger, Andreas Bortel. Technischer Berater Jan Eiermann hatte die Anlage vorgeführt.
  • Bild 2 von 2
    © Kober
    Wenn das kein Grund zum Feiern ist: LIM Jürgen Sieber, HGF Waldemar Dörr und Frank-Ulrich Raible (ganz re.) von der Alfred-Reistenbach-Stiftung gratulierten (v.li.) Cedric Waringer, der Landesbesten Lena Strobel und Frederic Bührmaier zu ihren sehr guten Ergebnissen beim Praktischen Leistungswettbewerb (PLW).

Zunächst der Blick auf die wichtigsten Zahlen: Die Anmeldungen zur überbetrieblichen Lehrlingsunterweisung sind von 251 (2017/18) auf 260 (2018/19) geklettert, für den Vollzeitmeisterkurs im nächsten Jahr sind eine weibliche und 19 männliche Fachschüler an der hauseigenen Akademie annonciert, das sind ebenfalls zwei Personen mehr als zuletzt. 16 der Kandidaten kommen aus Baden-Württemberg, der gute Ruf der Schule hat aber längst auch andere Regionen erreicht. Als besonders erfreulich bezeichnete Waldemar Dörr die Tatsache, dass mehr als 60 Prozent der Interessenten aus dem eigenen Betrieb kommen, um sich in Karlsruhe die höchsten Weihen des Handwerks zu holen. Das ist nicht ganz altruistisch, denn der Hauptgeschäftsführer verwies auch darauf, dass die Mitgliederzahl aktuell knapp unter 400 Glasern bzw. Fensterbauern liegt. Ansonsten präsentierte sich der Fachverband sehr handlungsfähig, ohne dass Entscheidungen durchgedrückt worden wären; das gilt sowohl für die einstimmige Annahme des Verbandshaushalts als auch für den weiteren Umgang mit dem Fensterbautool. Dieses von der jungen Karlsruher Garde um Andreas Richter und Jan Eiermann maßgeblich initiierte Tool reicht in der Anwendung von der Berechnung diverser Lastfälle über die Themen Wärme- und Feuchtetechnik, Statik, Bauakustik bis hin zu glastechnischen Details, wie das Beispiel von LIM Jürgen Sieber zeigte: „Meine am meisten verwendete Funktion betrifft Reparaturverglasungen. Das ist gut, wenn Betriebe etwa im Büro nicht nur Glaser sitzen haben, denn sollte hier die Eingabe etwa bei der Glasart für ein Verbundfenster irrtümlich die falsche Glasdicke aufweisen, schließt das Programm Fehler durch einen etwaigen Hinweis aus.“ So viel Nutzwert ist sein Geld wert, das zeigte die folgende Diskussion, bei der die Delegierten die ursprüngliche Vorstandsempfehlung, das Fensterbautool zum Preis von 600 Euro für externe Interessenten zugänglich zu machen, deutlich nach oben korrigierten. Denn das elektronische Werkzeug hat gewerke- und länderübergreifend jede Menge Begehrlichkeiten geweckt. Die wichtigsten Argumente für die Erhöhung des jährlichen Obolus auf 1.500 Euro, wie u.a. von Freddy Esslinger vertreten, waren: Die eigenen Mitglieder sollen nicht im Nachteil sein. Und vor allem: Mit dieser, als angemessen empfundenen Summe, sei auch der Spielraum für die erforderliche Weiterentwicklung gegeben.

Danke Veka, für den tollen Prüfstand!

Auch diese Zusammenkunft kam nicht ohne das Thema Normenverschärfung bei der DIN 18008 aus, so berichtete der Leiter der technischen Beratung Jan Eiermann aus der auch in GFF bereits reichlich thematisierten Einspruchssitzung, wobei seine Angaben nahe bei dem lagen, was ö.b.u.v. Sachverständiger Eberhard Achenbach im GFF-Videointerview (https://www.gff-magazin.de/risikoabwaegung-achenbach-zur-din-18008-ueberarbeitung/245/1869) geschildert hatte: Auch er kritisierte, ähnlich wie der Kollege aus dem hohen Norden, dass stellvertretender Normenausschuss-Obmann Prof. Dr.-Ing. Jens Schneider erst im Lauf der Diskussion über die 177 (!) Einsprüche zur 0,8 Meter-Regelung erschienen sei: „Das war für die Diskussion nicht gut.“ Auch habe, ähnlich wie von Achenbach dargestellt, der Ausschussobmann Prof. Dr.-Ing. Geralt Siebert unmissverständlich klargemacht, dass ein Verzicht auf die 0,8 Meter nicht zur Debatte stehe. Eiermann bezeichnete die Vorgespräche mit Vertretern von BF, TSD, VFF, Fertighausherstellern und dem Bundesverband Metall darüber als konstruktiv, wie mit der zusätzlich aufgenommenen Risikoabschätzung (nach der – bei entsprechendem Ergebnis – wohl auch künftig auf den Sicherheitsglas-Einsatz verzichtet werden kann) umzugehen sei.

BIV-Präsidium ohne GFF BW

Allein, es könne passieren, dass es bei der Arbeit an einer Handlungsanweisung für besagte Risikoabschätzung nicht gelinge, die unterschiedlichen Positionen auf eine Linie zu bringen; eines indes scheint sicher: Bis die DIN 18008 in der geänderten Form in allen Bundesländern Geltung besitzt, können noch mehrere Jahre vergehen. Übrigens: Was die kontrovers diskutierte Auffassung des BF betrifft, nach der schon jetzt die Verschärfung anerkannte Regel der Technik sein könnte, hat Verbandsanwalt Roland Jaspers zugesagt, ein Hinweisschreiben für die Kunden der GFF BW-Mitgliedsbetriebe zu formulieren.

Nicht zuletzt dank der Firma Veka gab es noch eine positive Nachricht, die die Delegierten in ihre Innungen mitnehmen konnten. So hat der weltweit aktive Profilgeber aus Sendenhorst seinen Fensterprüfstand aussortiert und, nach einer entsprechenden Anfrage aus Karlsruhe, zum Nulltarif den Süddeutschen überlassen. Jan Eiermann war bei der Einführung in den Werkstatträumen die Begeisterung anzumerken. So können fürderhin, nach einer Testlaufphase, Mitgliedsbetriebe hier eigene Produkte prüfen lassen; nicht notifiziert, aber hilfreich, ehe man sich für die teuren Tests in Sachen Einbruchhemmung entscheidet. Auf www.gff-magazin.de erklären Sieber und Wolfgang Gastel exklusiv ihren Verzicht auf einen Sitz im BIV-Präsidium.