Modifizierte Hölzer im Fensterbau Tropenholz war gestern, heute ist Kiefer

Mithilfe des Belmadur-Verfahrens wird die heimische Kiefer als langlebiges Fensterholz interessant. GFF sagt Ihnen, was hinter der Technik steckt und worauf Verarbeiter achten müssen.

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Resistent gegen Witterung, Feuchtigkeit und Schädlinge, so beständig wie Teak, sehr gute Wärmedämmwerte und dabei so gut zu sägen, hobeln, bohren, verleimen, beschichten und beschlagen wie jede andere Holzart. Dass all diese Eigenschaften auf heimisches Kiefernholz zutreffen, hätte vor ein paar Jahren kaum jemand vermutet. Tatsächlich entwickeln sich speziell behandelte Kiefernholzkanteln langsam, aber sicher zu einer echten Alternative zu Tropenholz. Die erstaunliche Verwandlung wird möglich durch die Belmadur-Holzmodifizierungstechnologie von BASF; ein Verfahren, das seinen Ursprung in der Textilindustrie hat.

Dort ist die Vernetzung von Zellulosefasern ein gängiger Prozess zur Herstellung von hochveredelten Textilien, die dadurch pflegeleicht und bügelfrei werden. Analog zu diesem Verfahren kann getrocknetes Kiefernholz mittels der Belmadur-Lösung in seinen Eigenschaften verändert werden. Dabei kommt es zu einer Vernetzung (Cross-Linking) der Hauptkomponenten Zellulose, Hemizellulose und Lignin. Zurück geht die Idee auf eine Entwicklung von Prof. Holger Militz von der Universität Göttingen, der sich seit Jahren mit der Modifizierung von Holz beschäftigt und herausfand, dass ein Textilvernetzer auch im Holz viel Gutes tun kann.

„Als wir von dieser Möglichkeit hörten, haben wir sehr schnell erkannt, dass Belmadur-Kiefer eine einmalige Chance für den Fenstermarkt ist“, erinnert sich Stefan Glashauser, Vertriebsleiter der Münchinger Holz-Import- Export GmbH. Das Unternehmen mit Stammsitz im baden-württembergischen Ötisheim ist deutschlandweit der Systempartner von BASF für Belmadur-Kiefer-Fensterholz.

Im Detail sind zwei Schritte zum Imprägnieren der heimischen Kiefer notwendig: Im ers - ten Schritt wird mittels Vakuumdruck technik Belmadur-Lösung ins Holz eingebracht. Im zweiten Schritt wird das mit Belmadur- Lösung getränkte Holz bei Temperaturen von mehr als 100 Grad getrocknet. Gleichzeitig erfolgt die Vernetzung durch Polykondensation der Belmadur-Vernetzermoleküle.

„Nach der Modifizierung ist Münchinger- Belmadur dauerhaft wie edles Tropenholz, es quillt und schwindet deutlich weniger, die kapillare Wasseraufnahme ist entscheidend reduziert, es bilden sich keine Harzflecken mehr auf dunklen Beschichtungen, weiße Anstriche werden nicht mehr verfärbt“, erläutert Glashauser die Auswirkungen der Modifizierungen.

Außerdem behalten die Anstriche laut Münchinger deutlich länger ihre Brillanz und müssen weniger oft gepflegt werden. Zwar gehe in der deutschen Forstwissenschaft der Trend zu Laub- und Mischwäldern. Doch seien die Standorte, an denen Kiefern wachsen, dafür ohnehin ungeeignet. Daher „haben wir eine Versorgungssituation, von der man bei Tropen- oder Plantagenholz nur träumen kann.“ Doch wie kommt man als Holzhersteller und Vermarkter darauf, mit dem Ludwigshafener Chemieriesen zu kooperieren? „BASF suchte einen Partner, der sowohl über technische Kompetenz als auch Erfahrung im Fenstermarkt verfügte und, typisch Mittelstand, Dinge schnell entscheidet und mit Nachdruck umsetzt“, erklärt Glashauser. Im Wesentlichen habe BASF die Zulassung von Belmadur als Holzart für den Fensterbau betrieben, Münchinger bereitete den Marktauftritt vor. Seit der Verband Fenster und Fassade (VFF) im Februar 2009 die Zulassung für Münchinger- Belmadur erteilte und das Institut für Fenstertechnik (ift) die Produktion einer Prüfung unterzog, verarbeiten nach Angaben von Münchinger bereits mehr als 300 Fensterbauer regelmäßig Münchinger-Belmadur.

Außerdem ließen sich zirka 3.500 Verarbeiter durch BASF und Münchinger schulen. „Es wurden schon weit mehr als 20.000 Fenster eingebaut“, erklärt Glashauser. Die Vorteile liegen für ihn auf der Hand: „Der Verarbeiter kann seinen Kunden ein Fenster anbieten, das mit Holz aus nachhaltiger Forstwirtschaft gebaut wurde und dabei witterungsbeständig und maßhaltig wie edles Teak ist, pflegeleicht, energiesparend und ökologisch sinnvoll.“ Bei der Fertigung müssten im Vergleich zu naturbelassener Kiefer keine Änderungen beachtet werden. Fenster bauer, die ausreichend Erfahrung mit empfindlichen Holzarten wie beispielsweise der Tanne haben, bräuchten keine besonderen Maßnahmen ergreifen. Wer eher die Verarbeitung von Harthölzern gewohnt ist, sagt der Vertriebsleiter, muss bei der Verarbeitung Anpassungen vor - nehmen und sollte in Zweifelsfällen seine Maschinen- und Werkzeuglieferanten um Rat fragen. Auf die Frage, wie es nach dem „Traumstart“ für die Münchinger Gruppe nun weitergehe, erklärt Glashauser: „Wir wollen Anfang 2011 unsere eigene Kesseldruck-Imprägnieranlage in Leutershausen in Betrieb nehmen. Das Genehmigungsverfahren läuft.“ Dabei werde modular gebaut, um „der sicher steigenden Nachfrage in den Folgejahren“ nachkommen zu können. Schon jetzt zeigten Referenzen, dass Münchinger- Belmadur in Neubau, Renovierung und Denkmalschutz Verwendung findet. Zurzeit nutzt Münchinger noch die Pilotanlage auf dem BASFWerksgelände in Ludwigshafen, um die modifizierten Kieferkanteln herzustellen.