Marktlage Fensterbeschläge Stimmungsbarometer uneinheitlich

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Titelthema

Für das Titelthema wollte es die GFF-Redaktion genau wissen. Um der aktuellen Lage auf dem Fensterbeschlagmarkt auf den Grund zu gehen, haben wir beim FVSB nachgehakt, stellen eine aktuelle Studie zur DACH-Region vor und lassen Hersteller zu Wort kommen.

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    Die Ergebnisse der Studie von Interconnection Consulting zum Absatz von Fensterbeschlägen in der DACH-Region. Favoriten sind nach wie vor Drehkipp-Beschläge.
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    Holger Koch vom FVSB prognostiziert für 2018 ein Wachstum von zirka 3,3 Prozent gemessen am Gesamtvolumen des Marktes.

Holger Koch, stellvertretender Geschäftsführer im Fachverband Schloss- und Beschlagindustrie (FVSB), bewertet den aktuellen Fensterbeschlagmarkt unaufgeregt, fast möchte man sagen, gelassen. Die Absatzzahlen für Fensterbeschläge entwickeln sich nach Aussagen des Fachhandels in Deutschland rückläufig, sagt er. Das überrasche nicht, nehmen doch die Zahlen der Fensterhersteller sowie der produzierten Fenster in Deutschland derzeit geringfügig ab, was auf einen verstärkten Importdruck zurückzuführen sei.

Markttreiber Mehrfamilienhäuser

„Die Produktionszahlen der Beschlaghersteller liegen dagegen meist im grünen Bereich“, erläutert Koch, die Entwicklung der Absatzzahlen profitiere von der steigenden Auslandsnachfrage. Das habe damit zu tun, dass Abnehmer zunehmend jenseits der Grenzen zu finden seien. „Die Beschläge werden verstärkt in Länder exportiert, in denen Fenster kostengünstig produziert und anschließend wieder nach Deutschland exportiert werden“, erklärt er. „Diese Veränderung der Handelswege resultiert nicht zuletzt aus der aktuellen Verlagerung der Baunachfrage weg vom Eigenheim hin zum Mehrfamilienhaus, wo bevorzugt Kunststofffenster einfacher Bauweise, zum Beispiel aus Polen, verarbeitet werden.“ Der Zahlen-Experte vom FVSB beruft sich dabei auf die jüngst aktualisierte Fenstermarktstudie von Heinze, ein Gemeinschaftsprojekt, an dem vier Branchenverbände beteiligt sind. „Unsere Prognosen gehen für 2018 von einem gesamten Marktvolumen in Höhe von 14,7 Mllionen Fenstereinheiten aus, was einem Wachstum von 3,3 Prozent entspricht.“ Dabei sei im Neubau von Mehrfamilienhäusern der Strukturwandel im deutschen Kunststofffenstermarkt am stärksten ausgeprägt.

„Beim Bau von Einfamilienhäusern oder auch im  Renovierungsbereich sind tendenziell höherwertige Fenster gefragt, z.B. aufwändigere Bauweisen, Sonderfarben, aber auch Holz- und Holz/Alu-Fenster“, sagt Koch. Die Geschäfte in der Fenster- und der Beschlagbranche verlaufen daher unterschiedlich, je nachdem, in welchem Bereich sich ein Unternehmen positioniert hat. Der Neubau von Mehrfamilienhäusern boome derzeit mehr als die anderen Bereiche. „Mit einem Anteil von 57 Prozent am Gesamtvolumen ist der Absatz für Fenster bei Renovierungen zwar noch immer der stärkste Bereich, entwickelt sich aber weniger dynamisch.“

Die weiterhin guten Rahmenbedingungen für die Bauindustrie verortet Holger Koch vor allem bei der großen Nachfrage nach Wohnungen, in der demografischen Entwicklung und auch in der niedrigen Zinssituation. „Ob es für den Neubau von Mehrfamilienhäusern zusätzliche Abschreibungsmöglichkeiten geben wird, hängt von der zukünftigen Bundesregierung ab. In den Wahlprogrammen sahen jedenfalls alle Parteien einen hohen Bedarf, bezahlbaren Wohnraum zu schaffen“, fügt er hinzu. Keine detaillierten Zahlenangaben haben wir dazu gefunden, welche Fensterbeschläge speziell in Deutschland am gefragtesten sind. Dennoch gibt es Zahlen, aber für die DACH-Region: Eine aktuelle Studie von Interconnection Consulting in Österreich beschäftigte sich mit dem Absatz von Beschlaggarnituren auf allen drei Märkten.

Absatz in der DACH-Region

„Von der Bauoffensive profitieren vor allem ausländische PVC-Fensterproduzenten“, erklärt Studienautor Lazlo Barla. Da Wohnbauprojekte in Ballungszentren generell preisgetrieben seien, habe dies zur Folge, dass Anbieter aus Osteuropa in der Regel den Zuschlag erhielten. So sei die Zahl der Importe in den vergangenen Jahren kontinuierlich gestiegen, was sich im Umkehrschluss auf die nationale Produktion auswirke. Die abgesetzten 17,4  Millionen Beschlaggarnituren bedeuten ein Minus von 0,6 Prozent im Verhältnis zu 2016. Die Wachstumsflaute setzt sich nach Erkenntnissen des Marktforschungsinstituts bis 2020 fort. Dennoch schätzt Barla die Entwicklung für die Zukunft positiv ein: Trotz der schwierigen Situation heimischer Anbieter von Fensterbeschlägen werde der Markt bei wertmäßiger Betrachtung ansteigen. Zum einen begründet er dies mit den qualitativ höherwertigen und daher teureren Beschlägen, wie sie für den Einbruchschutz nötig sind. Zum anderen will er in seiner Marktstudie herausgefunden haben, dass die Zahl einfacher Fensterbeschläge in der DACH-Region rückläufig ist, während der Absatz hochwertiger und damit teurerer Schiebe-Elemente bei den Fenster- und Balkontüren kontinuierlich ansteige.

Drehkipp auf Pole

Der Erhebung zufolge machen Drehkipp-Beschläge in Deutschland, Österreich und der Schweiz den Löwenanteil aus. Drei von vier Fenstern gehören diesem Beschlag-Segment an. Zwei Prozent Marktanteil verbuchen großflächige Schiebe-Elemente. Die Öffnungsart Hebeschiebe „liegt voll im Trend“, sagt Lazlo weiter.