Tür mit Blatt-Ausschnitt und vorgehängten Sprossen Sehenswertes Meisterstück von Karl Hilbert

Karl Hilbert hat als Meisterstück eine besondere Holz-Hauseingangstür gefertigt. Mit gebogenen Sprossen, einer aufwändigen Verglasung und verdeckt liegenden Bändern führt das Element zeitgenössische Handwerkstechnik und Gestaltungsreferenzen aus dem Jugendstil zusammen.

Karl Hilbert hat als Meisterstück eine Holz-Hauseingangstür gefertigt. Dem Türblatt ist auf der Außenseite ein aufwändig verglaster Sprossenrahmen vorgesetzt. - © Hilbert

Mitte 2020 hat Karl Hilbert (Biographie siehe unten) seine Weiterbildung zum Glasermeister mit der Fertigung einer anspruchsvollen, modernistischen Hauseingangstür erfolgreich abgeschlossen. Die Tür besteht aus zwei miteinander verbundenen Elementen aus Eichenholz, veredelt in der Farbe Umbragrau: dem Türblatt und einem auf der Außenseite vorgesetzten Sprossenrahmen. "Ich hatte es mir als Aufgabe gestellt, vorne einen Rahmen aufzusetzen, um innen und außen unterschiedliche Ansichten zu erhalten", sagt Hilbert im Gespräch mit GFF. Gemeinsam ist beiden Elementen der Lichtausschnitt in Blattform, der durch eine in die Verglasung integrierte Kunstglasscheibe grün schimmert.

Lichtausschnitt in Blattform und vorgesetzte Sprossen

Meisterstück Karl Hilbert
Bei der in das Türblatt eingesetzten Verglasung handelt es sich um ein in Sonderanfertigung hergestelltes Zweifach-Isolierglas, das auf der Innenseite aus einem normalen vier Millimeter dicken Floatglas und auf der Außenseite aus dem Opalescentglas Wissmach 709 WO Mystic besteht. - © Hilbert

Konkret handelt es sich bei der in das Türblatt eingesetzten Verglasung um ein in Sonderanfertigung hergestelltes Zweifach-Isolierglas, das auf der Innenseite aus einem normalen vier Millimeter dicken Floatglas und auf der Außenseite aus dem Opalescentglas Wissmach 709 WO Mystic besteht.

Im korrespondierenden Lichtausschnitt des vorgesetzten Elements sitzt eine einzelne vier Millimeter dicke Floatglasscheibe als Witterungsschutz. Um den Ausschnitt herum zieren weiß lackierte Glasscheiben in verschieden Formen und Größen den kunstvoll gestalteten Sprossenrahmen. Ihre charakteristischen Biegungen erhielten die Sprossen durch Formverleimung in Schichten. Der am Rahmen angebrachte Edelstahl-Stoßgriff greift die gebogene Gestaltung auf, auch auf dem Türblatt ist die Form der Sprossen wiederzufinden.

Zweimal öffenbar

Türblatt Eiche in Umbragrau
Optik und Haptik stimmen: Das Eichenholz der Tür hat Hilbert mit einer wasserbasierten deckenden Beschichtung in der Farbe Umbragrau veredelt. - © Hilbert

Vier Kantriegel und zwei verdeckt liegende Bänder halten das Türblatt und den Sprossenrahmen zusammen. Mit dem Blendrahmen ist das Doppelelement ebenfalls über ein verdeckt liegendes Bandsystem verbunden. Dieses ist im Türblatt verbaut und weist ein durchlaufendes Dichtungssystem auf. Der Öffnungswinkel beträgt bis zu 180 Grad. "Wenn die Tür vollständig geöffnet ist, lässt sich der Rahmen um 90 Grad wegklappen, um das Element auch von innen reinigen zu können", erläutert Hilbert.

Käufer gesucht

Den praxisorientierten Teil I der Meisterprüfung schloss Hilbert im August 2020 mit 90,3 von 100 möglichen Punkten ab. Die Tür mit den Maßen von 1.058 mal 2.245 Millimeter ist seitdem eingelagert und wartet sprichwörtlich auf ihren Einsatz. "Vielleicht kommt irgendwann ein Käufer, vielleicht finde ich aber auch eine Möglichkeit, die Tür selbst zu verwenden", sagt Hilbert.

Lesen Sie in der GFF-Märzausgabe, wie Hilbert den auf 150 Stunden geschätzten Arbeitsaufwand in den laut Prüfungsordnung zur Verfügung stehenden acht Arbeitstagen umsetzen konnte und warum das Sprossenbiegen die größte Herausforderung war.

Kurzbiographie Karl Hilbert

Seine Ausbildung zum Glaser hat Karl Hilbert von 2014 bis 2017 im elterlichen Betrieb absolviert. Die Glaserei Manfred Hilbert im ostthüringischen Mohlsdorf-Teichwolframsdorf, geführt von Vater Frank Hilbert, fertigt hauptsächlich Haustüren, Fenster, Massivholzmöbel und Innentüren aus Holz für den Denkmal- und Wohnbereich.

Nach dem erfolgreichen Abschluss der Gesellenprüfung erhielt Hilbert ein Weiterbildungsstipendium, mit welchem er den Teilzeit-Meisterkurs an der Handwerkskammer Chemnitz (2018 bis 2020) finanzierte. Mittlerweile ist Hilbert nach München gezogen und arbeitet im Betrieb Glas Machanek. Das langfristige Ziel sei es, in die Heimat zurückzukehren und den vom Großvater gegründeten Betrieb in der dritten Generation weiterzuführen.