Haben Sie an alles gedacht? RC 2-Fenster, keine triviale Angelegenheit!

Die Polizei empfiehlt für Einbruchhemmung Fenster ab Widerstandsklasse RC 2. Dieses Sicherungsniveau fördert die Kreditanstalt für Wiederaufbau. Für Fensterbauer ist das ein interessantes Geschäftsfeld. Als Profi haben Sie aber einiges zu beachten.

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    Die Polizei empfiehlt für Einbruchhemmung Fenster ab Widerstandsklasse RC 2.
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    Ein sicheres Zuhause wünscht sich jede Familie.
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    Alexander Dupp ist ö.b.u.v. Sachverständiger und Konstrukteur/Prüfer für einbruch- sowie beschusshemmende Bauteile.

„Ein Fenster der Klasse RC 2 ist ein insgesamt geprüftes Element in eingebautem Zustand. Fällt eine der relevanten Komponenten weg, ist es kein RC 2-Fenster mehr“, sagt Alexander Dupp, ö.b.u.v. Sachverständiger und Experte in Sachen Sicherheit, und weist damit nachdrücklich darauf hin, dass die Klasse RC 2 (oder besser) nicht nur einzelne Teile eines Fensters, sondern ganz im Gegenteil das fertige, eingebaute Werk bezeichnet.

Rechtlicher Rahmen

Für den Fensterbauer gilt es, die Norm DIN EN 1627 sowie die Technische Richtlinie Nr. 20 (Ziffer 5.3.1) zu beachten: In der Norm DIN EN 1627 ist das Bauelement definiert, die Technische Richtlinie Nr. 20 betrachtet die besonderen Anforderungen an den Einbau. „Das  Bauelement – ein Fenster mit einbruchhemmenden Eigenschaften – und der Einbau beziehungsweise die Befestigung am Baukörper sind die beiden, unbedingt zu beachtenden Seiten der Medaille“, betont Roland Jaspers, Rechtsanwalt (RA) der Kanzlei Schick und Schaudt. Der Kunde erwartet beim Auftrag die Erbringung genau dieser Leistung. Bekommt er das nicht, ist die erbrachte Leistung mangelhaft – das kann juristische Folgen nach sich ziehen.

Die Verglasung

Am verständlichsten ist es für den Kunden, wenn der Fensterbauer von Panzerglas spricht. Das weckt sofort sein Vertrauen und gibt ihm Sicherheit. P4A ist die Bezeichnung des Fachmanns und die Vorgabe für RC 2-Verglasungen: Dahinter verbirgt sich ein durchwurfhemmendes Verbundsicherheitsglas (VSG), das aus zwei oder mehreren Glasscheiben besteht, die mit hochgradig reißfesten, zähelastischen Zwischenschichten fest verklebt sind. Die Zwischenschicht aus Polyvinyl-Butyral-Folien (PVB) ist klar, durchscheinend, farbig oder UV-schützend. Durchwurfhemmende Verglasungen schützen vor Einbruch sowie Vandalismus in Gebäuden und wehren den so genannten Spontanangriff auf die Verglasungseinheit ab. Die in der Norm DIN EN 356 definierten P-A-Klassen gliedern sich in fünf Gruppen mit steigender Schutzwirkung, wobei das Prüfverfahren von schweren Wurfgeschossen ausgeht und das Glas nicht durchschlagen werden darf. Für P4A gilt: Mit einer Metallkugel mit 4,11 Kilogramm Masse und einem Durchmesser von zehn Zentimeter darf eine VSG-Scheibe im Format von 900 mal 1.100 Millimeter mit drei Versuchen aus der gleichen Höhe im Schlagdreieck nicht durchschlagen werden.

Rahmen, Flügel und Beschlag

Für die Materialart des Fensterrahmens gibt es keine Vorgaben: Alle Materialien von Holz über Kunststoff/PVC bis zu Aluminium und Stahl können eingesetzt werden. Das Glas wird, um eine höhere Steifigkeit zu erreichen, zum Beispiel mit Silikon oder entsprechenden Klebstoffen im Glasfalzgrund verklebt. Essenziell und unbedingt genau zu beachten sind die Vorgaben, die die jeweiligen Systemgeber und Hersteller der Komponenten für die Klasse RC 2 machen. Die Befestigung der Beschläge am Blendrahmen erfolgt üblicherweise durch Verschraubung in die Stahlarmierung, um dadurch die ausreichende Stabilität zu gewährleisten. Das eingesetzte Beschlagsystem ist auf die Fensterkonstruktion hinsichtlich der Lage, Anzahl, Befestigung und Anordnung von einbruchhemmenden Beschlagteilen abzustimmen. Pilzkopfverriegelungen und Anbohrschutz für die abschließbare Olive sind Pflicht. In den Montageanleitungen der Systemgeber und Beschlaghersteller stehen die Details, und es ist  wichtig, das Kleingedruckte in die Tat umzusetzen.

Das Mauerwerk und die Befestigung

Die Geschichte des Einbrechers, der mit dem gesamten Fenster-Rahmen plötzlich im Haus stand, dürfte durchaus auf Tatsachen beruhen: Die fachgerechte Montage des Fensters am Haus ist mindestens so bedeutsam wie das Fenster selbst. Und auch wenn der Fensterbauer oder -monteur an der Wand nichts ändern kann: Er muss die Festigkeitsklasse des vorhandenen Mauerwerks kennen – insbesondere um die passenden Schrauben zur umlaufenden Befestigung (auch bei Rollläden) auszuwählen. Das Mauerwerk hat ebenfalls den Voraussetzungen der Norm zu entsprechen. Liegt kein normgerechtes, sondern ein zu poröses, nicht festes Mauerwerk vor: Stopp! Das Fenster der Klasse RC 2 oder besser ist hiermit gescheitert.

Druckfeste Hinterfütterung

Auf der Höhe der Pilzkopfverriegelungen und der Befestigungspunkte muss je nach Prüfzeugnis beim Einbau das Fenster druckfest hinterfüttert werden. Das Material dafür muss verrottungssicher sein. Bequemer als Holz in der Anwendung – weil er sich an häufig vorkommende Unebenheiten im Mauerwerk anpassen lässt und erst dann fest wird – ist der Fenstermontage-Kleber von Illbruck SP351: Er ist speziell für den Einbau von Sicherheitsfenstern bis zur Klasse RC 3 geprüft und als Spritzklotz zum Patent angemeldet.

Die Fenster gemäß Klasse RC 2 (und besser) benötigen ein Prüfzeugnis einer neutralen Prüfstelle wie zum Beispiel des ift in Rosenheim. Der Fensterbauer muss dieses Prüfzeugnis im Detail kennen und in den von ihm hergestellten Fenstern exakt realisieren.

Prüfzeugnis

Um sicherzustellen, dass die produzierten Fenster wirklich gleichbleibend der Qualität des ursprünglich geprüften Musterfensters entsprechen, empfiehlt es sich, die Fenster-Produktion einer laufenden Fremdüberwachung mit regelmäßigen Kontrollprüfungen zu unterziehen. Zertifizierungs- und Prüfstellen sind beispielweise das ift Rosenheim, das PIV Velbert, VdS Schadenverhütung Köln, DIN CERTCO Berlin. Das Prüfzeugnis schreibt sämtliche Details von der Größe bis zur Anschlagart des Fensters fest: Was ist im System zu beachten? Wie muss der Baukörper-Anschluss erfolgen? Welche Druckfestigkeit muss das Mauerwerk aufweisen? Dieses Prüfzeugnis ist dem Auftraggeber im Schadensfall auf Verlangen vorzulegen.

Alexander Dupp empfiehlt allen, neu in das Geschäft mit einbruchhemmenden Fenstern einsteigenden Fensterbauern, sich gut zu informieren und eine Schulung zu absolvieren. Fehlt eines der für RC 2 charakteristischen Elemente, ist die Nachbesserung der erbrachten Leistung wahrscheinlich das kleinste aller möglichen Übel. Ein ausgeraubter Tresor führte gerichtlich schon mal zur Erstattung des Schadens in Höhe von 30.000 Euro durch den Fensterbauer.