PHI goes Mainstream Passivhaus – einfach besser wohnen

Deutet sich am wissenschaftlich dominierten Passivhaus Institut (PHI) ein Strategiewechsel an? Das war Thema am Julitermin bei GFF mit Dr. Benjamin Krick, Architekt und seit der GmbH-Gründung einer von fünf Geschäftsführern, und Franz Freundorfer von Pro Passivhausfenster.

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    Dr. Benjamin Krick ist nach der GmbH-Gründung im Frühjahr zu einem von fünf Geschäftsführern aufgestiegen und verantwortet das Thema Personal.
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    Franz Freundorfer, gelernter Schreiner und Ingenieur, ist Geschäftsführer von Pro Passivhausfenster und Lizenzgeber für das internationale SmartWin-Netzwerk.

„Wir haben sehr viel erreicht, nicht nur im Aufbau des weltweiten Netzwerks aus Kommunen, Architekten und Bauausführenden, sondern auch in der Beeinflussung der Energiepolitik in Deutschland. Gleichzeitig sind wir hinter unseren Erwartungen zurückgeblieben“, konstatiert Dr. Benjamin Krick und betreibt Ursachenforschung. Er, der selbst ein Strohballenhaus gebaut hat und als Architekt die Komponentenzertifizierung betreut – die heimische Fensterszene habe sich nur marginal an der Ausschreibung des diesjährigen, auf der Tagung im Herbst in China verliehenen Passivhouse Component Awards beteiligt – beansprucht zwar, Produktentwicklungen beeinflusst zu haben; doch dass der Baustandard Energieeinsparungen im Gebäudesektor bis 90 Prozent verspricht, hat bisher ähnlich wie die damit verbundenen wirtschaftlichen Argumente noch nicht zum ganz großen Boost geführt. Franz Freundorfer, der einst ausgehend von Prof. Wolfgang Feists Wunsch-U-Wert die ersten Passivhausfenster entwickelte und inzwischen bei einem bezahlbaren Lüftungsssystem angekommen ist, verweist in der Positionierung zum Markt hin auf die jedem Fensterbauer von der Baustelle bekannte Schnittstellenproblematik: „Wir haben das Passivhaus Institut, die zertifizierten Architekten, die Hersteller und die bauausführenden Betriebe und wir haben die privaten Bauherren. Wer macht was, wer kommuniziert was?“

Dicke Bretter bohren

Vielleicht ist es ja wirklich so, dass der Fokus noch nicht ausreichend auf dem Mehrwert für Bewohner liegt, nach dem Motto: Passivhaus – einfach besser leben. Diesen Schluss legt eine spontane Videoproduktion anlässlich des Ortstermins von Krick und Freundorfer am Sitz des GFF-Herausgebers Holzmann Medien in Bad Wörishofen nahe; weder die Immobilienbesitzerin, die ganz augenscheinlich Mondpreise fürchtete, noch der junge Kollege mit Hausbau-Ambitionen scheinen die Option Passivhaus auf dem Radar zu haben. Beide Szenevertreter räumen ein, dass Marketing in der Geschichte des Darmstädter Instituts stiefmütterlich behandelt worden sei; nun haben sich, nach dem Rückzug von Gründer Prof. Feist aus der Dozententätigkeit an der Uni Innsbruck und aus der großen Verantwortung der Einzelunternehmung, die Strukturen mit der Gründung einer GmbH im Frühjahr geändert. Die Geschäftsführer Jürgen Schnieders (Sprecher), Jan Vahla (Finanzen), Jan Steiger (Events, große Projekte), Jessica Grove-Smitz (internationale Kommunikation) bilden operativ das Line-up.

Womöglich gibt es noch Verstärkung im Bereich Marketing und Vertrieb. Dass da weiters Bretter zu bohren sind, zeigt das Gespräch mit dem Bauherrn der Zukunft fürs GFF-Video (siehe www.gff-magazin.de): „Ein Passivhaus? Aber ich will Wohnkomfort, Behaglichkeit, keine Zugluft am Fenster, helle Räume und eine gute Luftqualität“, entgegnet der junge Kollege dem entsprechenden Ansinnen.