Nachhaltige Bestandsfenster Nicht entsorgen, lieber aufrüsten

Es gibt eine nachhaltigere Lösung, als alte Holzfenster wegen ihrer schlechten Wärmedämmung gegen Kunststofffenster auszutauschen. Das PfB empfiehlt, diese Elemente durch Verblendungen mit Aluminiumprofilen nachzurüsten, und hat das gerade an den eigenen Fenstern vorexerziert.

Das PfB hat die eigenen Holzfenster am Institutsgebäude mit dem System S3 Innova nachgerüstet. - © PfB

Nachhaltigkeit bedeutet für Rüdiger Müller, den Institutsleiter des Prüfzentrums für Bauelemente (PfB), die Gebrauchstauglichkeit so lange wie möglich zu erhalten. Noch gut erhaltene Holzfenster sollten laut Müller zur Ressourcenschonung und Verlängerung der Lebensdauer sowie für die Verbesserung der Nachhaltigkeit daher lieber umgerüstet werden.

Neue Scheiben und Schalen

Eine Verbesserung des Bestands erfolgt dem PfB-Experten zufolge zum einen durch den Austausch der Isolierglasscheibe mit üblicherweise zirka 3,0 W/m2K gegen Isolierglasscheiben mit 1,1 bis maximal 1,3 W/m2K und zum anderen durch die Funktionsüberprüfung und die Verbesserung der äußeren, häufig stark abgewitterten Oberfläche. Eine wesentliche technische Verbesserung bewirkt die Verblendung der außenseitigen Oberflächen mit Aluminiumprofilen. Damit wird das Holzfenster zu einem Holz/Alu-Fenster umgebaut. Da es Müller zufolge immer noch die klassische Forderung gibt, dass die Aluschalen einen größeren Abstand zum Holzfenster aufweisen müssten, veranlasste das PfB vorsorglich eine alle drei Monate angesetzte Untersuchung.

An eigenen Fenstern getestet

Das PfB hat das Unternehmen Stoll Fenstertechnik damit beauftragt, an seinen, im ersten Stock eingebauten und bereits 30 Jahre alten, Fenstern (IV 56) das System S3 Innova nachzurüsten. Hierbei hat der Fachbetrieb jeweils ein Fenster, bestehend aus einem Drehflügel und einer gekoppelten Festverglasung, an der Nord-, Süd-, Ost- und Westseite durch die Aufbringung entsprechender Aluschalen umgerüstet. Zuvor erfolgte der Austausch der alten Isoliergläser gegen Isoliergläser mit besserer Wärmedämmung. Da die Aluschalen nur einen Abstand von zirka einem Millimeter zur Holzoberfläche aufweisen, nahm Stoll Fenstertechnik an allen vier nachgerüsteten Fenstern Beobachtungen insbesondere hinsichtlich der etwaigen Holzfeuchtezunahme vor.

Vor der Umrüstung der Fenster wurden in verschiedenen Bauvorhaben im Raum Bodensee Fenster begutachtet, welche bereits vor mehr als zehn Jahren mit dem System S3 Innova umgerüstet wurden. An keinem der Fenster stellte das PfB größere Feuchtigkeitszunahmen fest. Im Gegenteil, durch den äußeren Wetterschutz lag keine jahreszeitlich bedingte Erhöhung der Holzfeuchtigkeit vor. Das Institut beobachtete sogar einen Holzfeuchterückgang und ein gleichmäßiges Holzfeuchtegefälle zwischen der raumseitigen sowie außenseitigen Oberfläche.

Umrüstung hat zahlreiche Vorteile

Durch die Renovierungsmaßnahme geht Müller von einer Gebrauchstauglichkeit von 50 Jahren aus. Aufgrund der Feststellungen führt er folgende Vorteile des Renovierungssystems auf:

  • Es tritt keine Feuchtigkeitszunahme durch die möglicherweise theoretisch anzusetzende Tauwasserbildung an der äußeren, hinter der Aluschale befindlichen Holzoberfläche auf.
  • Aufgrund der Aluminiumschale kommt es nicht zu einer jahreszeitlich bedingten Feuchtigkeitszunahme z.B. durch den Wettereinfluss, was gerade bei den sonnen- und schlagregenbeeinflussten Himmelsrichtungen, die einer direkten Wetterbelastung ausgesetzt sind, der Fall ist.
  • Das System führt zu einer Verbesserung der Schlagregendichtheit und Luftdurchlässigkeit durch eine weitere, in die äußere Aluschale integrierte, umlaufende Dichtungsebene sowie Wasserabrisskante.
  • Keine weiteren Wartungs- und Streicharbeiten an der äußeren Oberfläche sind nötig. Das System verfügt jahrelang über ein schönes Aussehen.
  • Die Gestaltungsmöglichkeiten in der Farbgebung sind vielfältig; selbst die dunkle, anthrazitfarbene Beschichtung der Aluminiumschalen stellt für das darunter liegende Holz kein Problem dar.