GFF Baden-Württemberg zeigt sich transparent Mitglieder wissen, woran sie sind

Auf der Mitgliederversammlung des Fachverbands Glas Fenster Fassade Baden-Württemberg (GFF BW) am 13. April spielte die Nachwuchsgewinnung eine zentrale Rolle. Nicht minder wichtig war das eigene Streben nach Transparenz, welche der Verband aber auch von anderen einfordert.

Zirka 40 Delegierte besuchten die Mitgliederversammlung, um sich aus erster Hand über Aktuelles im GFF BW zu informieren. - © Mateja

Auf seiner Frühjahrsmitgliederversammlung hat der Fachverband Glas Fenster Fassade Baden-Württemberg (GFF BW) wieder seine Stärke gezeigt: die Transparenz. Ganz offen sprachen Hauptgeschäftsführer Waldemar Dörr und Vorsitzender Jürgen Sieber über Finanzen, die Situation mit Auszubildenden sowie Meisteranwärtern, relevante Themen – und die vergangene Mitgliederversammlung des Bundesinnungsverbands des Glaserhandwerks (BIV).

Sieber stellte die Handwerker Games vor, eine Aktion der Kreishandwerkerschaft Ravensburg, bei der Schulklassen in handwerklichen Wettkämpfen gegeneinander antreten. Das Ziel ist es, die Schüler für eine Ausbildung im Handwerk zu begeistern. Der Verband denkt hierbei langfristig und nicht kurzfristig. „Inwiefern das Früchte trägt, können wir jetzt noch nicht sagen. Die jetzt noch jungen Teilnehmer befassen sich erst in ein paar Jahren mit der Berufswahl“, sagte Sieber. Das Echo zur Veranstaltung sei überwältigend. Es gebe bereits mehr Anfragen von Schulklassen, als freie Plätze zur Verfügung stehen würden. Der GFF BW tritt bei der nächsten Ausgabe der Handwerker Games als Sponsor auf, um seine Visibility weiter zu erhöhen. Sieber zeigte zudem mehrere Imagefilme zur Veranstaltung, die die Verbandsmitglieder u.a. auf ihren sozialen Netzwerken streuen können.

Das war nicht der einzige Imagefilm, den die Delegierten an diesem Tag sahen. Dörr spielte ein Video ab, das Gutmann Bausysteme zusammen mit der Gewerblichen Akademie für Glas-, Fenster- und Fassadentechnik in Karlsruhe drehte. Das Unternehmen unterstütze die Ausbildung der nächsten Glasergenerationen u.a. mit Materialspenden. „Filme wie dieser bringen ebenfalls einen Mehrwert, um damit unser Gewerk als attraktiv zu präsentieren“, sagte Dörr.

Qualitativ hochwertige Ausbildung

Der Verband ist besonders bemüht, was ein Resultat des negativen Trends der vergangenen Jahre bei der Aus- und Weiterbildung gewesen sein mag. Sank die Anzahl der Lehrlinge 2017/2018 auf 248 Teilnehmer, hat sie sich wieder etwas erholt. 2018/2019 zählt die Akademie 274 Teilnehmer. Zu erwähnen ist zweifellos die hohe Anzahl an Lehrlingen (19), die von anderen Handwerkskammern für ihre Ausbildung nach Karlsruhe kommen.

Für den in diesem Sommer beginnenden Meistervorbereitungskurs gibt es gegenwärtig 19 Anmeldungen – alle für eine Ausbildung in Vollzeit. Obwohl die Meisterkurse sich aufgrund zu niedriger Teilnehmerzahlen nicht immer für den Verband rechnen, plane Dörr keine erhebliche Preissteigerung: „Ich will den Anwärtern keine noch größere finanzielle Belastung zumuten.“ Die Delegierten quittierten dies mit Beifall.

Verschiedene Themen im Blick

Der Fachverband hat beim ift Rosenheim einen Antrag auf ein Forschungsvorhaben zu Schimmelpilz im Fensterfalz gestellt. Bislang habe eine leistungsfähige Lüftung als Lösung für das Problem gegolten. „Oft greifen Architekten zu zentralen Lüftungsanlagen“, berichtete Sieber. „Wenn diese jedoch nicht exakt justiert sind, entsteht ein Überdruck – und damit wieder Schimmel.“ Eine Genehmigung für das Vorhaben sieht Sieber zum Zeitpunkt der Versammlung als wahrscheinlich an.

Technischer Berater Jan Eiermann lieferte eine Übersicht der Tätigkeitsbereiche der Technischen Beratung des GFF BW. In mehr als 1.000 Beratungsstunden half die Beratungsstelle Betrieben bei Problemen. Besonders häufig waren Anfragen zur DIN 18008, Glasstatik, Barrierefreiheit, Statik von Fensterwänden und zu Bewertungen einer etwaigen visuellen Beeinträchtigung. Auf Nachfrage riet Eiermann beim Umgang mit der DIN 18008 dazu, Kunden auf aktuelle Diskussionen hinzuweisen, aber eine schriftliche Entscheidung des Bauherrn einzuholen.

Weiterhin bietet der Verband verschiedene Seminare zur Weiterbildung an. In diesem Jahr gab es bereits vier Veranstaltungen, und weitere sechs sind geplant. Dörr wies insbesondere auf die Asbest-Schulungen hin. Warum Asbest weiterhin relevant ist und sogar künftig noch wichtig wird, machte Glasermeister Thomas Wagner zum Abschluss der Versammlung in seinem Referat deutlich. Er merkte an, dass das Material trotz eines schon länger anhaltenden Verbots noch heute im Gebäudebestand vorkommt. „Wir wissen nicht, wo Asbest heute noch drinsteckt und wo nicht. Es gibt dazu keine genauen Daten“, mahnte er. Anwohner seien heute besonders für das Thema sensibilisiert. Wenn also ein Asbestverdacht bestehe und der ausführende Betrieb nicht dementsprechend agiere, dann stehe die Baustelle schnell still.

Verband lebt vor, was er fordert

Bei der Vorlage des Rechnungsergebnisses 2018 zeigte sich die Geschäftsführung gewohnt transparent. Das Ergebnis: Der GFF BW schreibt weiter schwarze Zahlen. Auf Fragen zum Haushaltsplan reagierte Dörr mit Verständnis und Erläuterungen. „Sie sehen, wofür wir unser Geld verwenden und woher wir es bekommen“, betonte er. In seinem Bericht zur vergangenen Mitgliederversammlung des Bundesinnungsverbands des Glaserhandwerks (BIV) in Erfurt machte der Vorstand deutlich, dass die vom GFF BW gelebte Transparenz beim BIV alles andere als üblich ist. Besonders prekär wirkt dieses Spiel hinter verschlossenen Türen in Anbetracht dessen, dass der BIV mit einer Beitragerhöhung liebäugelt – ohne Mehrwerte zu bieten. Die Erhöhung scheine nur dem Erhalt des Verbands zu dienen. Dörr rechnete vor, welche Auswirkungen die Steigerung der BIV-Beiträge auf die Mitgliedsbeiträge der Betriebe des GFF BW hätte. „Auf lange Sicht kommt uns das teuer“, ergänzte Sieber. Der Vorstand gab seinen Mitgliedern daher eine Hausaufgabe bis zur nächsten GFF BW-Mitgliederversammlung auf. „Machen Sie sich Gedanken, wollen Sie die Preiserhöhung? Wenn nein, wie reagieren wir, wenn sich – wider Erwarten – die Mehrheit doch dafür entscheiden sollte“, sagte der Hauptgeschäftsführer des GFF BW.

Als mögliche Reaktion auf eine Preiserhöhung brachte der Vorstand einen Ausstieg ins Gespräch. „Wäre ja nicht das erste Mal“, sagte Sieber. Dass ein Fachverband auch ohne BIV etwas bewegen kann, zeigt die Glaser-Innung Niedersachsen. Doch bat der Vorstand auch darum, die negativen Seiten zu betrachten. „In Fällen wie der Verhandlung von Einkaufskonditionen bei Transportern und Pkw diskutieren die entsprechenden Anbieter häufig nur mit einem Bundesinnungsverband“, sagte Dörr. Diese Tür bleibe dem Verband mit einem Austritt verschlossen. Bei der nächsten Mitgliederversammlung stimmen die Delegierten demnach über die Zukunft des GFF BW mit – oder vielleicht auch ohne – BIV ab.