Wertschöpfung durch Wertschätzung Mit Herzblut für Region und Mitarbeiter

Die Firma Heideglas Uelzen geht neue Wege in der Mitarbeiterbindung und der Förderung von Nachwuchskräften. Für sein Engagement hat der familiengeführte Meisterbetrieb den Sonderpreis Handwerk beim bundesweiten Wettbewerb Mein gutes Beispiel abgeräumt.

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    © Friedrichs
    Setzen auf ein gemeinschaftliches Miteinander im Betrieb: Thorsten, Tanja und Hanna Neumann (v.li.)
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    Feierliche Preisverleihung in Berlin
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    © Neumann
    Liegen im Ruheraum

Viele Glaserbetriebe sind im ländlichen Umfeld angesiedelt. Das gilt ebenso für Heideglas Uelzen im niedersächsischen Uelzen. Die 33.000-Einwohnerstadt in der Lüneburger Heide ist die Heimat von Torsten und Tanja Neumann. Trotz des gut gemeinten Ratschlags „Wenn Du was werden willst, musst Du von hier weggehen!“ hat sich das Ehepaar fürs Bleiben entschieden. „Wir sind hier aufgewachsen und wollen auch den Nachwuchs hier halten“, sagen beide. Gemeinsam haben sie 2003 einen Glasgroßhandel gegründet, später kam die Werkstatt hinzu. Aktuell beschäftigen sie sieben Mitarbeiter und drei Auszubildende – zwei angehende Glaser und einen angehenden Groß- und Außenhandelskaufmann. Auch die zweite Familiengeneration ist längst im Betrieb tätig: Tochter Hanna hat eine Ausbildung zur Europasekreträrin absolviert und anschließend einen Bachelor of Arts im Studiengang Handel und Logistik erworben. Bei Heideglas Uelzen kümmert sich die 25-Jährige um die Buchhaltung und das Marketing. Sohn Jonas hat nach dem Abitur eine Glaserausbildung im elterlichen Betrieb gemacht. Zurzeit besucht der 20-Jährige neben seinem Job die Meisterschule.

Powernapping im Pausenraum

Den Neumanns sind eine hohe Mitarbeiterzufriedenheit und flexible Arbeitszeitgestaltung wichtig. So können die Angestellten Kind oder Hund mit zur Arbeit bringen. „Das war bei uns schon immer selbstverständlich“,sagt Tanja Neumann. Seit einigen Jahren laden zwei Kippliegen im Pausenraum zum Powernapping ein. Das werde sehr gut angenommen und fördere die Konzentration, berichtet die Glasermeisterin. Wer in der Mittagszeit lieber aktiv ist, kann zum Tischtennisschläger greifen und ein Match auf der bereitgestellten Platte austragen. „So ist für jeden was dabei“, ergänzt Inhaber Thorsten Neumann. Der langjährige Einsatz für Mitarbeiter und Region hat sich gelohnt: Beim Wettbewerb Mein gutes Beispiel der Bertelsmann Stiftung und des Zentralverbands des deutschen Handwerks (ZDH) hat Heideglas Uelzen gerade den Sonderpreis Handwerk abgeräumt. Die Unternehmerfamilie zeige, dass es mit viel Herzblut möglich ist, ein kleines Unternehmen in einer strukturschwachen Region erfolgreich zu führen, urteilte die Jury. „Das war sehr aufregend“, erinnert sich Hanna Neumann, die die Auszeichnung zusammen mit ihrem Bruder Jonas bei der Gala in Berlin von ZDH-Präsident Hans Peter Wollseifer entgegengenommen hat.

Frisches Obst für alle

Bei Heideglas Uelzen gibt es jeden Montag frisches Obst für alle von einem regionalen Obsthändler. Was war gut und was war schlecht diese Woche? Dieser Frage stellt sich das gesamte Team während des Mitarbeitergesprächs am Freitagmorgen. Dabei wird ein Ball geworfen, der sicherstellt, dass jeder zu Wort kommt. Durch das offene Miteinander hätten die Mitarbeiter keine Hemmungen, Kritik offen anzusprechen, erläutert der Firmenchef. Auch Fortbildungen, beispielsweise zur Fachkraft für Arbeitssicherheit, zum Ersthelfer, Sicherheitsbeauftragten oder Brandschutzhelfer, sowie Fahrsicherheitstrainings werden unterstützt.

Die Liste der regionalen Kooperationen des Betriebs ist lang: Sie reicht von der Zusammenarbeit mit dem DRK-Kreisverband, der berufsbildenden Schule, der Handwerkskammer und der AOK Niedersachsen über die Teilnahme am Projekt Handwerk fördert Migranten, Ferienspaß- und Studenten-Aktionen sowie Bastel-Workshops mit Glas bis hin zur Teilnahme am Zukunftstag, Präsenz auf Berufsorientierungsmessen und Beschäftigung von Praktikanten.

Langfristig ist die Firmenphilosophie von Heideglas Uelzen der Garant für die wirtschaftliche Zukunftsfähigkeit: „Wir haben so gut wie keine Fluktuation“, bestätigt Tanja Neumann. Viele Mitarbeiter hielten dem Betrieb bis zur Rente die Treue. Aber nicht nur das: Der Außendienstmitarbeiter ist 2017 mit 74 Jahren in den Ruhestand gegangen und der Glasschleifer hat seine Karriere sogar erst mit 77 Jahren beendet.

Auch einen Mangel an Fachkräften kennen die Neumanns nicht. Durch das starke Netzwerk in der Region und das soziale Engagement im örtlichen Fußballverein könne man immer wieder qualifizierte Nachwuchskräfte gewinnen. Von wegen traditionelles Männerhandwerk: Ein Drittel der Belegschaft bei Heideglas Uelzen ist weiblich: Neben Tanja und Hanna Neumann sind eine Glaserauszubildende und eine angestellte Kunstglaserin in dem Meisterbetrieb tätig.

Attraktiver Arbeitgeber

„Wir arbeiten weiter daran, ein guter Arbeitgeber zu sein und uns noch stärker für unsere Region einzusetzen“, formuliert Tanja Neumann die Ziele des Unternehmens. Und was kann sie potenziellen Nachahmern mit auf den Weg geben? „Alle unsere Maßnahmen lassen sich kostengünstig und mit wenig Aufwand umsetzen“, sagt sie. Ihre Empfehlung: „Fördern Sie Ihre Mitarbeiter – ihre Ideen und ihr Können sind die Grundpfeiler für den Unternehmenserfolg.“